Zweites Deutsches Fernsehen

Evangelischer Gottesdienst

Produktions-Nr.: 554/00504

Sendedatum: 29. April 2001

Sendezeit: 9.30 – 10.15 Uhr

Fassung: 2. Fassung

Stand: 28. April 2001

 

 

 

Drehbuch

Sendetitel

Solidarität – Beteiligen und Verteilen

Untertitel

Evangelischer Gottesdienst

Übertragungsort

aus Krumhermersdorf bei Zschopau

mit

Pfarrer Johannes Roscher

   

und

Harald Gläser

 

Lilli Flemmer

 

Cerstin Böttcher

 

Ingolf Rümmler

 

Uwe Mehner

   
 

Posaunenchor und

 

Kirchenchor Krumhermersdorf

Leitung: Andreas Martin

und Uwe Burckhardt

Orgel

Kantor Dietrich Schleinitz

   

 

 

Beratung:

Frank-Michael Theuer

Redaktion:

Helmut Nemetschek

Produktionsleitung:

Rolf Knebel

Aufnahmeleitung:

Sylvia Heydt

Regie:

Marion Rabiga

1. Kamera:

Michael Priebe

 

 

Pos.

Zeit

Wer / Wo

Text

       

0

0.30

 

Jingle

MAZ

       
 

0.30

   
       
       

1

1.30

Posaunenchor

Intrade

   

Empore rechts + links

währenddessen Außeneinstellung Kirche (falls möglich: Anfahrt Kamera von gegenüberliegender Talseite) und Titel; evtl. Glockengeläut

       
 

2.00

   
       
       

2

1.45

Pfr. Roscher

vor Altar

Begrüßung und Themenansage

     

Ich begrüße sie alle zum Gottesdienst an diesem Sonntagmorgen. Sie hier in der Kirche und Sie, die unseren Gottesdienst in Krumhermersdorf im Erzgebirge in der Entfernung mitfeiern.

Gemeinsam wollen wir uns hinein nehmen lassen in das Hören auf Gottes Wort, in Singen und Beten.

Was uns bewegt, bringen wir in den Gottesdienst mit:

Unsere Region bot in der ehemaligen DDR die höchste Anzahl an Industriearbeitsplätzen pro Kopf der Bevölkerung. Heute bewegt sich die Arbeitslosenquote um die 20%. Von den großen Industrien der Umgebung - dem Motorradbau, der Kältetechnik und der Textilherstellung, ist wenig geblieben.

Geblieben sind Menschen, die aktiv sind und die sich engagieren, in der Kirchgemeinde und darüber hinaus. Vor etwa 10 Jahren ist deshalb eine Initiative entstanden, die sich den Problemen der Arbeitslosigkeit widmet.

In unserer Kirchlichen Erwerbsloseninitiative sind über 100 ehemals Arbeitslose wieder am Arbeitsprozess beteiligt, überwiegend durch öffentliche Förderung. Zeichenhaft übt Kirche damit – greifbar und vor Ort – ein Stück Solidarität mit denen, die Probleme der Arbeitslosigkeit zu bewältigen haben.

So haben Kirchgemeinde und Erwerbsloseninitiative gemeinsam diesen Gottesdienst zum Thema ‚Solidarität – Beteiligen und Verteilen’ vorbereitet, den wir jetzt feiern im Namen Gottes, des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

3.45

   
       
       

 

3

2.30

Gemeinde/Orgel/Chor

Empore rechts

Gemeindelied EG 262, 1.2.4 "Sonne der Gerechtigkeit"

(GL 644)

       
     

kurzes Orgelvorspiel und Mitsingen des Chores

     

1. Sonne der Gerechtigkeit,

gehe auf zu unsrer Zeit;

brich in deiner Kirche an,

dass die Welt es sehen kann.

Erbarm dich, Herr.

     

2. Weck die tote Christenheit

aus dem Schlaf der Sicherheit,

dass sie deine Stimme hört,

sich zu deinem Wort bekehrt.

Erbarm dich, Herr.

     

4. Tu der Völker Türen auf;

deines Himmelreiches Lauf

hemme keine List noch Macht.

Schaffe Licht in dunkler Nacht.

Erbarm dich, Herr.

