Spickenreuther 2003
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Die Auswertung der Unterlagen ergibt, dass etwa 25% dieser steuerpflichtigen "besessenen Mann", der Besitzer von Grund und Boden, ohne Angabe des Vornamens aufgeführt sind. Hin und wieder ist die Lesbarkeit der Eintragungen erheblich erschwert.
Zu dieser Zeit gab es noch keine verbindlichen Regeln für die Rechtschreibung. Auch die Großschreibung erfolgte nach Gutdünken des betreffenden Schreibers. Für die Schreibweise gibt es vielfach mehrere Varianten. So erscheinen in den einzelnen Orten nebeneinander Hans, Hanns, Hanß, hanns, Hansel; Mats, Mattes, Mathes; Merten, Mertin, Marty usw.
Auffallend sind auch die Kurzformen von Namen wie Hans (Johannes), Nickel (Nikolaus), Mats (Matthäus/Matthias), Bartel (Bartholomäus), Valten (Valentin), Franz (Franziskus), Christoph (Christophorus), Balzer (Balthasar), Bros (Ambrosius), Bastian (Sebastian), Fritz (Friedrich).
In den Türkensteuerunterlagen von 1501 sind in den Orten des genannten Gebietes folgende Vornamen mehr als insgesamt dreimal aufgeführt:
Bis auf wenige Ausnahmen stammen die 1501 gebräuchlichen Vornamen durchweg aus dem Hebräischen, Griechischen und Lateinischen. Sie sind mit dem Christentum zu uns gekommen. Entscheidend bei der Namensgebung war die Bedeutung eines bestimmten Trägers dieses Namens. So finden wir unter den aufgeführten Vornamen die Namen der Apostel, den Erzengel Michael, Johannes den Täufer, die Heiligen Drei Könige Caspar,
Melchior und Balthasar und weitere Heilige, unter ihnen Nikolaus, Georg, Stefanus, Laurentius. Die Verehrung dieser Personen war besonders groß, ihre Namen sind gern übernommen worden.
Bei der überraschenden Vielzahl des Vornamens Hans zeigt sich sowohl die Verehrung für Johannes den Evangelisten, den Lieblingsjünger Jesu, als auch für den prophetischen Bußprediger Johannes den Täufer. Nach diesem ist auch das alljährlich am Vorabend zu dessen Geburtstag, dem Johannistag (24.6.), stattfindende Johannisfeuer benannt. Der Vorname Nickel erinnert an den besonders verehrten Heiligen Nikolaus von Myra, der sich für die Armen einsetzte. Noch heute werden am 6.12., dem "Niklastag", nach altem Brauch Kinder beschenkt. Die Häufigkeit des Namens Nickel bestätigt die Beliebtheit des Bischofs auch in unserer Gegend wenige Jahrzehnte vor der Reformation.
In den folgenden Jahrhunderten werden dann zunehmend andere Vornamen üblich. Heute verbreitete Vornamen wie Albrecht, Dieter, Günter, Helmut, Herbert, Klaus, Lothar, Manfred, Rudolf, Siegfried, Walter, Werner, Wilhelm usw. hat es hier 1501 noch nicht gegeben.
Überraschend ist auch die Konzentration einiger Vornamen in bestimmten Orten. So hieß damals jeder zweite besessene Mann in Großolbersdorf entweder Hans oder Nickel, in Wolken-stein etwa jeder vierte. In Großrückerswalde betrugen die Hans und Nickel zusammen 40 % der Steuerpflichtigen, in Dittmannsdorf (Gem. Pfaffroda) die "Mattes" 28 % der besessenen Mann. In Lauterbach gab es 1501 2 "mateß schonher(r)". Zur Unterscheidung war wohl bereits zu dieser Zeit ein Spitzname - diese sind ja vielfach in unseren Dörfern bis hin in die Gegenwart noch üblich - unbedingt erforderlich.