Freie Presse 20. Januar 1994
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Geht Krumhermersdorfs Freibad bald baden?
Heiße Diskussion um Sanierung - Bebauungsplan für Gewerbegebiet beschlossen

Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Heinke

KRUMHERMERSDORF. Daß bei den Oberdörflern in "Spitzenzeiten" nur wenig kühles Naß aus der Wasserleitung kommt, habe die EWA früher nie interessiert. Jetzt plötzlich wolle man für das geplante Gewerbegebiet Börnichener Straße 1 eine zentrale Druckerhöhungsanlage oder Einzellösungen für den jeweiligen Investor. Das Argument des nicht DIN-gerechten Versorgungsdruckes sei an den Haaren herangezogen, erboste sich Gemeindevertreter Jens Beyer zur 60. Sitzung des Parlamentes am vergangenen Dienstag abend und forderte wiederholt zur Lösung des Problemes für die Oberdörfler auf.

Erneut auf Ablehnung bei den Krumhermersdorfern stieß die Stellungnahme der Raumordnungsbehörde beim Regierungspräsidium in Chemnitz, nach der das Gewerbegebiet aus raumordnerischer Sicht sehr ungünstig sei. Der vom Landratsamt und der Grünen Liga geforderte Grünordnungsplan wird beiden zugestellt. Probleme mit der Löschwasserbereitstellung könnte man lösen, so Bürgermeister Jörg Tausch, wenn der bereits zum Abriß vorgesehene Löschwasserbehälter erhalten bleibe. Hierzu sei auch noch die Feuerwehr zu hören. Die Abfallentsorgung im Gebiet werde separat erfolgen, da kein Sammelplatz vorgesehen ist. Die Kosten der Erschließung der Börnichener Straße 1 wurden mit rund 1,5 Millionen Mark angegeben.

Nachdem per einstimmig gefaßtem Beschluß der Entwurf des Bebauungsplanes für das Gewerbegebiet zur Satzung erhoben wurde, beriet man den Ingenieurvertrag für die Erschließungsplanung. Steffi Rudiger von der Vedewa Freiberg legte dazu einen von kommunalen Spitzenverbänden anerkannten Mustervertrag vor. Dieser habe nur wenige, für dieses Gebiet spezifische Anderungen erhalten.

So werde die Straßenbauerschließung ab dem Knotenpunkt der Kreisstraße entlang der Turmstraße erfolgen. Die Arbeiten für die Trinkwasserleitung werden etwas aufwendiger, um die geforderten 2,5 bar Druck zu erreichen. Mit den Investoren sei noch zu klären ob diese Gasanschluß benötigen. Planung und Ausführung werden, so wurde im Vertrag festgelegt, stufenweise entsprechend der Bereitstellung erhoffter Fördermittel erfolgen. Die Planungskosten gab Steffi Rudiger mit maximal 100.000 Mark an. Im Ergebnis der Diskussion beauftragte die Gemeindevertretung den Bürgermeister, den vorliegenden Vertrag zu unterzeichnen. Damit sei man ein entscheidendes Stück vorangekommen, erklärte dieser, denn die Investoren aus dem Ort drängen erheblich.

Heiße Freibaddiskussion

Wie Bürgermeister Tausch zu Beginn des Tagesordnungspunktes Ingenieurvertrag für die Freibadsanierung prophezeite, wurde es eine heiße Diskussion. An der Finanzierung erhitzten sich die Gemüter. Höhepunkt: Ein Gemeindevertreter erklärte, daß es eine Frechheit sei, ein Angebot in diesem Umfang (sechs Millionen Mark Gesamtkosten) zu unterbreiten, wenn man auch - wie später als Beispiel vorgeschlagen - für drei Millionen bauen könne und warf der Kruppa KG vor, daß man die Gemeinde über den Tisch ziehen wolle. Dem widersprachen der stellvertretende Vorsteher Gunter Kreusel und vor allem Jörg Tausch heftig. Eine bereits vorliegende Studie eines anderen Büros zeige nachweisbar gleiche Preiskategorien.

Detlef Hopp von der Kruppa KG erklärte zu den Vorwürfen, daß es gefordert war, eine Ideallösung für das Krumhermersdorfer Bad aufzuzeigen. Seine Firma habe sich auf Badsanierungen in Sachsen spezialisiert und einige Objekte abgeschlossen, von deren Qualität man sich jederzeit überzeugen könne. Die nötigen Arbeiten entsprechen, unter Einbeziehung der vorhandenen Bausubstanz, fast einem Neubau. Die von Hopp kurz vorgestellte Variante beinhaltete die Bereiche Straßenzuführung, Parkflächen, Sportanlagen, Gastronomie, Sanitär- und Funktionsgebäude und natürlich die Beckengestaltung. Drei unterschiedliche - ein 25-Meter-Wettkampffähiges, ein Freizeit-und Erlebnisbecken sowie ein Sprungbecken - könnten entstehen. Dies führe zu einer Verringerung der Wasserfläche, die aber nach den Vorstellungen der Gemeindevertreter in der jetzigen Größe erhalten bleiben solle. Damit allerdings, so Hopp, seien enorme Aufwendungen nötig, um die Wasserqualität nach DIN-Vorschrift einzuhalten. Die Trennung in drei Bereiche bringe einige Kostenersparnisse, da an die verschiedenen Becken unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Keiner könne aber, so Hopp auf die Anfrage nach Fördermitteln, einen 90prozentigen Zuschuß garantieren.

Gunter Kreusel sieht nach einem Gespräch mit dem Kulturamtsleiter beim Landratsamt, Reinhard Heldt, für die Sanierung schwarz. Heldt habe klar gemacht, daß es besser sei, mit den Arbeiten bis zur Gebietsreform zu warten. Man solle stattdessen das Bad vorerst mit minimalem Aufwand erhalten, so Kreusels Meinung. Zunächst jedoch, brachte er die Diskussion auf den Punkt, müsse man sich in der Gemeinde einig werden, was man überhaupt wolle.

Für Bürgermeister Jörg Tausch gibt es nur zwei Wege. Entweder man saniere oder man müsse über kurz oder lang das Bad schließen. Eine Weiterbetreibung mit den jetzigen sanitären Anlagen lassen die strengen Gesetzlichkeiten nicht zu.

Heute wird um 18 Uhr zur Bauausschußsitzung, in die das Problem Ingenieurvertrag verwiesen wurde, öffentlich weiter beraten.