T: Christian David/Christian Gottlob

M: Böhmen 1467

ökumenische Fassung 1973

 

6.15

   
       
       

4a

1.00

Harald Gläser

vor Altar

Psalmlesung

Psalm 23

       
     

Wir beten den Psalm dieses Sonntags, den Psalm 23:

       
     

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

       
 

7.15

   
       
       

4b

0.30

Gemeinde

Gloria Patri

EG 177.1

       
     

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

     

M: Soest 1532

 

7.45

   
       
       

5

2.45

Pfr. Roscher

vor Altar

Lilli Flemmer/Cerstin Böttcher/Ingolf Rümmler

Altarraum links

und Gemeinde

Kyrie

       
       

5a

 

Pfr. Roscher

vor Altar

Einleitung

währenddessen tritt Lilli Flemmer auf mit Stuhl ohne Bein als Symbol

     

Wir kommen, wie wir sind. Wir kommen mit dem, was uns belastet. Wir bringen unsere Klagen vor Gott, weil wir seiner Barmherzigkeit vertrauen:

       
       

5b

 

Lilli Flemmer

Altarraum links

Kyrie A

     

Ich finde keinen Platz mehr. Mich braucht keiner zur Arbeit. Kaputt bin ich, nutzlos komme ich mir vor – ausgedient wie dieser Stuhl. Was soll bloß werden

Frau Flemmer bleibt an Sprechstelle stehen

       
   

Gemeinde + Orgel

Kyrie eleison

EG 178.10

währenddessen tritt Frau Böttcher auf mit vertrockneter Pflanze als Symbol

     

Herr, erbarme dich.

Christus, erbarme dich.

Herr, erbarme dich.

       
       

5c

 

Cerstin Böttcher

Altarraum links

Kyrie B

     

Ohne Arbeit fühle ich mich entwurzelt wie diese Pflanze hier. Dabei habe ich einen Beruf erlernt. Ich könnte mit meiner Hände Arbeit etwas schaffen. Aber ich finde keine Arbeit. Wie lange werde ich das noch aushalten?

Frau Böttcher bleibt stehen

       
   

Gemeinde + Orgel

Kyrie eleison

EG 178.10

währenddessen tritt Ingolf Rümmler auf mit Fahrrad ohne Antrieb als Symbol

     

Herr, erbarme dich.

Christus, erbarme dich.

Herr, erbarme dich.

       
       

5d

 

Ingolf Rümmler

Altarraum links

Kyrie C

     

Ich kann mich abstrampeln, wie ich will. So und so viele Bewerbungen, immer wieder erfolglos. Sinnlos mühe ich mich ab. Mittlerweile fehlt mir jeder Antrieb wie diesem Fahrrad hier. Wie soll es weitergehen?

Herr Rümmler bleibt stehen

       
   

Gemeinde + Orgel

Kyrie eleison

EG 178.10

     

Herr, erbarme dich.

Christus, erbarme dich.

Herr, erbarme dich.

M: Josef Seiffert 1964

       
       

5e

 

Pfr. Roscher

vor Altar

Kollektengebet

abschließendes Gebet

     

Herr, unser Gott, mit unseren Fragen kommen wir zu dir. Wir erhoffen uns Antworten, die uns Wege zum Leben eröffnen. Darum hören wir dein Wort, das lebendig unter uns ist in Jesus Christus, deinem Sohn und unserem Bruder. Amen

     

Pfr. Roscher und die Kyriesprecher bleiben während Pos. 6 stehen

 

10.30

   
       
       

6

1.30

Chor

Empore rechts

Chorlied

Joseph Haydn "Singet dem Herrn"

       
     

Singet dem Herrn ein neues Lied, ein neues Lied, singet dem Herrn singet dem Herrn ein neues Lied, singet dem Herrn ein neues Lied, singet dem Herr ein neues Lied, singet dem Herr ein neues Lied, singet dem Herr ein neues Lied, singet dem Herr ein neues Lied, ein neues Lied, singet dem Herr ein neues Lied, singet dem Herr ein neues Lied, singet dem Herr ein neues Lied, ein neues Lied!

