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Magister Christian Lehmann
Die Kriegschronik
Leipzig ? 1703?
Neu bearbeitet und herausgegeben 1916 von Dr. Bönhoff
1998 H&F Verlag Scheibenberg
Die Hussiten
Darnach weisen es die verderbten Dörfer, Schlösser und Flecken, die am Paß liegen und von ihnen in Ein- und Auszügen sind ruiniert worden.
- Die Stadt Lößnitz, um welche noch ganze wüste Dörfer sind, mag ein hartes von Hussiten ausgestanden haben, wie ihr Rundel voll alter Pfitzpfeilen an der Mauer, die biß in 30jährigen Krieg alda gelegen, und die viele gefündenen Eisen von Pfeilen in der Erde, die die Mäurer nach dem Brande im Grundgraben gesammelt, beweisen. Ob sie sich ihrer Tyranney erwehret, habe ich nicht erfahren können.
- Das Städtlein und Kloster Grünhayn haben sie 00. 1429 ganz verwüstet, die Mönche tod geschlagen, ihr Vermögen geplündert und mit sich weggeführet, auch das ganze Gebäude niedergerissen und ruiniret.
- Also sollen sie auch verwüstet haben das Clösterlein in der Zelle an der Mulde bei dem Städtgen Aue.
- Schwarzenberg am Peler Paß haben sie ganz eingeäschert und die Stadtmauer umher biß auf den Grund 3 Ellen dicke abgebrochen.
- Crotendorf haben sie ganz ausgeplündert, die Kirche caede et stupro [Mord und Unzucht] also profaniret, daß sie der Bischoff zu Meissen wieder neu einweihen müssen, die Sechswöchnerinnen, Kranken und Kinder in Betten erstochen, wie sehr alte Einwohner von ihren Eltern gehöret.
- Das Dorf Kraxdorf, so auf der Höhe zwischen Scheibenberg und Neudorf gelegen, haben sie verbrannt und verwüstet, daß davor das Neudorf im Grunde angelegt worden.
- Das Städtlein Zwönitz haben sie so verwüstet, daß es lange öde gelegen, und die Leute sich in Wäldern aufgehalten.
- Zwischen diesem und Elterlein liegt Burgstädel, das sie so mitgenommen, daß es ganz abgangen, biß es nach und nach in etwas wieder angebauet worden.
- Elterlein haben sie in allen verwüstet, daß die Leute es lange unbewohnt gelassen. In der dasigen Kirche hat zum Gedächtniß ein Kasten voll Pfeile gestanden, die ich in meinerJugend gesehen.
- Von Schletta, darinnen die Leute geflohen, schreibet Jenisius in sua Annoberga [in seiner Annaberger Chronik], daß es durch ihren Mord, Brand und Raub also sey verderbet worden, daß sich es in vielen Jahren nicht wieder erhohlen können. Bey ihnen werden viel Pfeileisen und Harnischstücken ausgeackert. Zum Schloß-Knopf wurden 3 dergleichen in Abnehmen und Ausbesserung vom Schieferdecker anno 1649 gefunden.
- Wie sie die Äbtischen Dörfer Sehma, Cranzahl und die Waldhäuser am Bernstein, so alle an der Straße liegen, müssen zugerichtet haben, ist leicht zu gedenken. Haben sie doch des Böhmischen Städtleins Preßnitz über den Wald nicht verschonet, das Kloster ruiniret, das Städtlein verbrannt und so zu nichte gemacht, daß es mit der Zeit fortgebauet worden.
- Auf der linken Hand nach Böhmen liegen an dem Reitzenhayner und Preßnitzer Paß das Städtlein Zschopau und Schloß Scharfenstein, denen sie wegen der Schlösser, darein sich die Leute mit ihrem Vieh und Mobilien solviret, nicht viel anhaben können, doch haben sie, was sie in ledigen Flecken und Dörfern angetroffen, alles vollens verwüstet.
- Wolkenstein muß es übel gegangen seyn, weil an ihrem Felsen unter dem Schloß ein Creutz und darneben ein Kelch eingehauen ist, welches dahin deutet, daß sie einen Priester vom Felsen herabgestürtzet haben.
- Von der Schmeltzgrube [Schmalzgrube] an, am Wasser hinauf, biß an die Preßnitz sind an 26 Hammerhütten zu Frischfeuern gestanden, die haben sie alle eingebrannt.
