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Jürgen Hänel, Ortsdenkmalspfleger
Das Marienbild


Persönliche Mitteilung 1987

Das Marienbild an der Fernverkehrsstraße 101 ist das älteste sakrale (1) Denkmal in unserer Stadt (Lengefeld). Das Bild hat die Maße 35x45 cm und ist auf eine Kupferplatte gemalt. Es zeigt Maria im roten Gewand, einem blauen Mantel, mit der rechten Hand das sitzende Jesuskind im weißen Gewand haltend. Beide sind mit einem Glorienschein umgeben.

Bei einer Untersuchung und Erneuerung des Bildes in der staatlichen Gemäldegalerie 1929 wurde von Professor Krause (2) festgestellt, daß dieses Bild künstlerisch sehr wertvoll ist (3). Wahrscheinlich ist dieser Bildstock um 1500 errichtet worden und der berühmte sächsische Markscheider Öder hat es schon 1580 auf seinen Landkarten eingezeichnet (4).

Bis 1945 war das Original am jetzigen Platz aufgehängt. Am Ende des Krieges (5) sind drei Schüsse auf das Bild abgegegeben worden. Aus Sicherheitsgründen verwahrte man es dann im Forsthaus Heinzebank (6). Im Winter 1954/55 war das Bild zu einer Ausstellung nach Dresden gegangen. Fachmännisch konnten dabei die Einschüsse restauriert werden (7). Es kam zur Heinzebank zurück und von da nach Hilmersdorf. Laut Beschluß des Rates des Kreises Zschopau vom 6. Mai 1955 ist dieses Bild der Stadt Lengefeld zugesprochen worden.

Seit dem 22. September 1955 steht nun das sagenumwobene Bild wieder an der alten Stelle (8). Da das Original zu wertvoll ist, ist jetzt eine Fotokopie zu sehen. Das Originalbild, welches Eigentum der Stadt Lengefeld ist, wird zur Zeit als Leihgabe in würdevoller Umgebung in der katholischen Seelsorgestelle "St. Joseph" aufbewahrt.

Nachfolgend die alte Sage um dieses Bildnis:
Zur Zeit, als das Wolkensteiner "warme Bad" wegen seiner wundertätigen Heilkraft einen Weltruf hatte, befand sich daselbst eine polnische Gräfin zur Kur. Sie reiste wegen der ihr in nicht ferner Zeit bevorstehenden Niederkunft vom besagten Bad wieder ab. Ihre Entbindung erfolgte jedoch schon, als sie auf der von Annaberg nach Freiberg führenden Landstraße, damals "Silberstraße" genannt, an derjenigen Stelle angelangt war, wo heute noch das Marienbild zu sehen ist. Sie gelobte der Mutter Gottes, daß, wenn ihre Niederkunft für sie und ihr Kind ohne böse Folgen bleiben würde, sie aus Dankbarkeit ein Muttergottesbild an dieser Stelle errichten wolle. (9)

Ortsdenkmalspfleger Jürgen Hänel


  1. Ohne solche schwülstigen Historiker-Prasen geht es offenbar nicht ...
  2. Ach ja, der berühmte Professor Krause ... ist mir völlig entgangen, der Name!
  3. Es regt mich irgendwie auf, daß erst ein Professor her muß, um herauszukriegen: Künstlerisch wertvoll. Steht mir Otto Normalverbraucher nicht auch ein Urteil darüber zu? Getraut sich nicht einmal der "Ortsdenkmalspfleger" ein solches? Oder soll damit ein nicht realisierbarer hoher Verkaufspreis angedeutet werden?
  4. Das ist wahrscheinlich falsch! In der Landkarte Oder um 1590 ist auf der Südseite der Straße ein "Margenbild" eingezeichnet. Die Schreibweise ist ganz eindeutig. Und das Symbol dabei deutet auf ein Gemarkungszeichen hin, also wahrscheinlich ein Grenzbild der Stadt Lengefeld.
    Man könnte einwenden, daß Herr Öder hier von einer schlechten Vorlage einen Schreibfehler abschrieb (was damals keine Seltenheit war). Doch handelt es sich bei der obigen Karte um die Urschrift, also die ersten Zeichnungen; und diese sind mit außerordentlicher Sorgfalt und Genauigkeit erstellt (siehe z.B. Böhnisch 1963). Herrn Hänels Aussage ist daher mit Vorsicht zu benutzen.
  5. Woher weiß wohl Herr Hänel, daß das am Ende des Krieges passierte? - Das Gerücht dazu: Die Russen seien es beim Einmarsch gewesen. Was nicht auszuschließen ist, aber auch nicht feststeht.
  6. Damit sollte es wohl dem Zugriff allzu eifriger Funktionäre entrückt werden?
  7. Ich vermute, sie wurden nicht "wiederhergestellt"(restauriert), sondern beseitigt.
  8. Siehe oben. Falls man tatsächlich Margenbild und Marienbild gleichsetzt, steht es gewiß nicht am alten Platz.
  9. Diese Sage geht (dem altertümlichen Stil nach) sicher auf einen anderen als Herrn Hänel zurück.