       
 

12.00

   
       
       

 

7

2.30

Pfr. Roscher

vor Altar

Gemeinde + Orgel

Credo

     

Einleitung durch Pfr. Roscher, Gemeinde steht, moderner Text, Gemeinde liest von Liedblatt mit und Orgelbegleitung, Orgel ca. 0.20 länger als

       
   

Pfr. Roscher

Wir bekennen unseren Glauben an Gott, den Vater, in dessen Geist wir zusammen sind und

der uns in Jesus Christus begegnet. Dieser Glaube verbindet uns. Darum sprechen wir

gemeinsam ein Bekenntnis mit Worten unserer Zeit:

     

Gemeinde steht, begleitet durch leise Orgelmusik

   

Gemeinde + Orgel

Ich glaube, dass Jesus war,

was wir sein sollten:

Diener und Bruder aller, die ihn brauchten.

Weil er liebte, musste er leiden.

Weil er so weit ging, musste er sterben.

Aber er starb nicht umsonst und unterlag in Wahrheit nicht.

Er wird das letzte Wort behalten,

und alle, die Toten, die Lebenden und die Kommenden,

müssen sich messen lassen an ihm.

Ich glaube, dass mit Jesus ein neuer Geist in die Welt kam

der die verfeindeten Menschen

eine gemeinsame Sprache lehrt

und sich als Geschwister erkennen lässt;

der uns ermutigt, den Aufstand der Liebe gegen den Hass fortzusetzen;

der unser Urteil schärft, die Verzweiflung überwindet

und ein verfehltes Leben lohnend macht.

Ich glaube, dass ich durch Jesus bin, was ich bin,

durch ihn erfahre, was Gott vermag.

So wie ich verdanken sich ihm alle Menschen,

auch wenn sie es nicht wissen.

So wie mich, rief er die ganze Welt ins Dasein.

Ihm gehört sie,

ihm sind wir verantwortlich in allem,

was wir tun.

Amen.

Orgelausklang ca. 0.20, Sprecherwechsel f. Pos. 9

 

14.30

   
       
       

 

 

8

2.30

Gemeinde/Orgel

Lied EG 184, 1-5 "Wir glauben Gott im höchsten Thron"

     

(GL 276)

       
     

1. Wir glauben Gott im höchsten Thron, wir glauben Christum, Gottes Sohn, aus Gott geboren vor der Zeit, allmächtig, allgebenedeit.

     

2. Wir glauben Gott, den Heilgen Geist, den Tröster, der uns unterweist, der fährt, wohin er will und mag, und stark uns macht, was daniederlag.

     

3. Den Vater, dessen Wink und Ruf das Licht aus Finsternissen schuf, den Sohn, der annimmt unsre Not, litt unser Kreuz, starb unsern Tod.

     

4. Der niederfuhr und auferstand, erhöht zu Gottes rechter Hand, und kommt am Tag, vorherbestimmt, da alle Welt ihr Urteil nimmt.

     

5. Den Geist, der heilig insgemein lässt Christen Christi Kirche sein, bis wir, von Sünd und Fehl befreit, ihn selber schaun in Ewigkeit.

Amen.

     

T: Rudolf Alexander Schröder 1937

M: Christian Lahusen (vor 1945) 1948

 

17.00

   
       
       

9

2.00

Harald Gläser

vor Altar

Uwe Mehner
Altarraum rechts

KyriesprecherInnen

Altarraum links

Lesung A

Mt. 20,1-7

Uwe Mehner schaut während ihres ersten Texts in die Gemeinde, zweiter Text: Blick zu Kyriesprechern Altarraum links; dann Abholen der Kyriesprecher auf die rechte Seite

       
   

Harald Gläser

vor Altar

Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in den Weinberg. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen und sprach zu ihnen:

       
   

Uwe Mehner

Altarraum rechts

Blick in die Gemeinde

"Geht auch ihr hin in den Weinberg, ich will euch geben, was recht ist."

       
   

Harald Gläser

vor Altar

Und sie gingen hin.

Abermals ging er aus um die sechste und neunte Stunde und tat dasselbe. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen:

       
   

Uwe Mehner

Blick auf KyriesprecherInnen

   

Altarraum rechts

"Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig da?"

