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[Autor unbekannt]
Geschichtliche Entwicklung der Gemeinde Gornau


Amtsblatt des Mittleren Erzgebirgskreises 15/95 Seite 10 ff
Zitiert als "Amtsblatt 12 1995"

Entstehung und Vorgeschichte

Gornau (420 - 470 m ü. NN) ist ein erzgebirgisches Waldhufendorf. Es hat 2.100 Einwohner (1994) und liegt ca. 15 km südöstlich von Chemnitz und 3 km von Zschopau entfernt in Freistaat Sachsen. Die Fläche betrug 1938 insgesamt 535,68 ha. An beiden Seiten des Ortes, den der gleichnamige Bach durchfließt, steigt das Gelände leicht an, so daß das Dorf wie in einer Mulde liegt.

Die Hauptstraße von Gornau ist zur Zeit noch die B 174, die, von Chemnitz kommend, den Ort der Länge nach durchquert und nach Prag führt. Das ehemalige Bauerndorf hieß anfangs ,,Gorn“ (1540). Das ist ein älterer sorbischer Geländename zu gorny = bergig.

Die Entstehung des Ortes ist bisher noch unbekannt. Seine Lage an der alten Handelsstraße (Salzstraße), die von Hamburg über Magdeburg - Halle - Leipzig -Chemnitz - Prag nach Triest führt, läßt eine frühzeitige Gründung vermuten.

In Gornau müssen wir den Anfang der Besiedlung im Niederdorf suchen. Der Waldreichtum und der Bach mit seinen Fischen bot sich dafür an. Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Gornau 11 Bessessene Mann, 7 Gärtner (Kleinbauern) und 11 Anwohner.

Die Entwicklung des Ortes hängt eng mit der schon erwähnten Salzstraße zusammen. Sie brachte im Laufe der Jahrhunderte den Fortschritt ins Dorf. Sie weiß aber auch viel zu erzählen von Not und Elend, die auf ihr bei Kriegszeiten ins Land kamen.

Die ehemaligen Häusleranwesen im Talgrund des Dorfbaches, im Jahre 1764 zählte man schon 36, weisen auf den frühen gewerblichen Charakter des Dorfes hin. Um die gleiche Zeit etwa faßte die Strumpfindustrie in Gornau Fuß. In dem nun am stärksten industrialisierten Dorf der Zschopauer Umgebung wurde die Herstellung von Strümpfen zur wichtigsten Erwerbsquelle. 1936 - 1939 wurden die Siedlungen an der Dittersdorfer Straße, die Försterfeldsiedlung sowie an der Eisenstraße (Kirchensiedlung) gebaut. 1929 wurde die Kirche auf dem seit 1891 bestehenden Friedhof eingeweiht. In der Quellmulde des Dorfbaches bauten die Gornauer Arbeitersportler nach dem 1. Weltkrieg den Sportplatz, 1925 die Sporthalle und 1930 das Schwimmbad.

Nach Zusammenbruch eines Großteils der Industrie des Ortes nach 1989 setzte eine zaghafte Gründung neuer Unternehmen im Dienstleistungs- und Handwerksbereich ein. Seitdem vollzog sich vor allem auf Grund der Maßnahmen zur Verbesserung der technischen Infrastruktur (Kanalbau, Wasser, Gas usw.) eine rasante Entwicklung des Ortes. Es entstanden zwei neue Eigenheimsiedlungen, viele Gebäude wurden rekonstruiert und ein Einkaufszentrum mit Baumarkt wurde eingerichtet. Es haben sich etwa 60 Unternehmen der verschiedensten Art in Gornau angesiedelt.

Am 01.03.94 wurden die Orte Dittmannsdorf und Witzschdorf noch Gornau eingemeindet.


Ortsteil Dittmannsdorf

Der kleine Ort Dittmannsdorf zieht sich idyllisch im Tal entlang. Seine schöne Lage läßt die Dittmannsdorfer auf einen regen Urlauber- und Fremdenverkehr hoffen, welcher auch durch die Nähe der Augustusburg und des Sternmühlentales begünstigt wird. Industrie war in Dittmannsdorf früher schon kaum ansässig, und dies wird sich wohl auch heute kaum ändern. Kleinere Handwerksbetriebe wie zum Beispiel Tischlerei, Strumpfherstellung, Schlosserei und anderes sind wichtige Bestandteile des Dorfes.

