Krumhermersdorf Literatur
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Friedrich Martin Seidel
Die Krumhermersdorfer Kirche


"Meine Heimat", Zschopauer Zeitschrift 1916 - 1926 Ausgabe 1919 Seite 213
Kopie bei C+H Doerffel
Der Text ist über weite Strecken aus Neue Kirchengalerie Sachsens übernommen.

Wandert man von Zschopau aus ostwärts auf der nach Lengefeld führenden Straße, so erblickt man bald zur Rechten eine auf einer luftigen Bergeshöhe tronende Kirche: Die Kirche des nahen Krumhermersdorf. Beides, Kirche und Umgebung, zeigt das beifolgende wohlgelungene Bild. Im Folgenden sollen einige Mitteiulungen über diese Kirche und über ihre Entstehung gegeben werden.

Krumhermersdorf ist sicher vor der Reformation schon ein Kirchdorf gewesen. Nachrichten über die damalige erste Kirche sind jedoch nur spärlich vorhanden. Sie hat an demselben Platze gestanden wie die gegenwärtige Kirche. Wie die von Pfarrer Gensel abgefaßte, mit dem Jahre 1613 beginnende Chronik berichtet, erhielt diese Kirche "auf Befehl und Anordnung des Edlen, gestrengen und Ehrenvesten Junkers Georg Friedrichs von Rüxleben einen neuen von Zacharias Döben, damals Mahlern zu Freiberg, verfertigten Altar" (1), 1615 am 1. Januar "auf Befehl und Anordnung des Edlen, gestrenhgen und Ehrenvesten Junkern Cornelii von Rüxleben einen neuen Predigstuhl, der ungefähr 24 Thaler kostete", in demselben Jahre am 31. März schenkte ihr "die Edle und Tugendsame Frau Margarthe von Rüxleben, geb. Breittenbachin, auf ihre eigenen Unkosten einen näuen Taufstein"

Das Einzige, was von dieser alten Kirche oder Kapelle (2) noch übrig ist, ist die westliche Eingangstür des Schiffes des jetzigen Gotteshauses. Da diese Tür, welche im steilen Spitzbogen geschlossen ist, nach Steche ... dem Schlusse des 14. Jahrhunderts angehört, ist vielleicht die Annahme gerechtfertigt, daß auch jene Kirche gegen Ende des 14. Jahrhunderts - vielleicht zwischen 1380-1400 - erbaut worden ist. Danach wäre also Krumhermersdorf bereits gegen 100 Jahre vor der Reformation Kirchdorf gewesen.

Da jedoch die alte Kirche bei dem schnellen Wachsen der Gemeinde sich bald als zu klein erwies (3), da sie wahrscheinlich auch baufällig geworden war, wurde sie am 10. August 1756 unter der Kollatur (4)des Herrn Siegismund August von Metzsch niedergerissen und am 31. Mai desselben Jahres der Grundstein zu der neuen, der jetzigen Kirche, gelegt. Der Bau, zu welchem aus dem Kirchenvermögen 500 Taler bewilligt worden waren, wurde so emsig betrieben, daß schon am 10. Sonntag nach Trinitatis - es war der 22. August - der neu ernannte Pastor substitutus M[agister] August Friedrich Weiner [Wehner] seine Probepredigt darin halten konnte. Infolge Geldmangels jedoch und infolge der hereinbrechenden Kriegszeit (5) erfolgte der Ausbau der Kirche erst ein Jahr danach. (1757); der stattliche Turm wurde zwei Jahre später vollendet (1758). Das jetzige Gotteshaus, dessen 100-jähriges Bestehen die Gemeinde am 27. Juli (10. nach Trinitatis) 1856 mit Jubel und Begeisterung gefeiert hat, ist ein bei aller Einfachheit würdiger, für ungefähr 600 Besucher Raum bietender Bau. Es ist hell und freundlich, einschiffig, besitzt zwei Emporen und ist mit einer Holzdecke versehen. Die Kanzel befindet sich über dem Altar, infolgedessen ist die Akustik gut. Die Patronatskapelle trägt noch das Wappen der Familie von Metzsch, der einstigen Patronatsherrschaft, dieauf den Hofgütern ihren Sitz hatte.

Die Sakristei, die sich anfangs an der Nordseite der Kirche befand, wurde im Jahre 1840 ihrer feuchten Lage wegen nach der Ostseite der Kirche verlegt. Eine umfangreiche Restaurierung des Gotteshauses hat im Jahre 1887 stattgefunden. 1911 wurde es mit Heizung versehen. 1912 wurde es innerlich, 1913 äußerlich erneuert. 1914 sollte es elektrische Beleuchtung erhalten, doch kam der Beschluß infolge Ausbruch des Krieges nicht zur Ausführung. Auch sonst ist der furchtbare Krieg an unserem Gotteshause nicht spurlos vorübergegangen. 51 Orgelpfeifen wurden an die Heeresverwaltung abgegeben. Besonders schmerzlich berührte aber die Gemeinde der Verlust zweier Kirchenglocken, die ebenfalls abzuliefern waren. Durch eine über Röm. 12,11 (6) gehaltene Predigt suchte der Pfarrer seine Gemeinde über den Verlust der Glocken zu trösten. Die älteste und größte Kirchenglocke jedoch, die aus der Kirche des im 30-jährigen Kriege zerstörten Berthelsdorf stammen soll (7) - der Platz, da diese Kirche gestanden haben soll, heißt heute noch der "Kirchhof" - ist der Gemeinde erhalten geblieben.

Rings herum um die Kirche liegt der Friedhof, der kürzlich durch die Güte des Herrn Fabrikbes. F. Hermann Oehme, welcher dem Kirchenvorstand ein von ihm zuvor käuflich erworbenes Stück Land schenkte, eine beträchtliche Vergrößerung erfahren hat. Auf dem neuen Teile des Friedhofs soll baldigst eine dem Andenken der im Weltkriege gefallenen Söhne der Gemeinde gewidmete würdige Gedächtnisstätte angelegt werden. Die Vorarbeiten sind bereits im Gange.

Die Gemeinde hält ihr Gotteshaus lieb und wert und bringt für dasselbe gern Opfer dar. Der Kirchenbesuch ist meist gut. Vor allem haben in den so schweren Kriegsjahren, die auch über so manches Haus unserer lieben Gemeinde Kummer und Herzeleid gebracht haben, viele Gemeindeglieder ihr Gotteshaus treulich und regelmäßig besucht, um hier Trost und Kraft zufinden!

Möge unsere Kirche auch fernerhin unter Gottes Schutze stehen, damit von ihr auch in Zukunft in die Häuser und Herzen reicher Segen ausgehe! Das walte Gott!


  1. Kein wörtliches Zitat!
  2. Es war eine richtige Pfarrkirche, von Anfang an. Herr Seidel, der Krumhermersdorfer Pfarrer bis 1920, hätte das im Kirchenbuch nachlesen können ...
  3. Diese Begründung für den Kirch-Neubau konnte noch nicht im Original gefunden werden.
  4. Der Collatoris war der Vorsitzende des Kirchenvorstandes und Rechtsvertreter gegenüber der politischen Gemeinde Krumhermersdorf. In diesem Fall war er der politische Vertreter selbst, nämlich der Grundherr.
  5. 7-jähriger Krieg Preußen gegen Sachsen 1756-63
  6. "Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dienet dem Herrn" - der Zusammenhang ist nicht sehr deutlich ...
  7. Was aber gewiss nicht stimmt, vgl Krumhermersdorf bekommt eine Kirche