       

 

   

Lilli Flemmer

Altarraum links

"Uns"

       
   

Cerstin Böttcher

Altarraum links

"hat niemand"

       
   

Ingolf Rümmler

Altarraum links

"eingestellt"

       
   

Uwe Mehner

Blick auf KyriesprecherInnen

   

Altarraum rechts

"Geht auch ihr hin in den Weinberg."

       
   

Cerstin Böttcher

Altarraum links

"Hoffentlich schaffe ich die Arbeit auch, nach so langem Nichtstun"

       
   

Ingolf Rümmler

Altarraum links

"Mich hat noch nie jemand gebraucht. Das gibt’s doch nicht, dass mir einer wegen Arbeit nachläuft"

       
 

19.00

   
 

16.30

   
       

10

5.00

6.00

Pfr. Roscher

Kanzel

Predigt A

     

Seitenwechsel der Darsteller zur rechten Seite, Hervorholen der aufgearbeiteten Symbole und arbeiten an diesen

       
   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einblendung

Bilder Fahrradwerkstatt,

Baumschule, Tischlerei

"Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch. Amen

Liebe Gemeinde, sie alle, die sie diesen Gottesdienst mitfeiern,

die Überraschung wäre groß: Plötzlich erscheint auf den Gängen des Arbeitsamtes ein Unternehmer in Abständen den ganzen Tag hindurch und holt Leute zur Arbeit bis keiner mehr übrig bleibt. Endlich könnten die Mitarbeiter des Arbeitsamtes aufatmend lächeln, eine Last genommen. Vielleicht fände sich ja auch für sie eine befriedigendere Arbeit, als den ständigen Mangel an Arbeitsplätzen zu verwalten.

All die Arbeitslosen könnten strahlen, endlich wieder Arbeit.

"Das gibts doch nicht", liegt uns auf den Lippen, weil unsere vielen enttäuschten Hoffnungen wirken.

Die Ängste, den Anforderungen nicht mehr zu genügen, wachsen. Gewöhnung greift um sich.

Wer herumsteht und auf Arbeit wartet, setzt sich dem Verdacht der Faulheit aus.

"Die Müßiggänger der Gesellschaft sollten sich mal bemühen...", hören wir ganz offiziell. Wohin die Bemühungen sich richten sollen, bleibt allerdings im Dunkeln. Absurd der Gedanke, die fünf Millionen Menschen, die in unserem Land auf der Suche nach Arbeit sind, sollten sich in die knapp 600.000 offenen Arbeitsstellen teilen.

Das ist unsere Welt:

Menschen die sich kaputt fühlen, ohne Lebensantrieb, ausgedörrt, weil ihnen fehlt, wovon sie leben wollen: Arbeit, die existenzsichernd ist.

Menschen, die sich wertlos vorkommen, weil sie wertvolles, was sie haben, ihre Fähigkeiten und Gaben, nicht einbringen können.

Das ist unsere Welt. Wir haben sie heute hereingeholt in unsere Kirche, die Arbeitslosenwelt

Jesus erzählt von Gott und seiner Welt. Aber er tut es so, dass erkennbar wird, wie unsere Welt aussieht, wenn Gott mitten drin ist. Arbeit ist dabei für Jesus offenbar so wichtig zum Leben, dass er sie als Beispiel verwendet, um von Gott zu erzählen.

Das Himmelreich ist wie einer, der Arbeit verteilt. Wie einer, der die Menschen abholt, wo sie stehen. Wie einer der Menschen annimmt, wie sie sind, erzählt Jesus.

Am Ende sind alle beteiligt. Was einer gelernt hat und kann, die Fähigkeiten und Gaben sind plötzlich wieder wichtig. Ein Arbeitsplatz ist eben mehr als der Ort, wo ich wieder zu Geld komme.

Er ist auch der Ort, an dem Menschsein wieder zur Geltung kommt.

Deshalb haben wir die Arbeitswelt hereingeholt in unsere Kirche.

"Das Himmelreich ist wie...". Nein, die Arbeit ist selten paradiesisch. Sie ist anstrengend.

In manchem wächst die Angst nicht mehr mithalten zu können. Die Befürchtung, nicht genügend Fähigkeiten zu haben, oder die falschen, hemmt eigene Aktivität.

Nur oberflächliches Hinschauen entdeckt darin Faulheit.

