Protokoll ber die in der neuen Schulordnung anbefohlene bessere Einrichtung des Schulwesens gefhret von Mag. August Friedrich Weiner Pfarrer zu Krumhermersdorf angefangen d. 11. Oct. 1773 [Allgemein] Den 11. October 1773 ..... ..... ist die neue Schul-Ordnung eingefhret worden & ich bin alle Tage diese Woche den Sonnabend ausgenommen in der Schul ..... gegenwrtig gewesen. Habe die Bibel-Lection gehalten & dem Schulmeister nthige Anweisung gegeben. Diese Woche sind 44 Schulkinder in der Schule gewesen. Den 17. Oct. als Dom XIX pTr.1 sind die Schulkinder zum ersten Mahl von dem Schulmeister in die Kirche gefhrt worden. Den 18. Oct. habe 52 Kinder in der Schule gefunden, ist von mir die Bibel-Lection gehalten & die Predigt wiederholet worden. Den 21. Oct. bin wiederum in der Schul gewesen und habe der Kinder 54 gefunden. Den 24. Oct. als Dom. XX pTr. war eine Leich und dabei nur ein Knabe, der den Crantz trug ob ich gleich vorher schon dem Schulmeister erwidert, da er die Knaben darzu anhalte und die auenbleibenden bestraffen sollte. Ich habe deswegen bei dem Schulmeister nochmals Erinnerung getan, da ich mich diesfalls nicht an die Schulkinder, sondern an ihn halten wrde. Den 26. Oct. ist die Schule von mir besucht und nur 40 Kinder drinnen gefunden worden. Dabei dem Schulmeister gesagt worden, die Muthwillig auenbleibende aufzuschreiben & der Obrigkeit zu bergeben. Den 29. Oct. erschien bei mir der Herr Erbrichter Mller, Karl Traugott Rudolph, Gerichtsschppe & Carl Gottlob Viererbe, Gemeinde-Mann als Abgeordnete von der Gemeinde & berichten wider den Schulmeister folgende Beschwerung: 1. Da er auf dem Getreideboden des neuerbauten Schulhauses wider die Feuerordnung all sein Heu und Grummt geschaffet & auf dem Boden des Kellerhauses selbst oben fast 3 Schrag Holz, durch welches letztere die Keller beschweret, auch das Gebude selbst, das zu anderen Sachen bestimmt ist ruinieret werde. An sich auch,aber das Heu nicht da das Schulgebude den 24. Oct. bergeben worden & von dem Herrn Richter erinnert worden, das Heu von dem Boden und das Holz aus dem Kellerhause zu schaffen, sehr ungebhrlich aufgefhret & injuriens2 herausgestellet, deren Ahndung man sich vorbehlt. ..... Da uns die Gemeinde in fnf Jahren 2 mahl die Schule ganz neu bauen mssen, kann ihr nicht verweigert werden, das sie vor deren Erhaltung und Verhtung aller Feuersgefahr sorge. 2. da er frh & abends sehr unordentlich ausgereinigt nur 1 Minute ..... ihm eine gewi Stunde zu fege. 3. Da er sehr ungleich bei den Leichen und Hochzeiten lute, bei den groen Leichen nicht die gesetzt ganze ..... und bei kleinen Leichen nicht die halbe Stunde zugebracht, auch des Lutens ohne sein Beysein durch die Schulkinder verrichten laen. 4. da er unter den Liedern in der Kirche nicht mitsinge, nicht einmal die Verse anfange, wodurch Unordnung und Gelchter entstehe, welches letztlich geschehen & der Gerichtsschppe Rudolph bezeugen will, da er nebst anderen nicht unter den Singern glauben [letzte Zeile unsicher].erklrt er sich des zu Will, soviel als mglich ist 5. Da er sich lasse bey den Leichen vor die Thr einen Stuhl setzen, auch durch den Schulknaben den Mantel bis vor das Haus tragen. Letztes bey Hans Christoph Uhlmanns Kinderleiche habe er keyn Stuhl gefunden vor dem Hause & sich daher auf das unanstndigste an dem Berge am Haus gegenber angeleget wodurch die Kinder dergleichen zu thun verleitet worden. 6. Da er mit dem gesetztem Schulgelde 3 Pfg. vor die nicht & 6 Pfg. vor die schreibenden Kinder nicht will zufrieden seyn & dabey unanstndig ..... 7. Wenn er sich mit seiner Frau gezanket habe, lae seynen Zorn an den Kindern aus, zu anderer Zeit straff er sie wegen ihrer Unart nicht. 