aus Zeitungen und mündlich
Chronik der
DDR-Zeit

AUSLÄNDER WÄHLEN

Alle in der DDR wohnenden Ausländer dürfen wählen und gewählt werden. Im Kreis Flöha z.B. ist eine Polin Abgeordnete. Es ist nur die Frage, ob sie die Sorgen ihrer Wähler so richtig verstehen und weiterleiten kann ...

KANDIDATEN DER MASSENORGANISATIONEN

1990:
Haste schon gehört, man soll seinen Ausweis von der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft nicht wegschmeißen! - Wieso? - Na, damit man später als Verfolgter anerkannt wird! (2)

Erstmals stellen außer den Parteien auch die Massenorganisationen Abgeordnete: Freie deutsche Jugend, Gewerkschaft, Bauernverband, Frauenbund, Kulturbund, und sogar der Konsum (haha). Natürlich ist die Kirche keine Massenorganisation (1). Aber auch die Gesellschaft für Deutsch-sowjetische Freundschaft (2) nicht ...

Die zusätzlichen Mandate der Massenorganisationen sind in Krumhermersdorf fast ausschließlich mit SED-Leuten besetzt. Damit geht der Einfluß von CDU und Bauernverband in Krumhermersdorf auf etwa die Hälfte zurück.


DIE SOZIALE ZUSAMMENSETZUNG

Man fragt sich ja: Aber das sind ganz theoretisch-unpraktische Fragen. Z.B gegen die Folgende: Was kann und tut denn so ein Abgeordneter wirklich - außer Sitzungen sitzen und Statistik füllen und JA sagen?

Vor den Wahlen:
Haste schon gehört, bei Honecker ham'se eingebrochen!
Was ham'se denn geklaut?
Na, 's Wahlergebnis!
Übrigens: Die etwa gleichzeitigen Wahlen in Panama wurden wegen Wahlbetrug annulliert ... Es soll wohl (dem Buschfunk nach) DDR-weit ziemliche Unstimmigkeiten (10%) bei der Wahlauswertung gegeben haben. Z.B. zählten die Angehörigen der Sekte "Zeugen Jehovas" nicht unter Wahlberechtigte. Ungültige Stimmen (wie unsere) und Gegenstimmen wurden unterschlagen.

Warum? - Nur der Statistik zuliebe?

  1. Gegenüber dem Frauenbund oder dem Bauernverband wäre sie schon Massenorganisation gewesen. Aber da sie dem Staat nicht aus der Hand fraß, kriegte sie diesen Status halt nicht.
  2. Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) war eine der regierungstreuesten Organisationen. Als aber 1986 in der Sowjetunion die Perestroika (Umgestaltung) begann, ging die DDR-Regierung plötzlich auf kritische Distanz. Sogar die übersetzte deutsche Ausgabe der russischen Zeitschrift Sputnik wurde verboten! Ein damals unerhörter Vorgang. All die Spruchbänder mit dem verbreiteten Text "von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen" verschwanden innerhalb weniger Monate. Ein DDR-Kabarettist brachte es auf den Punkt: "Von der Sowjetunion lernen heißt singen lernen, oder so ähnlich" und ward dann einige Zeit nicht mehr im Fernsehen gesehen..