Gott schaut genau hin. Darum holt er Menschen ab, so wie sie sind.

Wir sind nicht Gott und leben nicht im Himmelreich. Aber wir sind als Glaubende und Kirche gerufen, Zeichen zu setzen für Gott und seine Welt:

Die Fahrradwerkstatt, die Baumschule und die Tischlerei, wie in der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative in Zschopau, sind keine überflüssigen Randerscheinungen, die wir tun oder auch lassen könnten.

Vielmehr wird dort praktisch sichtbar, wovon wir reden und was wir glauben.

Sie sind Orte wo Arbeitslose gleichsam abgeholt werden, so, wie sie sind. Menschen bringen alles mit, was sie belastet und hemmt, alle enttäuschten Hoffnungen und zerplatzten Träume, ihre Befürchtungen und Ängste und finden ihren Arbeitsplatz, wie in Jesu Beispielgeschichte. Neue Perspektiven öffen sich.

So gesehen, gibt es viel zu wenig kirchliche Arbeitslosenprojekte in unserem Land.

Denn sie sind Zeichen für das Himmelreich, von dem Jesus erzählt. Und alle die dort Verantwortung tragen, beraten oder anleiten, sind wie der Weingärtner aus der Beispielgeschichte.

Auch manche anderen Arbeitgeber verstehen sich so. Sicher aber gibt es zu wenige, die Arbeit geben. Etewa 5 Millionen Menschen stehen 600.000 Stellen gegenüber.

Denn auch das gehört zu unserer Realität: Vieler Menschen Selbstständigkeit reicht eben nur bis zu einer abhängigen Arbeit.

Darum ist es für Arbeitslose, wie sie sagen, "einfach himmlisch", den Platz zur Arbeit zu finden.

Das Himmelreich ist wie einer der Arbeit verteilt und alle sind beteiligt.

 

24.00

22.30

   
       
       

11

2.30

Chor

Empore rechts

Chorlied "Nun lasst uns an die Arbeit gehen"

       
     

1. Nun lasst uns an die Arbeit gehen im Namen Jesu Christ. Lasst uns nach neuen Wegen sehn, wo Hilfe möglich ist.

2. Du, Herr, gibst uns die Kraft dazu, machst uns zum Tun bereit. Du wendest dich den Armen zu, willst die Gerechtigkeit.

3. Du legst uns sehr viel in die Hand mit dem, was du uns gibst. Du hast dich auch an uns gewandt, weil du die andern liebst.

4. Du bist es, der in Hunger, Not und Elend jeden kennt. Du gibst den Hungrigen das Brot durch unser aller Händ.

5. Drum lasst uns an die Arbeit gehen im Namen Jesu Christ. Lasst uns mit Wort und Tat einstehn, wo Hilfe nötig ist.

T: Gerhard Arndt vor 1975

M u. S: Johann Grüger 1653

Bearbeitet: Andreas Martin 2001

 

26.30

25.00

   
       
       

12

1.30

Harald Gläser

vor Altar

Uwe Mehner/Lilli Flemmer
Altarraum rechts

Lesung B

Personen aus der Gemeinde zeigen auf Uwe Mehner/ Altarraum rechts; Frau Bruder ‚antwortet’ auf den Vorwurf

Frau Flemmer äußert Unglauben

       
   

Harald Gläser

vor Altar

Als es nun Abend wurde sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang bei den letzten an bis zu den ersten.

Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen.

Als aber die ersten kamen meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen.

       
     

Menschen aus der Gemeinde zeigen mit Fingern auf die Arbeiter und Uwe Mehner

       
     

Und als sie den empfingen murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen:

Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben.

Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen:

       
   

Uwe Mehner

Altarraum rechts

Blick in die Gemeinde

"Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen?

Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir.

Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?"

       
   

Lilli Flemmer

Altarraum rechts

So was gibt’s doch nicht. Bis jetzt hatte ich immer nur Billigjobs, die nicht zum Leben reichten. Dass alle das Gleiche bekommen, glaube ich nicht.

       
 

28.00

26.30

   
       
       

13

5.00

6.00

Pfr. Roscher

Kanzel

Predigt B

     

Zum Schluß die große Überraschung: Nicht nur Arbeit wird verteilt, auch das Geld.

