Freie Presse 19.09.2002
Nachrichten
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Briefträger mit Komplett-Service
Zusteller übernehmen Aufgaben schließender Filialen

Krumhermersdorf/Scharfenstein. Manche wissen es jetzt schon. Andere werden ab Montag verärgert vor verschlossenen Türen stehen: Die Postfilialen in Krumhermersdorf und Scharfenstein sind ab kommender Woche nicht mehr geöffnet.

Eine Überprüfung der Einnahmen und Ausgaben durch die Deutsche Post hat ergeben, dass die Filialen nicht wirtschaftlich arbeiten. Genauere Angaben wollte der Pressesprecher des Unternehmens, Manfred Hauschild, nicht machen. Er betonte jedoch, dass die Filialen "nicht willkürlich" geschlossen werden, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten würden. So muss die Post nur in Kommunen mit mehr als 2.000 Einwohnern eine Filiale vorhalten. Scharfenstein mit 1.117 und Krumhermersdorf mit 1.800 Einwohnern erfüllen diese Vorgabe nicht.

KOMMENTAR
Ein toller Fortschritt ... aber man bedenke dabei, dass sich gar nicht so schrecklich viel ändert. Die wenigen Stunden pro Woche zu denen die Filiale noch geöffnet war, konnte sich doch eh keiner merken. In aller Regel war zu, wenn man hinkam. Die Art der "positiven Formulierung" könnte allerdings von der DDR-Zeitung Neues Deutschland gelernt sein.
(H. Doerffel)
Die Kommunalverwaltungen von Siharfenstein und Zschopau wurden vor der Offentlichkeit über die Schließung informiert. »Die Post hat ihre Gründe dargelegt, was will man dagegen machen. Wir haben keinen Verhandlungsspielraum«, so der Vorsitzende des Verwaltungsverbandes Grüner Grund, Wolfgang Volkmann (CDU). »Ich sehe ein, dass die Post die Filiale schließt, wenn sie unrentabel ist. Aber die Sache ist natürlich ein zweischneidiges Schwert. Denn ich sehe für die Berufstätigen Nachteile«, meint Jörg Tausch, der Ortsvorsteher von Krumhermersdorf.

Tausch spricht damit die von der Post angebotene Alternative an: Die Kunden sollen künftig vom "Mops", dem mobilen Post-Service, bedient werden. Der Briefträger wird ab Montag die Leistungen der "kompletten Filiale im Gepäck" haben, wie es in einer Pressemitteilung der Deutschen Post heißt. Die Kunden müssen dann entweder warten, bis der Postmann um die Ecke biegt. Oder sie bestellen ihn mit einer in den Briefkasten gesteckten Service-Postkarte ins Haus. »Das ist ein wirtschaftlicher Nachteil für uns«, ärgert sich Reinhilde Schubert von der Krumhermersdorfer Ihle-Strumpf GmbH. Das Unternehmen verschickt täglich rund 25 Maxibriefe an Kunden, die es bislang immer in der Post aufgab. Nun fürchtet Reinhilde Schubert, dass ihre Mitarbeiter mit den Sendungen nach Zschopau fahren müssen, um, die Aufträge so schnell wie möglich zu erfüllen: »Das sind zusätzliche Kosten.« Auch Michaela Muth aus Krumhermersdorf kann sich nicht vorstellen, wie "Mops" funktionieren soll. »Es ist keine Alternative«, ist sich die43-Jahrige allerdings sicher. Die Yerantwortlichen der betroffenen Kommunen wollen sich jedenfalls nicht mit der Situation abfinden. Ihnen schwebt vor, dass ein Geschäft im Ort künftig auch Postdienstleistungen anbietet.

VON JEANNINE HELBIG