Die Anfänge von Dittmannsdorf sind eng mit der bäuerlichen Besiedlung des Erzgebirges und seines Vorlandes in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts verbunden. Im Laufe der Jahrhunderte hat es verschiedene Namen für unser Dorf gegeben z. B. Dietsdorf, Dittsdorf oder auch Dittmarßdorf. Die erste Urkunde über Dittmannsdorf besagt, daß ein Herr von Rechenberg den Ort im Jahre 1320 an das Chemnitzer Benediktinerkloster verkaufte. Hier verlief die einstige Grcnze des Benediktinerlandes, und man hat von den Durchreisenden Zoll eingenommen. Es lohnte sich auch, denn einer der alten böhmischen Steige durchquerte Dittmannsdorf. Er wird bereits 1174 in einer Urkunde des Klosters Zschillen (Wechselburg) erwähnt und kam aus der Gegend um Halle über Rochlitz, Ebersdorf, Hilbersdorf, Adelsberg, Kleinolbersdorf, Altenhain, Dittmannsdorf und führte weiter über die Götzhöhe und Zschopau nach Böhmen.

In den letzten Jahren wurde in Dittmannsdorf viel Neues geschaffen. Der 1992 gegründete Heimatverein gestaltet wesentlich das kulturelle Leben.

Dittmannsdorf liegt in einem Nebental der Zschopau, welches durch den Dorfbach, auch Dörnitz genannt, durchzogen wird. Der Dorfbach hatte in vergangenen Zeiten eine große Bedeutung. Nach der Besiedlung kam es beim weiteren Ausbau des Dorfes zur Entstehung von Brettmühlen; 3 davon gab es bereits 1600. Dittmannsdorf gehört zu den ältesten und schönsten Waldhufendörfern des sächsischen Erzgebirges. Aus diesem Grund wird es auch im Volksmund als ,,Klein Tirol“ bezeichnet.


Ortsteil Witzschdorf

Witzschdorf liegt ca. 17 km südlich von Chemnitz und etwa 2 km nördlich von Zschopau. Witzschdorf umfaßt eine Gesamtflächc von 600 ha. Die ursprünglich festgelegten Grenzen sind bis heute nahezu erhalten geblieben. Die Bebauung erstreckt sich im wesentlichen am westlichen Hang des Zschopautals. Durch das steil abfallende Gelände besitzt der Charakter des Ortes eine gewisse Besonderheit. Die Hufen der ursprünglich 18 und durch Teilung auf 27 vermehrten Güter reichten nach Norden bin ins Zschopautal, das auch im Osten die Gemarkung begrenzt, südlich bis ins Truschbachtal und westlich bis ins Tal des Gornauer und Dittmannsdorfer Baches.

Zu den schönsten Aussichtspunkten gehört die Götzhöhe. Von hier blickt der Wanderer nach Süden zum Fichtel-, Keil- und Pöhlberg, zum Bornwald, nach Hohndorf und Krumhermersdorf. Im Osten liegt Wald-kirchen, im Norden die mächtige Augustusburg und die Höhenzüge um Erdmannsdorf und das Flöhaer Bekken und im Westen Gornau und das Schwarze Holz. Vom Hahnfelsen in der Mörbitz sieht man den gesamten Ort mit seiner schönen Kirche und den vielen schmucken Häusern.

Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung selbst als Wiczdorff (Dorf des Willeger) stammt von 1445 und betrifft das damalige Vorwerk, das 1551 als Rittergut bezeichnet wurde.

Die Bewohner von Witzschdorf beschäftigten sich in den vergangenen Jahrhunderten neben Ackerbau mit etwas Bergbau, über den aber keine amtlichen Unterlagen vorhanden sind, und mit Lohnfuhren. Dicht neben der jetzigen Zschopaubrücke, einer ursprünglich gedeckten Holzbrücke, hatte sich seit 1622 eine Mühle befunden. Diese war vom damaligen Ortsrichter erbaut worden, um den Bauern den Weg zur Waldkirchencr Mühle zu ersparen. Zwei Jahrhunderte später errichtete ein Chemnitzer Kaufmann hier eine Spinnerei. 1872 entwickelte sie sich zu der Aktiengesellschaft ,,Sächsische Nähfadenfabrik“. Seit der Rekonstruktion der Zwirnerei im Jahre 1973 wurde bis zur Schließung Ende des Jahres 1992 texturiert. Hier soll jetzt ein Gewerbehof entstehen und für ca. 50 Personen Arbeitsplätze schaffen.