Für manchen ist das wirklich eine Überraschung: Die Lohnzahlung erfolgt, in unserer Arbeitswelt längst nicht mehr selbstverständlich. Doch dafür erzählt Jesus seine Geschichten, damit wir wieder lernen, wie das Leben aussieht, das Gott will. Zur Arbeit gehört der gerechte Lohn.

Gerecht? Das Gerechtigkeitsempfinden der Arbeiter ist offenbar ein anderes. Wir hören sie murren. Die einen arbeiten den ganzen Tag, die letzten eine Stunde. Der Lohn ist gleich. Das bleibt nicht unwidersprochen. Ganz klar, die Leistung muß sich lohnen. Wer wenig leistet, muß auch weniger erhalten; so die Gerechtigkeit, die nach der Leistung mißt.

Was Jesus erzählt, war wohl damals schon keine alltägliche Geschichte. Sonst hätte er schließlich auch nicht das Himmelreich damit beschreiben können.

Die Diskussion ist aktuell geblieben, bis heute. Die einen schuften bis zum Umfallen, die anderen sind arbeitslos. Ganz klar, dass Letztere in keinem Fall so viel erhalten können, wie die Ersten.

Falsch! Wer, wie die Letzten, die Möglichkeit nicht hatte mit seiner Hände Arbeit den ganzen Tag lang zu verdienen, braucht dennoch seinen Lebensunterhalt.

Die ohne Arbeit bleiben, weil sie nicht reicht und ungerecht verteilt ist, haben Anspruch auf die Mittel, die zum Leben nötig sind.

Der Silbergroschen mag damals der Wert gewesen sein, der nötig war, um die Tagesausgaben der Familie zu decken.

Selbstbestimmt kann er ausgegeben werden, für das, was zum Leben notwendig ist. Kein Verpflegungsgutschein, der den letzten Rest menschlicher Würde nimmt, nämlich selbst zu bestimmen, was ich erwerbe und was nicht.

Auch nicht weniger als das Existenzminimum erfordert, weil zum Lebenserhalt wenigstens der Mindestbedarf nötig ist.

Die Ersten brauchten eigentlich nicht mürrisch werden, wenn, dann über sich selbst, weil sie Lohnbedingungen eingegangen sind, die gerade den Mindestbedarf decken. Womöglich sahen sie für sich gar keine andere Wahl, als einfach anzunehmen, was geboten wurde. Die Angst um den Arbeitsplatz ist größer, als der Mut, zu fordern. So jedenfalls geht´s vielen in unserer heutigen Arbeitswelt. Sie arbeiten manchmal für weniger als zum Leben notwendig ist, nur um wenigstens die Arbeit zu erhalten. So viel setzen Arbeitslose ein.

Jesus geht es allerdings nicht um Tarifverhandlungen, wenn er die Geschichte vom Weinbergbesitzer erzählt. Er sagt uns: Leben das Gott schenkt, läßt sich durch keine Leistung verdienen. Er schenkt es allen gleichermaßen, die sich in seinem Weinberg beteiligen.

Gottes "Sozialleistung" heißt Güte und Barmherzigkeit. Sie gilt allen, die sie annehmen, gleichermaßen. Alle will er beteiligen und an alle austeilen, das Leben, das heil ist und erfüllt. Das ist seine Gerechtigkeit.

Noch heute lebt soziales Denken von eben dieser Güte Gottes.

Mit Jesus ist sie buchstäblich in Fleisch und Blut übergegangen und kann deshalb in unserer Lebenswirklichkeit allgemeines Gedankengut sein.

Für die jedenfalls, die seine Nachfolger sind. "Gehe hin und tue desgleichen", beauftragt uns Jesus an anderer Stelle, Gottes Gedanken hineinzuleben in unsere Welt.

Es geht nicht um barmherzige Almosen.

Vielmehr muss wieder deutlich werden, dass Menschsein sich nicht Arbeit und Wirtschaft unterzuordnen hat, sondern Arbeit und Wirtschaft dem Menschen dient. Damit für alle lohnendes Leben wächst.

Und eben solches Denken und Handeln brauchen wir. Soziales Handeln, dass nicht davon geprägt ist, was wir vielleicht gerade übrig haben, sondern geprägt ist von der Frage, was Menschen zum Leben brauchen.

