Freie Presse, 9. Oktober 1991
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Gutes Geld für schlechtes Wasser

KRUMHERMERSDORF (DOE). 127 Unterschriften trug ein offener Brief an die Gemeindevertretung Krumhermersdorfs, in dem die schlechte Wasserqualität im Ort bemängelt wurde. Rostbrühe, Chlorgestank, Druckabfall und verdorbene Wäsche waren Stichworte, die von den Initiatoren dieser Aktion gegenüber dem Vertreter der EWA (Erzgebirgische Wasser- und Abwasser AG) genannt wurden.

Dazu äußerte sich zur Sitzung der Gemeindevertretung Hans Roscher von der EWA: Monatlich werden vom Krumhermersdorfer Trinkwasser biologische und chemische Analysen angefertigt. Grenzwertüberschreitungen traten in den letzten zwei Jahren nur einmal auf, als die Chloranlage ausfiel. Das Wasser sei allerdings verhältnismäßig sauer, das greife die ohnehin alten Rohrleitungen besonders an und führe zu Rost- und Lochbildung. Daß dann bei hohem Verbrauch der Druck abfalle, sei kein Wunder. Einen Preisnachlaß könne die EWA nicht geben, denn die Analysewerte seien in Ordnung. (basta!)

Diesen Argumenten konnten sich die Gemeindevertreter nicht ohne weiteres anschließen. Der von Roscher genannte Bereitschaftsdienst für Störungen ersetze nicht die regelmäßige Pflege und Wartung der Wasseranlangen, wie das durch den früheren Wassermeister im Ort erfolgte.

Einige interessante Fakten kamen am Rand dieser Diskussion zur Sprache: Noch gelten Sonderregelungen zum Nitratgehalt des Trinkwassers. Danach liegt das Krumhermersdorfer Trinkwasser etwa 40 Prozent unter dem Grenzwert. Wenn aber AltBundesdeutsches Recht in Kraft tritt, kann es zu Überschreitungen kommen. Die EWA hofft deshalb, bis dahin die Wasserschutzgebiete im Grenzbachtal bis auf die Höhen nach Krumhermersdorf zu (Beyer-Busch) erweitern zu können. Ansonsten müsse die Anlage stillgelegt und Krumhermersdorf mit Wasserwagen versorgt werden. Zum Abwasser äußerte Roscher, daß Gebühren dafür nur zahle, wer an einen Abwassersammler angeschlossen sei. Wie etwa der obere Ortsteil. Niedrig genug seien die Gebühren, denn die Kosten für die Wasserbereitstellung lägen hier noch 50 Prozent darüber. Das Defizit decke die EWA durch Gewinne in großen Städten wie etwa Chemnitz.


Wie weiter mit der Krumhermersdorfer Schule?

Unterstützung?

Mit -zigtausenden Unterschriften bekundeten 1989 DDR-Bürger ihren Unmut über das Verbot der Opposition Neues Forum. Diese harte Kritik an der Regierung zwang diese schließlich nachzugeben. Doch nicht nur Kritik kann man durch Unterschriften bekunden, auch Zustimmung und Rückenstärkung kann es sein, was aus einer Unterschriftensammlung spricht. In der Sitzung der Krumhermersdorfer Gemeindevertretung dauerte es seine Zeit, ehe den meisten klar wurde: Eltern und Schule stehen auf der gleichen Seite wie wir, nicht trotz, sondern gerade wegen dieser Unterschriftssammlung. Das denke ich, gilt es einzubringen in die zukünftigen Beratungen um Krumhermersdorfs Schule. H.D.

Der Bildungsausschuß hatte dazu gemeinsam mit derSchulleitung beraten und das Ergebnis der Gemeindevertretung zum Beschließen vorgelegt. Einig waren sich alle Beteiligten, daß für einen Ort dieser Größe und für ein solch modernes Schulgebäude doch eine Mittelschule sinnvoll ist. Daß diese Meinung auch Eltern mit ihrer Unterschrift dokumentiert hatten, löste dagegen bei einigen Abgeordneten Verunsicherung aus, da diese die Mittelschule ebenfalls nicht ablehnten. Dieses Ziel ist jedoch nicht so einfach zu erreichen. 360 Schüler müssen für eine Mittelschule zusammenkommen, das ist in Krumhermersdorf nicht möglich. Kooperation ist daher nötig, und wie der Bürgermeister informierte, wurden schon Gespräche mit Börnichen und Waldkirchen geführt. Bevor dazu vor dem Schulamt beraten wird, wollen sich die Bürgermeister dieser Orte nochmals abstimmen. Unter diesen Voraussetzungen fand die Vorlage des Bildungsausschusses trotz einiger Fragen einstimmige Billigung: Gemeindevertretung und Gemeindeverwaltung werden in Zusammenarbeit mit der Schule alle Möglichkeiten ausschöpfen, für Krumhermersdorf eine Mittelschule zu erhalten.