Freie Presse, Sven Frommhold, 17. Juli 2007
Nachrichten
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Holländischer Urlauber zeigt Ferienpark-Betreiber an
Probleme kommen für Alfons Cedee nicht unerwartet
Frühe Werbung für gescheiterte Campinganlage in Krumhermersdorf rächt sich jetzt

Der niederländische Betreiber des Ferienparks „Am Steghaus" in Zschopau, Alfons Cedee, muss sich jetzt mit einer Betrugsanzeige eines erbosten Landsmannes herumschlagen. Johannes Meijer, von Beruf Polizist, will Cedee belangen lassen, weil er vorvergangenes Wochenende unzumutbare Bedingungen auf dessen provisorischem Campingplatz nahe dem Steghaus vorgefunden habe. Der im deutschen Seifkant lebende Urlauber, der sich von der Werbung für die nicht realisierte Ferienanlage in Krumhermersdorf zu einem Urlaub im Erzgebirge verlocken ließ, fühlt sich betrogen. Er hat sich mit seiner Frau und den beiden Kindern einen anderen Zeltplatz in der Umgebung gesucht.

Für Cedee kommen die Probleme nach seinem monatelangen vergeblichen Kampf um einen Campingplatzstandort in der Region nicht völlig überraschend. „Das habe ich schon erwartet", gestand er ein. Nicht nur die bekannten Interessenten, die für diesen Sommer einen Platz in Krumhermersdorf gebucht hatten, machen ihm Sorgen. Auch die Tausenden Faltblätter, die der 50-Jährige und seine Mitstreiter Anfang des Jahres bei einer Reisemesse in Utrecht verteilt hatten, bereiten Bauchschmerzen. Schließlich sind Cedees Landsleute dafür bekannt, einfach mal spontan loszufahren. Die in der Werbeschrift gepriesene Anlage aber finden sie nirgends - das ehrgeizige Projekt im Zschopauer Ortsteil war gescheitert, weil Cedees ACM Tourismus GmbH nicht die benötigten Grundstücke bekam. Nach der Übernahme des kleinen Bungalowparkes „Am Steghaus" versucht der Investor nun, die angelockten Caravan-Touristen mit einer Übergangslösung am gegenüberliegenden Zweigwerkufer in Zschopau zufrieden zu stellen. Johannes Meijer und seine Familie konnten und wollten damit aber nicht leben: „Wir haben zwar nur 317 Euro für 22 Tage bezahlt, aber dort gab es ja gar nichts: keinen Strom - dafür wurde erst eine Kabeltrommel ausgerollt -, kein Warmwasser, und Müll lag herum." Von der versprochenen Aussicht, die man in dem Tal vergeblich suche, ganz zu schweigen. Und dabei habe man vor der Anreise noch bei Cedee angerufen, ob alles fertig sei.

Dieses Telefonat streitet der Wahl-Zschopauer zwar ab. Trotzdem kann er den Ärger Meijers verstehen und will ihm das Geld zurückerstatten - allerdings per Überweisung und nicht bar, wie dieser gefordert habe. Zugleich bat Cedee um Verständnis dafür, dass es sich bei dem Platz noch um ein Provisorium handele. Die Toiletten in einem benachbarten Gebäude seien einwandfrei, allerdings habe es Probleme mit dem Duschcontainer gegeben. Die Camping-Touristen könnten deshalb im Ferienpark duschen. »Das sind vielleicht fünf Minuten Fußweg - kürzer. ist die Strecke zur Dusche auf einem großen Zeltplatz in Italien auch nicht«, meint Cedee.


Nachsatz in der Freien Presse 23. Oktober 2007 von Sven Frommhold

Campingplatz-Traum zerplatzt
ACM Tourismus GmbH meldet Insolvenz an - Geschäftsführer glauben trotzdem an positive Effekte für Zschopau

Der Plan von einem Campingplatz in Zschopau dürfte endgültig gescheitert sein. Denn die niederländisch geführte ACM Tourismus GmbH, die hinter dem Projekt stand, ist pleite. Vor dem Amtsgericht Chemnitz wurde jetzt das Insolvenzverfahren eröffnet.

»Wir haben zuviel Zeit, Energie und Geld in das Projekt gesteckt«, zeigte sich Geschäftsführer Alfons Cedee, der das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau Cisca geleitet hatte, enttäuscht. So seien allein 80.000 Euro in den Versuch geflossen, den Platz im Ortsteil Krumhermersdorf anzusiedeln. Weitere rund 70.000 Euro an Verbindlichkeiten blieben offen - unter anderem Rechnungen von Auftragnehmern und Gehälter der zeitweise bis zu acht Beschäftigten. »Für unsere Investoren und die Menschen, die an uns geglaubt haben, tut es mir sehr leid«, sagte der Niederländer. »Viele Leute sehen uns jetzt als Schwindler. Das macht mich traurig, denn sie vergessen, dass wir auch Geld mitgebracht und in diesem Jahr bereits zahlreiche Urlauber aus unserem Heimatland in die Stadt geholt haben.« Trotz der Hindernisse beim letztlich gescheiterten Grundstückskauf und beim Genehmigungsverfahren sei man bis zuletzt vom Standort Zschopau überzeugt gewesen, doch das war offenbar ein Fehler. »Es gab Anfragen aus anderen Orten. Wären wir eher darauf eingegangen, hätten wir die Sache noch retten können«, glaubt Cedee.