Weil diese Frage und ihre Antwort wichtig ist für lohnendes, gelingendes Leben.

Gelohnt hat sich´s für alle gleichermaßen, nicht nur für die Arbeiter im Weinberg damals.

Auch heute lohnt es sich, Arbeit auszuteilen und Menschen zu beteiligen, auch wenn wir es uns was kosten lassen müssen, wie der Weinbergbesitzer damals. An dieser Stelle zuerst zu sparen, heißt lohnendes Leben zu verhindern.

Denn für alle lohnt sich´s gleichermaßen, wenn sie beteiligt sind an Arbeit, die notwendig ist.

Der Lohn ist mehr als materielle Unterstützung. Der Lohn heißt Leben, das an Wert gewinnt und neue Zukunft findet.

Das lohnt sich für alle gleichermaßen.

       
 

33.00

32.30

   
       
       

14

1.00

Lilli Flemmer, Cerstin Böttcher und Ingolf Rümmler

vor Altar

Lesung C

SprecherInnen gehen einzeln mit den aufgearbeiteten Symbolen von Altarraum rechts in die Mitte vor den Altar, stellen das Symbol ab, sprechen, bleiben stehen und gehen anschließend gemeinsam ab

       
   

Lilli Flemmer

Die Möbelwerkstatt hat mir richtig Spaß gemacht. Ich habe wieder einen Platz im Leben gefunden. Zwar musste ich manches lernen und leider ging es nur ein Jahr. Aber ich weiß jetzt wieder, ich kann etwas und werde gebraucht.

       
   

Cerstin Böttcher

Wie neu ist das Leben geworden. Zwar nicht blühend. Anstrengend war sie auch manchmal, die Arbeit in der Baumschule. Aber wie eine Pflanze wächst, ist mir dabei neuer Lebensmut gewachsen.

       
   

Ingolf Rümmler

Fahrräder hatte ich noch nie repariert. Zwar war es nichts fürs ganze Leben. Aber ich habe etwas zustande gebracht. Das gibt mir neuen Antrieb. Jetzt habe ich wieder Hoffnung.

 

34.00

33.30

   
       
       

15

0.45

1.15

Pfr. Roscher

Kanzel

Predigt C

       
     

Gelohnt hat sich´s für alle gleichermaßen. Die notwendige Arbeit ist getan. Viel Arbeit bleibt noch, schauen wir hinaus, was alles es zu tun gibt.

Und das ist das Ergebnis fü rdie, die die Arbeit tun:

Wieder einen Platz finden, neuen Antrieb, Lebensmut und Hoffnung haben. Das ist der Lohn für alle gleichermaßen.

Wir sehen auch: Im Himmel sind wir nicht. Kaputt bleibt manches und wird es bleiben. Nicht alles ist heil.

Wir leben eben nicht im Himmelreich und unsere Wirklichkeit ist keine heile Welt.

Doch kann, was wir leben, Zeichen sein für die Welt, die Gott will: Arbeit verteilen, damit alle beteiligt sind.

Dass wir solche Zeichen setzen, die Welt, die Gott will hineinleben in unsere Wirklichkeit, dazu bewahre uns der Friede Gottes, der über unser menschliches Begreifen hinausgeht, bewahre uns und unser ganzes Wesen in Jesus Christus. Amen

 

34.45

   
       
       

16

2.00

Gemeinde + Orgel

Gemeindelied EG 428, 1.2.5 "Komm in unsere stolze Welt"

(GL 942)

kurzes Orgelvorspiel

       
     

1. Komm in unsre stolze Welt,

Herr, mit deiner Liebe Werben.

Überwinde Macht und Geld,

lass die Völker nicht verderben.

Wende Hass und Feindessinn

auf den Weg des Friedens hin.

2. Komm in unser reiches Land,

der du Arme liebst und Schwache,

dass von Geiz und Unverstand

unser Menschenherz erwache.

Schaff aus unserm Überfluss

Rettung dem, der hungern muss.

5. Komm in unser dunkles Herz,

Herr, mit deines Lichtes Fülle;

dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz

deine Wahrheit uns verhülle,

die auch noch in tiefer Nacht

Menschenleben herrlich macht.

