Freie Presse 10. September 2005 Dirk Trautmann
Nachrichten
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Kurzer Schulweg längst passé
Schulgeschichten: Drei Lehrstätten in Krumhermersdorf

Zwei Schulen wurden im Landkreis im Juli geschlossen, weitere stehen auf der Streichliste. Mit den Kindern verlieren die Städte und Dörfer ein wichtiges Stück ihrer Identität. Freie Presse geht der Frage nach, was aus den schon längere Zeit leerstehenden Gebäuden geworden ist. Heute: Krumhermersdorf.

Die Krumhermersdorferin Helga Hähnel hatte einen kurzen Schulweg. Einfach mal quer über die Straße gehuscht, schon war sie in der unteren Schule. »Für kurze Zeit hatte Krumhermersdorf sogar drei Lehrstätten, zwei Schulbezirke existierten bis 1920«, erzählt Ehemann und Ortschronist Kurt Hähnel. Beide haben gerade Goldene Hochzeit gefeiert und besuchten damals zur selben Zeit die Schule - nur nicht dieselbe. Die heute 80-jährige ging in die untere, Kurt Hähnel (75) (1) in die obere Schule.

Vor 1845 besaß der Ort nur eine Bildungseinrichtung - an der Stelle,wo später die Oehmsche Strumpffabrik entstand. Mit dem Bau der Unteren Schule wurden dann zwei Schulbezirke gebildet. Je nach Bedarf haben die Gemeindeväter später die Grenzen verschoben, so dass die Schülerzahlen in beiden Einrichtungen nahezu ausgeglichen waren. So besuchten etwa 1935 202 Mädchen und Jungen die untere, 212 die obere Schule.

Letztere erwies sich nach 1860 als zu klein. Ein Anbau erfolgte, ein Raum und eine Kammer als Hilfslehrerwohnung wurden in einem separaten Gebäude angemietet, so dass der Ort schließlich drei Schulen besaß. Das änderte sich 1884/85, als die neue obere Schule entstand. Die Zweiteilung dauerte an, bis 1977 eine weitere Schule gebaut wurde. In die Untere zog eine Konsumverkaufsstelle ein, in die Obere ab 1986 der Kindergarten, erinnert sich Erzieherin Gudrun Bolomsky.

Heute heißt die Kindertagesstätte Bienenhaus und bietet mehr als 60 Mädchen und Jungen Platz. Es gibt eine großzügige Außenanlage. »Wir sind eigentlich ausgebucht«, freut sich die Erzieherin, während sie der sechsjährigen Michelle die Haare kämmt. »Wir hatten in diesem Jahr 13 Schulanfänger, 2006 sind es neun, dann geht die Zahl wieder nach oben.« Auch die Hortkinder, die nach dem Unterricht an der Grundschule Am Zschopenberg wieder nach Krumhermersdorf kommen, werden in der alten oberen Schule betreut.

1992 wurde aus der Neuen eine Grundschule, bis vor vier Jahren die Schulgeschichte in Krumhermersdorf endete. Seitdem fahren die Grundschüler nach Zschopau. Die neue Schule sieht mittlerweile nicht mehr so neu aus: Der Putz blättert an vielen Stellen von den Wänden. Im Keller lagert die Feuerwehr ihre Asservaten. In einigen Räumen haben die Landeskirchliche Gemeinschaft und der Heimatverein ihr Domizil gefunden.

»Es ist Platz für noch mehr Vereine, auch für Zschopauer«, sagt Ortsvorsteher Jörg Tausch. »Wir haben Kosten von 25.000 Euro. Die Einnahmen durch die Vereine und durch die Vermietung der Räume betragen 5.000 Euro«, vergleicht Frank Heinzig, Leiter des Zschopauer Liegenschaftsamtes. Die Fenster auf der Wetterseite müssten eigentlich erneuert werden. »Doch da gilt es, die Haushaltssituation in den kommenden Jahren abwarten«, zeigt sich Heinzig vorsichtig.


1. Die Altersangaben sind vertauscht.