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W. Markgraf
Zeichen der Dankbarkeit für glückliche Geburt
Sagen um Herkunft des Marienbildes entstanden


W. Markgraf, in: Neue Zeit vom 28.10.1986 (Tageszeitung)

Nordwestlich des 680 Meter hohen bewaldeten Adlersteines steht links im Waldgelände neben der Fahrbahn dieses Verkehrsweges kurz vor dem Abzweig nach Lengefeld gleich einem Bildstock auf hohem Pfahle ein Bildnis der Gottesmutter mit dem Jesuskinde. Ein schmaler Pfad führt hinab an die geweihte, ehrwürdige Stätte. Wie heute im Herbstwald Spinnennetze sich von Stamm zu Stamm ziehen, so haben sich auch Sagen in den Jahrhunderten um die Herkunft jenes Marienbildes gewoben. Die Bedeutung dieses Bildes ist in wenigen Sätzen am Orte selbst nachzulesen.

Bereits im 15. Jahrhundert war das "Warme Bad" bei Wolkenstein auf Grund seiner Heilwirkung weitbekannt. Das wohltuende Wasser, in dem Natriumhydrogenkarbonat gelöst war, hatte eine Temperatur von 29 Grad Celsius.

In diesem Warmbad weilte gegen Ende des 15. Jahrhunderts die polnische Gräfin von Niembsch zu einem Kuraufenthalt. Sie war zu dieser Zeit schwanger und begab sich, da die Zeit ihrer Niederkunft bald bevor stand, auf die Heimreise in Richtung Dresden. Doch schon nach acht Kilometer Wegstrecke gebar sie auf offener Straße einen Sohn. Sicherlich war die Geburt mit allerlei Schwierigkeiten verbunden, denn die Gräfin ließ an jener Stelle der Entbindung später dieses Marienbild aus Dankbarkeit errichten (1).

Das Bild, Mariä mit rotem Gewand, welches ein blauer Mantel deckt und in der rechten Hand den Jesusknaben hält, ist auf eine Kupfertafel gemalt, die eine Höhe von 45 und eine Breite von 35 Zentimetern hat. Der Dresdner Professor Krause stellte bereits 1929 fest, daß dieses Bildnis um 1500 entstanden ist und von einem Maler gefertigt wurde, welcher der Schule des Künstlers der berühmten Schwarzen Madonna von Czestochowa VR Polen) entstammt.

Auf der bekannten Oederschen Landkarte um 1600 ist dieses Marienbild bereits als markanter Punkt in der Wegeführung eingezeichnet. Bis zum Jahre 1945 befand sich dieses Originalbild an dieser Steile. In den letzten Kriegstagen bekam das Bildnis drei Einschüsse. Niemand vermag mehr zu sagen von wem und weshalb (2). Man nahm das Bildnis ab und bewahrte es zunächst im Forsthaus an der Heinzebank auf.

Ein Jahrzehnt später wurde es in Dresden restauriert und kam dann wieder nach Hilmesdorf zurück. Seit dem 6. Mai 1955 ist es nun wieder rechtmäßiger Besitz der Stadt Lengefeld. Aus verständlichen Gründen der Sicherheit ob des hohen Kunstwertes des Originalbildes hat man am 22. September 1955 wurde auf einem Eichenpfahle eine Kopie des Marienbildes angebracht Das Original befindet sich in der katholischen Kapelle "St. Josef" zu Lengefeld als Leihgabe. Der katholische Pfarrer König hielt daraufhin am 2. Oktober 1955 am Marienbild an der F 101 einen Dankgottesdienst zur Erinnerung ab. Gepflegt wird das Bild ebenfalls von der katholischen Gemeinde zu Lengefeld.

Die kleine stimmungsvolle Einfriedung mit zwei Ruhebänken im geheiligten Areal gestaltete der Heimatfreund Gottfried Morgenstern vom Kalkwerk Lengefeld. Das Marienbildnis ist zudem das älteste bisher bekannte sakrale Denkmal (3) der Stadt Lengefeld im Kreis Marienberg.


  1. Ein paar Fakten passen nicht so ganz zu dieser Sage:
    • Dieses Bild stand "am Ende des 15. Jahrhunderts" an der Kreuzung von zwei bedeutenden Straßen: Der Alten Böhmischen Straße, die die ehemalige Grenze des Waldenburger Herrschaftsgebietes war, und der ganz neuen Silberstraße, die aus dem Schneeberger Revier nach Freiberg führte. Ein markantes Wegzeichen war an dieser Stelle zu erwarten.
    • Das Bild wird auf der Öderschen Landkarte (um 1590) als "Margenbild" bezeichnet, eine Falschlesung ist ausgeschlossen. Das entsprechende Symbol deutet auch eher einen Grenzstein als ein Marienbild an.
    • Es ist recht unwahrscheinlich, dass ein gemaltes Bild von 1500 bis 1945 im Freien hängt und noch intakt ist. Selbst wenn man eine schützende Stein-Nische annimmt! Damit soll nicht an Professor Krauses Aussage gezweifelt werden. Nur ist gewiss nicht nachweisbar, das eben jenes Bild, das er in den Händen hielt, seit 1500 dort im Wald hing.
  2. Gewiss weiß das niemand ... dass damals dort Soldaten vorbeizogen, und dass insbesondere in der Roten Armee die Maria und ihr Sohn als Staatsfeinde galten.
  3. spätmittelalterlich sakral in der Periode der bäuerlichen Nachkolonisation des montan-agrarischen Mischgebietes ...