T: Hans von Lehndorff 1968

M: Manfred Schlenker 1982

 

36.45

   
       
       

17a

2.30

Lilli Flemmer, Uwe Mehner und Ingolf Rümmler

vor Altar

Fürbitten

gemeinsam hinter den Symbolen stehend, Überleitung zum Vaterunser durch Herrn Rümmler als letzten Sprecher

       
   

Lilli Flemmer

Herr, unser Gott, du lädst uns ein zum Leben in deinem Reich.

Jeder ist dir wichtig. Alle können teilhaben an dem Leben, dass du schenkst. Dafür danken wir dir.

Wir bitten dich für alle Menschen, die sich von uns ausgeschlossen fühlen, weil ihnen die Arbeit fehlt, die Zukunftsaussichten trüb sind, und keiner da ist, der ihnen hilft.

Schenke Lebenskraft, die Verzweiflung überwindet.

       
   

Uwe Mehner

Herr, Jesus Christus, du lebst uns vor, was Gott will.

Du hast dein Leben ausgeteilt an alle, die dich brauchen. Ausgegrenzten gehst du nach und holst sie in die Gemeinschaft herein. Dafür danken wir dir.

Wir bitten dich, lehre uns zu teilen, was wir haben, unsere Arbeit und unseren Besitz, unsere Zeit und unsere Fähigkeiten. Befreie uns von der Selbstsucht, die den übersieht, der uns braucht.

       
   

Ingolf Rümmler

Herr, Heiliger Geist, du öffnest unsere Augen, dass wir uns in Gottes Welt als Schwestern und Brüder erkennen.

Auch heute bist du unter uns, deine Kraft bricht erstarrte Strukturen auf, damit neues Leben wachsen kann

Wir bitten dich um die Kraft und Phantasie, die wir brauchen, um Gerechtigkeit zu leben und Frieden zu stiften. Hilf uns die Welt zu gestalten, in der alle gleichermaßen lohnendes Leben und gerechte Lebenschancen haben.

     

Gott, wir beten gemeinsam, damit wir von dir erfülltes Leben empfangen und austeilen:

 

39.15

   
       
       

17b

0.45

Ingolf Rümmler und Gemeinde

Vater Unser

       
     

Vater unser im Himmel,

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

40.00

   
       
       

18

2.00

Gemeinde + Orgel + Posaunenchor

Empore rechts + links

Gemeindelied EG 395 "Vertraut den neuen Wegen"

 

       
   

Gemeinde + Orgel

1. Vertraut den neuen Wegen,

auf die der Herr uns weist,

weil Leben heißt: sich regen,

weil Leben wandern heißt.

Seit leuchtend Gottes Bogen

am hohen Himmel stand,

sind Menschen ausgezogen

in das gelobte Land.

   

Gemeinde + Posaunen

2. Vertraut den neuen Wegen

und wandert in die Zeit!

Gott will, dass ihr ein Segen

für seine Erde seid.

Der uns in frühen Zeiten

das Leben eingehaucht,

der wird uns dahin leiten,

wo er uns will und braucht.

 

 

   

Gemeinde + Orgel

3. Vertraut den neuen Wegen,

auf die uns Gott gesandt!

Er selbst kommt uns entgegen.

Die Zukunft ist sein Land.

Wer aufbricht, der kann hoffen

in Zeit und Ewigkeit.

Die Tore stehen offen.

Das Land ist hell und weit.

T: Klaus Peter Hertzsch 1989

M: Lob Gott getrost mit Singen (Nr. 243)

 

42.00

   
       
       

19

1.00

Pfr. Roscher

vor Altar

Sendung und Segen

     

Gott teilt sein Leben an uns aus.

Er will uns beteiligen an der Gestaltung dieser Welt nach seinem Willen.

Darum lasst uns gehen in seinem Frieden und mit seinem Segen:

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gib dir Frieden.

Amen.

 

43.00

   
       
       

20

2.00 +

Posauenchor

Empore rechts + links

 
       
       
     

Abspann und Telefonnummer der Zuschauerberatung (mind. 0.30!)

       
       
     

Buchhinweis aus der Sendezentrale

       
 

45.00