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Altlastenkataster 2002

Bundesamt für Strahlenschutz
Altlastenkataster im Mittleren Erzgebirgskreis 2002


In: Amtsblatt des Mittleren Erzgebirgskreises 03/2002 Seite 6,
Original bei den Autoren

Ergebnisse des Bundesprojektes Altlastenkataster im Mittleren Erzgebirgskreis vorgestellt:
Am 18.04.2002 informierte im Kultur- und Freizeitzentrum das Bundesamt für Strahlenschutz über die Ergebnisse des Altlastenkatasters im Mittleren Erzgebirgskreis.
Keine großflächigen Belastungen durch Alt- und Uranerzbergbau

Alt- und Uranerzbergbau haben im Mittleren Erzgebirgskreis nicht zu großflächigen radioaktiven Belastungen der Umwelt geführt. Etwa 99% der im Projekt „Erfassung, Untersuchung und Bewertung bergbaulicher Altlasten (Altlastenkataster)" untersuchten Flächen weisen Radioaktivitätswerte im natürlichen Bereich auf. Dies ist die wesentliche Erkenntnis aus den in den ehemaligen Bergbaugebieten von Marienberg und Pobershau durchgeführten Untersuchungen, deren Ergebnisse am 18. April in Marienberg präsentiert wurden.

Nach dem Einigungsvertrag ist die Ermittlung der bergbaubedingten Umweltradioaktivität in den neuen Ländern eine Aufgabe des Bundes. Zur Erfüllung dieser Aufgabe führte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zwischen 1991 und 2000 im Auftrag des Bundesumweltministeriums das Projekt „Altlastenkataster" durch. Ziel des Projektes war die Identifikation von bergbaulichen Objekten und bergbaulich beeinflussten Flächen, für die aus Gründen des vorsorgenden Strahlenschutzes Sanierungsmaßnahmen oder Nutzungseinschränkungen zu erwägen sind. Zu diesem Zweck wurden die Hinterlassenschaften in einem Eingrenzungsverfahren schrittweise identifiziert, untersucht und bewertet. Die Bewertung orientierte sich an Empfehlungen der deutschen Strahlenschutzkommission (SSK). Hiernach sind Sanierungsmaßnahmen oder Nutzungseinschränkungen nicht erforderlich, wenn die bergbaubedingte Strahlenexposition weniger als 1 Millisievert (mSv) pro Jahr beträgt. Im Mittleren Erzgebirgskreis wurden 498 Hinterlassenschaften des Bergbaus auf einer Untersuchungsfläche von 60 km2 erfasst. Dabei handelt es sich überwiegend um Bergehalden aus dem frühen Erzbergbau und dem Uranerzbergbau. Es wurden insgesamt rund 8300 Messungen der Gamma-Ortsdosisleistung durchgeführt sowie rund 1100 Materialproben gewonnen und analysiert, darunter etwa 1000 Materialproben aus bergbaulichen Hinterlassenschaften und Böden, etwa 80 Wasser- sowie eine Reihe von Bio-proben.

Die Messungen belegen, dass der weitaus größte Teil der untersuchten Gesamtfläche frei von bergbaubedingter Kontamination ist. Auch bei der Mehrzahl der bergbaulichen Hinterlassenschaften wurden keine radioaktiven Belastungen gefunden, die Maßnahmen erforderlich machen. Nur bei insgesamt 57 Objekten, also rund 10%, sind aus Gründen des vorsorgenden Strahlenschutzes Nutzungseinschränkungen oder Sanierungsmaßnahmen zu erwägen. Eine abschließende Bewertung des Sanierungsbedarfs dieser Objekte bedarf vertiefter Untersuchungen.

Bei den 57 Objekten handelt es sich um Bergehalden, von denen nennenswerte Strahlenbelastungen vor allem beim direkten Aufenthalt ausgehen können. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Aufenthaltszeit. Aus der Freisetzung von Radon aus bergbaulichen Hinterlassenschaften ergibt sich nach den bisher vorliegenden Ergebnissen im Mittleren Erzgebirgskreis kein Handlungsbedarf. Gleiches gilt auch für die Mehrzahl der untersuchten Wässer. Lediglich für einige Schacht- und Stollenwässer wurden Radionuklidgehalte oberhalb des natürlichen Niveaus vorgefunden. In keinem Fall wurde allerdings der von der deutschen Strahlenschutzkommission (SSK) empfohlene Dosisrichtwert für Trinkwasser überschritten. Da jedoch häufiger mit erhöhten Konzentrationen natürlicher Radionuklide in Schacht- und Stollenwässer, aber auch im Grundwasser gerechnet werden muss, wird aus der Sicht des Strahlenschutzes im Falle einer Nutzung dieser Wässer als Trinkwasser generell eine fachliche Prüfung empfohlen. Die Untersuchungen von Bioproben zeigen, dass in zum Verzehr bestimmten Pflanzen aus dem Untersuchungsgebiet keine das natürliche Niveau übersteigenden Gehalte an natürlichen Radionukliden auftreten. Für Einschränkungen der Nutzung besteht daher kein Anlass.

Das Bundesprojekt „Altlastenkataster" ist abgeschlossen. Die dabei ermittelten Ergebnisse stellen einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des tatsächlichen Umfangs der ökologischen Folgen der früheren Bergbautätigkeit dar. Dies schafft Planungssicherheit für Kommunen und Investoren und beseitigt damit Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Die Daten aus dem Projekt liegen auch im Landesamt für Umwelt und Geologie des Freistaates Sachsen vor und können von dort auf Anfrage erhalten werden.

Die Landesbehörden werden das radiologische Altlastenkataster weiterführen. Durch die geplante Verbindung des Altlastenkatasters mit der Datenbank zur Wismut-Sanierung und den Behördendaten zur Umweltradioaktivität soll für Sachsen ein Kataster über die natürliche Umweltradioaktivität entstehen.