8. Da er den Kindern Zunahmen gab Z.E. [z.B.] meinen Kuhjungen heit er den Pfarrfuchs, den Pfarr ..... und den Pfarr Esel, Gotthelff Webers Sohn den heil. Joseph aus Egipten, des Schusters Letzins [?] sohn den Lachmann & den vierschrtigen Schlingel Gottlieb Wagners Sohn den Steifmann, Gottfried Glsers Sohn den Speytoyffel [?] & Christoph Neubauers Sohn den Wurstzipfel, daraus diese Unordnung entsteht, da die Kinder einander bey diesen von dem Schulmeister gelernten bey- & Schimpffnahmen benennen und deswegen nicht sollen zu Rauffen und Schlagen mit einander kommen. 9. den Sonnabend, do er eingetagen [?] und Feuer in Offen gewesen Frenisch [?] aber verlanget da das Feuer ausgehen soll, damit die noch nicht fertige Stube [?] reine gemacht werde hat er wie Frenisch [?] bezeugen will gefluchet ich wollte das alle Teuffel denn & alle Wetter drein schlage als ihm seine Frau [vor]gestellet, es mchte es jemand hren, hat er ihr geantwortet: Sey es wie es geh, der Teuffel ..... 10. als der Gerichtsschppe Glser die Bretter zur obern Mle angefahren, und der Zimmermann Wagner [?] gesagt: Diese weren noch zu grn, worauf Glser versetzet, es mte ja nicht eben diesen Sommer ausgebauet werden, welches die Gemeinde ..... ..... ausgemachet, hat er [der Schulmeister] zur Antwort gegeben: So soll ich noch lenger aufgehalten werden, was ist das fr ein Flegel. 11. Zu Christoph Richters, des Bauern Sohn, hat er gesagt in der Schule: Du darfst nicht ber des Schmid Sohn seyn denn der Meister ist mehr als der Bauer. Wenn aber dein Vater bey dem Schmid Meister ..... Martin wird ..... laen, so wird er es wohl nie geschehen laen, da du ber seyn Sohn seyest, worber sich der Schmid beschweret. 12. Htte er ohnlngst in der Schule wider die Kinder gesagt: Sie sollen es ihren Eltern zu Hause sagen, es msse ihm heuer ein jeglicher Bauer 1 Scheffel Erdpfel geben, weil sie heuer gut geraten, seyne aber grundig weren und da er seyne nicht essen knnte, wollte er eine Kuh damit fette machen. 13. Als der Schulmeister nach seinem unglcklichem Brand von dem erbetenen und erhaltenen Getreide Brod gebacken & davon unter [whrend] der Schule gegeen, habe er gesagt: Das Bettelbrod schmeckt gut. Die Bettelleute haben es recht gut. 14. Als der Schulmeister den Bauer v.... einen Ackerzug umsonst zu thun gebethen hat er gesagt: Ich bin nun ein Bettelmann, ich kann kein Ackertag mehr bezahlen. 15. Da der Hr. Schulmeister mit ..... ..... Gestalt und recht zur Schande der Gemeinde in eigner Person auf den Brand betteln gegangen. Nach Lengefeld were er selbst gegangen und htte gesagt: Er habe soviel zusammengetragen, da er sein Winterholz davon bezahlen knne. Und seine Magd habe er in alle umliegenden Drfer auf den Brand betteln geschickt. 16. Auf den Tauffen, wo ich nicht zugegen wre, raisoniere [rsoniere, maule] er auf den Brand und lstere auch die hiesigen Einwohner, da sie ihm nicht beygestanden und seine wenige Habe helfen retten. Es habe vielmals einer, der auch auf der ..... gesessen, die Tr einer Kammer zugeschmissen, da niemand etwas retten knne. Da doch Johann Gottlieb Rmmler [?] bezeugen kann, da niemand etwas zu retten instande gewesen, weil das auf dem Boden gelegene Heu in vllige Glut den Leuten auf den Hals gefallen & andere behaupten, wenn das Heu & Grummt nicht auf dem Boden gelegen htte, die ganz neue und nun vor 5 Jahren von Grund auf erbaute Schule knnte gerettet werden. 17. Am 21. October, als des Mittwochs nachdem die obengesagte Ubergabe der Schule geschehen ist, hat er gegen die Schulkinder gesagt: Ich bin verklagt, ich werde vor dem Richter in den Fuchs kriechen mssen. 