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Herbert Lange
Wetterkapriolen und andere Denkwürdigkeiten
Herbert Lange blätterte in Krumhermersdorfer Kirchenbüchern


Freie Presse Chemnitz, Zschopauer Zeitung vom 25.10.1990

ZSCHOPAU/KRUMHERMERSDORF. Unser Leser H. Lange, dessen Hobby die Heimatgeschichte ist, hat sich in alten Kirchenbüchern kundig gemacht. Die Kirchgemeinde Krumhermersdorf ist z. B. noch in der glücklichen Lage, Kirchenbücher aus dem 17. Jahrhundert zu besitzen. Angelegt wurden diese im Jahre 1613 von Pfarrer Magister Christoph Gensel.

Er zog leider 1618 von Krumhermersdorf weg und Nachfolger Christian Klee hat sie bis 1627 nIcht weiter geführt.

Erst dessen Nachfolger Samuel Henel nahm sich der Kirchenbücher wieder liebevoll an. Das Kirchenbuch des Jahres 1613 trägt die Überschrift: "Verzeichnis etlicher denkwürdiger Sachen, so beydes hier in diesem Kirchspiel und anderen Orten sich zugetragen und geschehen". Es bringt als erste Eintragung: "Im Jahre Christi 1613 ist auf Befehl und Anordnung des Edlen und Gestrengen und Ehrenvesten Herrn Georg Friedrichs von Rüxleben als Colloratoris und Lehensherr alhir durch contribution der Kirchen und Anlage der eingepfarrten ein Pfarrhaus von grundt auf new erbawet und auch noch dieses Jahr verfertigt worden." Dieses 1613 erbaute Pfarrhaus wurde in den Jahren 1632 bis 1634 Opfer des 30jährigen Krieges, unter dem die Gemeinde Krumhermersdorf schwer zu leiden hatte.

Denn in der Zeit von 1634 bis 1654 hatte der Ort weder Pfarrhaus noch Pfarrer und wurde von Waldkirchen aus als Filiale versorgt.

Das Jahr 1613 war ein schweres Jahr für Sachsen und auch für Krumhermersdorf, die Pest wütete und forderte viele Opfer unter den Einwohnern. Auch der Lehnsherr von Rüxleben dürfte im Alter von 47 Jahren ein Opfer der Seuche geworden sein.

Er starb am 25. März 1633 und wurde am 1. April in der Kirche zu Zschopau beigesetzt. Auch die Frau des Pfarrers wurde am 30. September 1613 wahrscheinlich ein Opfer der Pest, denn das Kirchenbuch sagt aus, daß sie von ihrem Gatten und seinen zwei Mägden selbst zu Ihrem Grabe habe getragen werden müssen. Das läßt darauf schließen, daß die Angst vor der Pest die Gemeindemitglieder davon abhielt, diese Aufgabe zu übernehmen.

Aber die Pfarrherren trugen in die Klrchenbücher nicht nur kirchliche, sondern auch weltliche Ereignisse sein und erhielten sie somit bis in die Gegenwart. So lesen wir am 5. März 1615: "Im Jahre Christi 1615 den 5. Martii hat das Wasser den Steg der über das Tschepner Wasser trägt, ganz und gar hinweg gerissen und geführet." Unter dem 3. Mai heißt es: "Im Jahre Christi 1615 den 3. May hat es einen schnee einer halben ellen tiff ausgeschneiet und darauf ein harter frost gefolget, also das der schnee über 2 tage ligen bliben, ist auch alles laub erfrohren, als wenn es verbrannt were." Wie wichtig und notwendig die Wegverbindung Zschopau - Krumhermersdorf war, läßt sich aus der Eintragung vom 21. Juni des gleichen Jahres ablesen, die von der Fertigstellung einer neuen Brücke kündet. In den Jahren 1616 und 1617 sind zwei Einträge zu verzeichnen, die sich mit Wetterkapriolen beschäftigen.

Das Jahr 1616 brachte einen harten Winter mit einem außergewöhnlich trockenen Sommer. Das Jahr 1617 brachte einen warmen Winter ohne Schnee und 14 Tage vor Fastnacht blaue Violen zu Zschopau und anderen Orten. Am 18. MaI 1617 gab es erneut eine große Wasserflut, welche großen Schaden an Mühlen, Brücken und anderen Gebäuden anrichtete. Der am 21. JunI 1615 errichtete Steg wurde ebenfalls dabei vernichtet. Aber auch über die Teuerung, die das Land Sachsen 1617 heimsuchte, erhalten wir Informationen und erfahren, daß ein Scheffel Korn, Annabergisch Maß, 13 bis 14 Reichstaler kostete.