Freie Presse, Lokalseite Zschopau vom 7. Juni 1991
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Krumhermersdorfer Alpen -
und wie nun weiter?
Gemeindevertreter tagten in Krumhermersdorf

KRUMHERMERSDORF(Doe).Seit vergangenem Jahr haben die Krumhermersdorfer Kinder ein besonderes Freizeitangebot: Die "Krumhermersdorfer Alpen", wie sie ihren Abenteuerspielplatz oberhalb des Dorfes nennen. Wer hat nicht schon im Vorüberfahren die riesigen Erdhaufen liegen gesehen und sich gefragt: Wie weiter? - Das und anderes fragten sich auch die Krumhermersdorfer Abgeordneten zur Sitzung am 4. Juni.

Zur Förderung der einheimischen Unternehmer (und damit zur Schaffung von Arbeitsplätzen) waren diese 2 ha Gewerbegebiet im Herbst vergangenen Jahres gegründet worden. Damals fand sich auch eine Anzahl Firmen, die dort bauen wollten, und kurz entschlossen ließ man bereits den Mutterboden zu Haufen schieben, baute eine Trafostation und verlegte Kabel und Rohre.

Zu kurz entschlossen, wie die Gemeindevertreter heute einschätzen. Eine Viertelmillion ist ausgegeben für die Erschließung, aber Verträge hat man keine mit den zukünftigen Nutzern gemacht. Und die versuchen nun, die Preise zu drükken, 25,00 DM/qm wären zuviel. - Um sich nun nicht in endlosem Hin und Her aufzureiben, wurde beschlossen, dieses Gebiet öffentlich auszuschreiben. Mit konkreten Angeboten will man dann zum Landrat gehen und das Genehmigungsverfahren einleiten, damit die Gemeinde Krumhermersdorf diese Fläche als Gewerbegebiet kaufen und weitervergeben kann.

Was wird aus der wilden Müllkippe unterhalb der Feldgüter (am "Katzenpfötel")? Auch das war ein Punkt der Tagesordnung. Die ursprünglich für mehrere Gemeinden der Umgebung geplante Kompostierungsanlage fand weder die Zustimmung des Umweltausschusses noch die der Abgeordneten. So soll nun durch die LPG dafür gesorgt werden, daß mit Bauschutt und Mutterboden diese Deponie geebnet wird. Anschließend soll das Gelände als Kompostierungsanlage für Krumhermersdorf und als Lager für die LPG dienen.

In diesem Zusammenhang wurden auch die "Kontroll- und Weisungsberechtigten des Umweltausschusses" durch die Abgeordneten einstimmig bestätigt. Sie werden Ausweise erhalten und sind dann berechtigt, im Namen der Gemeinde Umweltsünder zur Ordnung zu rufen oder sie in krassen Fällen über den Umweltausschuß beim Landrat anzeigen zu lassen. Die Namen dieser Beauftragten sollen demnächst im "Krumhermersdorfer Mitteilungsblatt" veröffentlicht werden.

Eigentlich sollte auch eine Vorlage zum Verkehrsgeschehen im Dorf fertig sein - schon zur letzten Beratung war ja klar geworden, daß mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung keine grundsätzlichen Probleme zu lösen sind. Und die entsprechende Vorlage war demzufolge dem Bauausschuß übergeben worden. Doch dort hatte man das gar nicht erst in Angriff genommen: "darüber reden wir nun nicht mehr, wir machen uns doch nicht lächerlich." - Die Mehrzahl der Abgeordneten war sich jedoch einig, daß man grundsätzlich am Verkehrsproblem dranbleiben müsse, auch beispielsweise an der LKW-Wendeschleife im Niederdorf; oder den ständig auf der Dorfstraße spielenden Kindern; oder den Dauerparkern dort. Der Abgeordnete Gunther Kreusel (der Einbringer der betreffenden Vorlage im Mai) erklärte sich daher bereit, in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht Zschopau bis Jahresende auf eine komplexe Lösung hinzuarbeiten.

Spät war es schließlich geworden, denn zusätzlich zur Tagesordnung gab es noch dringende Probleme seitens zweier Gruppen von Gästen: Seit Jahren wird um die Entwässerung der Anliegergebäude an der Hohndorfer Straße (Pfarrstraße) geredet. Wann endlich geht es los? Im Krumhermersdorfer Mitteilungsblatt war das als eins der Beratungsthemen veröffentlicht worden. Der Bauauschuß informierte dazu, daß zwar klar ist, wohin die Anlage soll, auch mit dem Eigentümer des Grundstücks dazu Einigkeit bestehe, jedoch die Finanzierung noch unklar sei. Für den 13. Juni 91 17.30 Uhr lädt der Bauausschuß daher die Betroffenen in den "Rentnertreff" ein, um alle Probleme zu bereden.

Und Wellen schlug ebenfalls der umstrittene Beschluß der Landesregierung, allen Kindergärtnerinnen von heute auf morgen zu kündigen und sie ggf. über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen befristet wieder einzustellen. Die als Gäste anwesenden Kindergärtnerinnen zeigten sich nicht nur verunsichert, sondern auch verärgert: Kann man denn so mit Menschen umgehen? - Die Gemeindevertreter hoben an dieser Stelle die Hände: Weisung von oben! Wir können's nicht ändern, werden aber versuchen, alle Entlassenen über ABM (befristet) wieder einzustellen. Was in zwei Jahren ist, werden wir sehen. Um aber erneute Hauruck-Aktionen zu vermeiden, soll hierüber mit allen Beteiligten beraten werden, wozu der Hauptausschuß am 17. Juni 91 Kindergärtnerinnen und Elternsprecher einlädt.

Fünf Stunden fast ununterbrochene Beratung - eigentlich ist das viel zu viel. Aber Ulrich Haugke, der Vorsitzende: "Wenn wir in paar Jahren schaffen wollen, wozu der Westen 40 Jahre Zeit hatte, dann müssen wir halt die Ärmel hochkrempeln. Und mehr und länger zusammensitzen als dort, wo alles läuft." - Recht hat er ...