18. verlangt die Gemeinde, da die Schulmeister ihre Besoldung aus einen Termin abhohlen solle, wie siegestellt sind & so ..... es gelten, und nicht ein ganzes Jahr zusammenkommen la. Obige Klage Punckte nebst etwa von mir gethanen Hemmung [?] sind hier traulich angewendet worden. M. Gottfr. Weiner, Pf. Auer obiger Beschwerde der Gemeinde wider ihn habe selbst ihn zu erinnern gehabt 1. Da er sein Sohn, ein Pursch von 20 Jahren nicht jeden Sonntage, da ..... Gottesdienst da die Orgel schlagen lae. Er knne ihn wohl zuweilen zu seiner bung ein Lied abspielen laen, aber ihn ..... & bestndig diese Verrichtung zu bergeben, kann ich nicht gestatten werden, weil es eine Arbeit seines Amtes, die er nicht willkrlich ein andern berlaen kann. Zumahl da noch die Ges... gelehrte, da er ..... ..... sein Sohn ..... plaudere. Worauf er zur Antwort gegeben es knne ihm niemand wehren, es geschehe an anderen Orten auch. Da er dieses auch recht ernstlich gemeinet hat er des folgenden Sonntags bewisen: Denn sobald sein Sohn in die Kirch kam bey Vorlesung der Epistel lassen ihn bi zum Ende des Gottesdienstes ganz allein spielen, damit er ffentlich zu erkennen geben, da er alle ..... nichts achte. 2. da er des Sonntags, weil wir ietzt noch kein Kirch Zeiger3 haben, sein Haus Zeiger lengst gehen hat & ansich gestellen zu halbszeit Leute. So als ich in die Schul komme find ich als sein Zeiger frhe geht als ein Uhr aber Uberzeit des Sontags gehet sie bis auch Stund spter, danach will er nicht Dinst haben als er ihn zuweg ziehe. J. S. Am letzten ... [fast nicht mehr zu lesen] 3. Wie wenig er auf mein Wort gebe, hat er noch weiter in dieser Sache bewiesen. Ad 13. und ad 14. der Klag Punkte der Gemeine wieder ihn habe ich ihn erinnert, da er sich den frevelhaften Sachen vom Bettelmann und Bettelbrod enthalten soll und ad 16 dieser Klag Punkt, da er auff offentlichen Kindtaufen von seinen Privat verdrlichkeiten anderen nicht zum Verdru rede. Was tut er? an diesen Tage bin ich nebst ihm auf einen Taufeen. Da ich wegen des Ksegerichts, den ich nicht vertragen kann aufgestanden, hat er seine verdrlichen Reden schon wieder angefangen. Den nachdem seine Frau gesprochen Es schmerze doch, wenn man unschuldig verfolget werde, hat er gesaget La sie gehen, sie knnen mir nichts thun. Ich will sehen, wer mir das Heu & Holtz herauswerfen will. Trotz dem alten Drachen! Sie haben mir die Brand bettel Briefe weggeworfen. Es sind lauter groe Herren in Hermersdorf. Sie wollen nicht leiden, da der Schulmeister auf den Brand betteln gehe.. Des nchsten Sonntags ist er zu Meister Johann Gottfried Beyern einem Schuster alhier und hat in deen und seiner Frau Gegenwart auch in Beysein einer noch anderen Person gesagt, Es ist mir verboten worden, jemand um ein Stckchen Brod anzusprechen und wenn sie mirs schon geben wollen, soll ichs doch nicht nehmen. Nun so mu ichs machen wie Teufel und sagen das die Steine brod werden. Ich behalde mir ausdrcklich vor, ihn dieser gefhrten anzglichen Reden , so er sie nach seiner Gewohnheit ablugnen wolte, mit unvervhrlichen Zeuchen zu berfhren, und wegen der wieder mich darin enthaltenen Injurien4 gehrige Satisfaction5 zu suchen, denn sonst drfte ich meinen Mund nicht aufthun ihn etwas zu erinnern. Lstern & schmhen wrde mein Lohn seyn. 4. Des Sonnabends bringt er nie mahlen einen Knaben oder sonst jemanden mit zum Einluten zur Beth Stunde bey der Beichte, sondern mu jemanden von den Confitenten6 auffordern, da er ihnen diese Arbeit helffe verrichten. 