- Bey Annaberg ist ein wüst Dorf der Platz, wo die Stadt jetzt ihre Hutweide hat, unter dem Pilberg, den Herzog Georg ihr anno 1506 mit den Scheidebechlein nach Geyersdorf zu Äckern eingeräumet; ist von den Hussiten auch weggebrannt. Ein gar alter Hammerherr Siegel hat mir ex relatione patrum [ aus der Erinnerung seiner Vorfahren] erzehlet, daß zur Zeit Kayser Sigismunds viel Eisenstein in Schmiedeberg zwischen Bernstein und Wiesenthal sey aufkommen, und der Kayser hätte ihnen Freyheit gegeben, Eisen zu schmieden, nach welchem sie auch aus Liebe ihre Kinder gemeiniglich Siegmund heisen lassen, die sie diminutive Siegel genennet, und davon wäre das Geschlecht der Siegel entstanden. Ein solcher Siegel daselbst hätte sich mit seinen Leuten und andern im nahe angelegenen Wald in einen Morast salviret, die Wege verhauen und mit seinen Hammerpurschen unter den streifenden Rotten grosen Schaden getan, weil sie gut kayserisch gewesen; sie wären aber einst von Hussiten hinterschlichen, ausgeplündert und viele von ihnen niedergemacht worden.
- Sylloge meldet, als die Meißner anno 1426 vor Aussig geschlagen worden, daß die Böhmen die Flüchtigen bis in Meißen verfolget hätten, und nachdem sie hinter sich alles mit Feuer und Schwerd verderbt, wieder über den Schreckenberg in Böhmen heimgezogen wären, bey Annaberg vorüber, das noch nicht erbauet gewesen, und in selbigen Marche mögen sie auch dem Dörflein Giersdorf (jetzt Jöstadt), so an einem andern Ort gelegen wie ihr Feld und Acker, darauf itzt grose Bäume abgehauen worden, den Garaus gemacht haben, daß hernach bey Aufkommen der Bergstädte, dasselbe wieder auf und an den Platz, da es jetzo stehet, erbauet worden.
In Summa: sie hauseten bey ihren Nachbarn, wie sie ihr eigen Land mit Mord, Brand und Raub verwüsteten, daß viele Dörfer öde blieben und den Nahmen verlohren, dargegen die Felder verbuschten und mit Holz bewuchsen; daher das Sprichwort: Es sind böhmische Dörfer.
Wolcken- und Lauterstein. 1525
Weil es den Bauern um Grünhayn so glücklich hinausgienge, stunden auch die Bauern in hiesiger Gegend auf und wurden die Schönburgischen, Äbtischen und Wolkensteinischen Bauern ein Kuchen. Die Richter in Königswalde, Mildenau, Schönbrunn, Arnsfeld und die um Marienberg mit ihren Bauern und Söhnen thaten den größten Schaden, verjagten die Pfarrer und die vom Adel; theils musten (sie) sich ranzionieren, theils sich berauben, schlagen und schänden lassen, daß die meisten, so Herren und vermöglich waren, sich mit Weib und Kindern wegmachten und in 4 Wochen lang in Städten lagen.
Einfall und Brandt zur Tzschopa 1634
Worauf die keyßerlichen lange gelauret hatten, das wagten Sie endlich und gelunge ihnen. Den 21. November brachen die Regiementer auf und vor den Walt bey Marienberg auf, 4 derselben gingen in der stille und elli Marienberg vorbey und 4 Regiementer uber den großen teich zue Rückerswalde auf die Stadt Zschopa zue, uberfielen mit ofnen Spiel und keßel-Drummeln des abendts zwischen 4 und 5 in der Stadt die 4 regiementer, daß Sie außreißen, viel pferde und alle pagagi musten in stiche laßen. Das Hanauische Regiement alleine kam zue fechten und des Obristen Ungers Tragoner hielten Sich eine Weile, musten doch zueletzt der gewalt weichen und durchgehen, das er den 23. November mit 100 Pferden zue Ronnenburg gelegen, die andern Regiementer Des nachts uff Freyberg sporenstreichs außgerißeIi und ihre Sicherheit mit schaden beklagen müßen.
Der feindt plünderte erstlich alles, ließ aufladen und anspannen, wen Sie ergriffen, nahm Mann und Weib mit, die ihn den raub tragen musten, zündeten drauf an Schloß erst an und dann die Stadt daß ettliche 100 heußer mit kirche, geistlichen und Rathsheußern in und vor der Stadt sindt abgebrandt; viel bürger und leute vom landtvolck, so sich hinein retiriert hatten, sindt gefangen mit weggeführet, weib und kinder in kellern zue 5,10,15,20 ersticket, viel verbrandt, niedergehauen, zue tode geschendet und ezliche 100 Menschen vermißet worden. Denn die Nacht gings bundt uber, und was der feindt an raub und Pagagi nicht darvon bringen können, das alles ist in brandt verdorben.
Sehr viel Soltaten und ihr gesinde mitsambt den Inwohnern hat die Nacht darvon geholfen und der Walt und berge erhalten, daß Sie den feind sindt entgangen. Gewiß ists, daß die Chur-Sächsischen uber 500 Pagagi-Pferde verloren ohne die Reuter und was von ihren gesindte in brandt umbkommen und mit fortgeschleppet worden [ein Hinweis auf den Schatz am langen Stein?]