Auch den kleinen Ferienpark Am Steghaus, erst im Juni offiziell eröffnet, mussten die Cedees unfreiwillig aufgeben. »Die ACM hatte Zahlungsrückstände bei der Pacht«, gestand der klamme Unternehmer ein. Theoretisch bestand zwar die Möglichkeit, nach der Insolvenz der GmbH einen Neuanfang zu machen. Aber man kam nicht mit dem Eigentümer unter einen Hut.

Von ihrer Idee, das Erzgebirge in ihrem Heimatland als Urlaubsregion bekannt zu machen, sind die Cedees trotz finanzieller Not und anhängiger Anzeigen nach wie vor überzeugt. Darin bestärkt sie das Touristeninteresse in diesem Sommer, das indes weitere Probleme mit sich brachte: Da die ACM Tourismus GmbH schon im Frühjahr Gäste für den letztlich doch nicht gebauten Campingplatz in Krumhermersdorf angeworben hatte, musste man die angereisten Urlauber anderweitig zufrieden stellen. »Viele Besucher verwiesen wir zum Beispiel auf den Platz in Dittersdorf«, sagte Alfons Cedee. Dessen Betreiber hätten von einem Campingplatz in Zschopau ebenfalls auf Dauer profitieren können, ist er sich sicher.

Kleiner Trost für die früheren Mitarbeiter der ACM: Sie konnten Insolvenzgeld bei der Arbeitsagentur beantragen. Die Stadt Zschopau habe bei ihrer Unterstützung für das Projekt keinen Fehler begangen, glauben die Cedees. »Für die Geschäftsleute in der Stadt war der gewachsene Urlauberzustrom in der Kasse spürbar«, betonten sie. Damit habe sich auch die Ausgabe der Kommune für den gemeinsamen Auftritt von Stadt und Unternehmen bei der Reisemesse Vakantie-beurs in Utrecht und die extra angefertigten Broschüren gelohnt.

So richtig aufgeben will das Paar übrigens trotz der ausweglos erscheinenden Lage nicht. »Ich hoffe, dass irgendeine kleine Gemeinde im Erzgebirge uns fragt, ob wir ihr helfen können, den Tourismus anzukurbeln«, sagte Cedee. »Wir sind weiter überzeugt davon, dass wir das schaffen.«


Letztmalig (??) Freie Presse 19.01.2008

Wir würden es wieder tun
Oberbürgermeister verteidigt Engagement der Stadt beim Campingplatz-Projekt

Dass die ACM Touris mus GmbH mit ihrem Campingplatz-Vorhaben in Zschopau gescheitert ist, gehört für Oberbürgermeister Klaus Baumann (CDU) zu den größten Rückschlägen der jüngeren Vergangenheit Zudem lässt die Opposition vom Bund Freier Wähler nicht locker mit der Frage nach der finanziellen Unterstützung der Stadt für den letztlich gescheiterten Investor Alfons Cedee. Sven Frommhold sprach mit Baumann über die Verbindungen zwischen Verwaltung und Unternehmen.

Freie Presse: Mit wie viel Euro hat die Stadt Zschopau die mittlerweile pleite gegangene ACM Tourismus GmbH unterstützt?

Klaus Baumann: Keinem einzigen. Denn bei unseren gemeinsamen Werbeaktionen für Zschopau und den Campingplatz wurden die Kosten klar getrennt. So haben wir rund 5500 Euro aus unserem Topf für Tourismuswerbung für die Broschüre "Willkommen in der Bergstadt Zschopau" ausgegeben. In der taucht zwar auf vier Seiten auch der geplante Zeltplatz auf, für diesen Abschnitt musste die ACM allerdings selbst aufkommen. Ähnlich verhielt es sich bei unserem Auftritt auf der Reisemesse Vakantiebeurs in Utrecht Anfang 2007, für den die Stadt etwa 5000 Euro investierte. Auch dort trug jeder der Beteiligten - dazu gehörte übrigens auch die Tourismusgemeinschaft Mittleres Erzgebirge - seine Kosten selbst.

Freie Presse: Am Ende war das alles aber rausgeschmissenes Geld, oder?

Klaus Baumann: Das sehe ich anders. Die Broschüre, in der es hauptsächlich um Zschopau und die Umgebung geht, wird auch weiterhin an Touristen verteilt. Die muss man doch nicht einstampfen, nur weil es einen der dort auftauchenden Partner nicht mehr gibt. Und durch die Reisemesse, bei der wir erstmals außerhalb der Bundesrepublik Werbung für uns gemacht haben, wurden wir bekannter im niederländisch- und englischsprachigen Raum. Das konnten wir durch die Besucher im vergangenen Sommer spüren. Eines ist für mich ohnehin klar: Die Effekte von Tourismuswerbung lassen sich nicht mit Heller und Pfennig messen. Das bleibt immer ein Zuschussgeschäft.

Freie Presse: Bauamt, Liegenschaftsamt und auch Sie selbst hatten sich auffällig engagiert um den Investor bemüht. Auf manchen mag das komisch gewirkt haben...

Klaus Baumann: Aber warum? Es gehört zu den Aufgaben der Verwaltung, jeden bestmöglich zu unterstützen, der hier Arbeitsplätze schaffen will. Ich finde es auch heute noch sehr schade, dass dieses Tourismusprojekt gescheitert ist. Wenn morgen der nächste vor der Tür stünde und um Hilfe bitten würde, weil er einen Campingplatz errichten will, dann würden wir das wieder tun!