In einem langgestreckten Seitental der Zschopau erstreckt sich über mehrere Kilometer der Ort Krumhermersdorf. Im unteren Ortsteil entstand um 1900 herum ein neuer Betrieb. Der Großvater des jetzigen Inhabers, Hermann Lindner, der 1893 eine Stellmacherei gründete, kam 1898 aus Börnichen nach Krumhermersdorf, weil er hier bessere Bedingungen für den Ausbau seines Gewerbes vorfand.
![]() |
Inhaber Gotthard Richter führt in seiner Krumhermersdorfer Firma auch Lohnschnittarbeiten für die Bevölkerung aus. Foto: Freyer |
Nach dem Tod von Hermann Lindner 1926 führte seine Witwe Anna den Betrieb weiter. 1944 übernahmen zwei Söhne und Schwiegersohn Kurt Richter den Betrieb als offene Handelsgesellschaft (OHG). In der Nacht zum 15. Februar 1945 wurde die OHGHandwagenfabrik Hermann Lindner durch Fliegerangriffe vollkommen zerstört. Es blieb nur die Information an Geschäftspartner, Lieferer und Kunden, daß auf unbestimmte Zeit nicht mit der Ausführung von Aufträgen und der Wahrnehmnung von Bezugsrechten zu rechnen sei.
Unmittelbar nach Kriegsende ergriffen die Inhaber die Initiative zum Wiederaufbau. Es wurde ihnen jedoch nur der Aufbau eines Teiles der Gebäude gestattet. Mit Hilfe der geborgenen Maschinen und Aggregate begann erneut die Herstellung von Holzerzeugnissen. Die Produktion von Wagen für den Bedarf der Bevölkerung bildete bald erneut den Schwerpunkt.
Die Handwagenproduktion wurde wegen Absatzmangels in den 70er Jahren eingestellt. Die dem Privatbetrieb zugestandenen Beschäftigten waren insbesondere mit der Herstellung von Holzspielwaren beschäftigt. Da sich diese Anforderungen seit den 60er Jahren laufend erhöhten, konnte der Betrieb bis 1989 den Bedarf kaum abdecken. Besonders waren es Puppenschlitten, die zu Tausenden produziert wurden. Für den VEB Plasticart wurden in den 80er Jahren Puppenwiegengestelle in Großserien gefertigt.
Mit der Wiedervereinigung kam für den Betrieb der totale Einbruch, über Nacht gab es praktisch keinen Abnehmer mehr. Obwohl bereits im Rentenalter, gibt Gotthard Richter, Inhaber, Meister, Arbeiter und Angestellter in Personalunion, nicht auf. Er fertigt weiter Puppenschlitten, fand neue Abnehmer. Daneben werden mit den alten, noch voll funktionsfähigen Sägegattern Lohnschneidearbeiten ausgeführt. Er hofft, daß sich aus der Enkelgeneration ein Nachfolger findet, der die Tradition aufrechterhält.