Literatur
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Erich Hobusch
Das große Halali


2. Aufl. Berlin-Ost 1986, steht in Bibliothek Zschopau (?)

"Mit allerhand Mitteln die schädlichen, verruchteten und grimmigen Raubthiere, vornehmlich die Wolfen und auch die Luchsen auszurotten, sonderlich auch ihnen mit Netzen und Garnen nachzustellen und die Jagd nach äußersten Möglichkeiten fortzusetzen."
Verordnung zur Ausübung der WoIfsjagden in Thüringen, 1642

Die im 18. Jh. erlassenen Jagdedikte sahen ein "Auslöschen" des heimischen Raubwildes vor. In den verschiedenen Territorien führte dies zur völligen Ausrottung der freilebenden Wildarten.

Man zählte zu den Raubtieren: Bär, Wolf, Luchs, Biber, Dachs, Fuchs, Fischotter, Wildkatzen, Marder, Iltis. Zu den Raubvögeln rechnete man zu dieser Zeit alle Adler, den Schuhu oder Uhu, alle Falken, Habichte, Sperber, Milane, alle Eulen und Rabenvögel.

Interessant sind einige zeitgenössische Namen dieser Tiere:

"Seitdem das Pulver und Blei und das Laufen (eingestelltes Jagen) sowie das Flugschießen aufgekommen ist", stellte Döbel fest, "ist die Raubwildbekämpfung stark zurückgegangen, da ich im allgemeinen mehr Freunde habe, wenn ich was schieße, als wenn ich es in den Fängen tot finde." Er plädierte, wieder mehr mit Fallen und Eisen zu arbeiten und beschrieb sehr ausführlich 53 verschiedene Methoden, um Raubwild zu fangen.

Um eine "völlige Ausrottung, Tilgung und Wegräumung aller Raubthiere" zu bewerkstelligen, wurden an die Jagd- und Forstbediensteten gewisse Fang- und Schußgelder gezahlt. Ein relativ hohes Schußgeld erhielt man "zur Ergötzlichkeit" für einenWolfsbalg, zwei Taler und zwölf Groschen.

Gleichzeitig wollte man mit einer "harten" Raubwildbekämpfung den Groll und Unwillen der Jagdbediensteten und vor allen der Landbevölkerung gegen die feudalen Jagdrechte "beschwichtigen". Deshalb sollte jeder bei der Raubwildbekämpfung mithelfen.

Es kam überall zu einer schnellen Abnahme der Raubwildbestände; hier einige Beispiele.

Zwischen 1611 und 1717 wurden in Sachsen erlegt: 709 Bären, 6.937 Wölfe, 305 Luchse. In Thüringen 1643-1651: 80 Wölfe, sieben Luchse, 179 Fischottern und drei Wildkatzen. Auch in Brandenburg-Preußen waren die Verhältnisse ähnlich: Erlegte man im Jahre 1709 etwa 4.300 Wölfe, 229 Luchse und 147 Bären, so wurde bereits 50 Jahre später der letzte Bär in Vorpommern und 1770 in Oberschlesien geschossen. In Sachsen fand 1734 die letzte Bärenjagd im Vogtland statt. Im gleichen Jahr erbeutete man in der Mark Brandenbarg den letzten Luchs und um 1750 den letzten im Thüringer Wald.

Den letzten Elch (Alces alces) als Standwild streckte man in Sachsen im Jahre 1746, in Galizien 1760 und 1776 in Schlesien.

Ein gleiches Schicksal erlebten die europäischen Wildrindarten. Der letzte Auerochse (Bos primigenius), auch Ur genannt, wurde im Jahre 1627 im Urwald von Jaktorow (60 km westlich von Warschau) geschossen. Der letzte freilebende deutsche Wisent (Bison bonasus) fiel 1753 im Tapiauer Forst (Ostpreußen); die Wisente fanden danach nur noch im Urwald von Bialowieza ihre Zufluchtsstätte. ...