5. Er hlt die Schulknaben nicht mit Ernst an, da sie zu den Begrbnissen kommen soviel Mahl ich auch darwider geredet habe. Ich erinnere mich einmahl da gar kein Knabe darbey war u. der Toden Grber das Creutz tragen mute. Bey der Festo Michaelis7 gehaltenen Schul-Predigt, habe ich es pro concione8 erinnert da alle Schul Knaben mit zur Leiche gehen mtn, die auenbleibenden aber von dem Schulmeister solten bestrafet werden. Diese Erinnerung habe [ich] gegen ihn privatim wiederholet, aber ohne Frucht. Dom. XX p. trini 9haten wir eine Collects10 leiche bey welcher ein eintziger Knabe war. Denen anderen ist nichts gesaget worden, viel weniger bestrafft. So nachsichtig er gegen die Kinder bey ihrer wrklichen Unart straffbaren Unart ist; so unmig ist sein Zorn gegen sie, wen er durch andere Ursachen, die ihn nher angehen, erreget worden. Als er den 29. October von dem ihm geschehenen Vorhaltung von mir nach Hause kommt, findet er die Schulkinder zur Mittags Schule versammlet, und unter dem Vorwand, als sen einige nicht recht an ihren gehrigen Ort, steigt er auf die Tafel & schlgt mit den Stabe auf etliche, besonders August Breyers und Gottlieb Wagners Sohn so hefftig zu, da sie Schwielen darvon bekommen. Und damit sie fein wissen mchten, warum sein Zorn diesmahl so hefftig sey so sagt er es ihnen: weil sie ihn unschuldig verklagt htten. Gottlieb Wagners Sohn [ist] nach geendigter Schule zu seinem Grovater der zunchst bey der Schule wohnt, gekommen, und der Wirt des Hauses11 Johann Gottlob Fischer will es bezeugen, da der Junge vor Furcht gebebet habe das er geglaubet er werde eine Kranckheit darvon bekommen. So suchet er die Kinder in Furcht zu treiben, da sie nichts von dem was er unanstndiges in der Schule vornimmt aussagen sollen. In Reinigung & Auskehrung der Kirche ist er sehr saumseelig. An statt da sie sein Verfahren, wie man mir gesaget hat alle Sonnabende auskehret, so thut er es des Jahres kaum dreymahl. Unser newer Altar stehet nun meher 2 Jahr und ist noch nicht abgekehret. Auch mein offenes Erinnern deswegen wendet er vor: Es sey kein Porstwisch12 dazu da!. Der htte lngst sollen gekaufft werden darzu ihm das Geld aus der Kirchen gern soll gegeben werden. Und dieses dieses ducht mich, liegt dem Schulmeister ob, da er fr die Erhaltung der Inventarien Stcken13 sorge, die er zu seinem Amte brauche, genung, da er Geld darzu bekommen soll. Aber hier regt er sich nicht. Sind die Sachen nicht da, so darf [braucht] er nichts thun und hat einen Vorwand seyner Nachligkeit. Ob ich gleich noch viel andere Beschwerung wieder ihn anzubringen htte, welche die Nachlssigkeit in seinem Ampte betreffen, so will [ich] doch mit mehreren Euren Hoch Ehrwrden nicht beschwerlich fallen, und hoffen, da, wenn er zu besserem Gehorsam gegen mich in Amts Sachen angehalten wird, es knftig hin von mir nur einer Erinnerung bedrffen werde. 4 Protokoll ber die ... bessere Einrichtung des Schulwesens 1773 Pfarrarchiv Krumhermersdorf Locat XVIII Nr. 30/2, Schwer zu lesende Stellen sind kursiv gesetzt. Auf meine Vorhaltung hat sich der Schulmeister erklrt, da er zwar das Holz aus dem Kellerhause, vom Boden schaffen wolle, solches zu fordern sei unchristlich Nach geschehnem Vorhalten da ich diese Beschwerde gegenber ..... ist ausgemacht worden, da er von Ostern bis Michaelis um 5 Uhr frh & abends ... [das weitere ist leider unlesbar] hat sich erklret, da er es ..... nicht von den Schulkindern verrichten zu lassen. erklrt er sich des zu Will, soviel als mglich ist Will es unterlassen Leugnet es Leugnet es Leugnet es und kann sich nicht entsinn Leugnet alles, will von keinem davon wissen. Hat es eingerumet und wre eine unschuldige Rede. Ist Ihm aber als etwas das der Gravitt eines Lehrers zuwieder ist, mu er[?] ..... nun zu ..... verwiesen worden. Hat er als ein Unehrlichkeit geleugnet. Rumet es ein & ist ihm ... diese freche [?] Rede, als das er under der Schule gege, ... worden. rumet es ein sagt ja, & nicht nur seine Magd sondern auch er selbsten Habe ihm untersagt, auf den Kindtaufen von reden, welches ihm aber sowenig gehalten, da er noch an diese Tag auff einer Kauff- ..... da ich aus Liebe gewut wegen des ich nicht ..... kann ausgestanden es wieder angefangen. Denn da seine Frau gesprochen: Es schmerze sehr wenn man unschuldig verfolget werde: Hat er gesagt: La sie gehen, sie knnen mir nichts tun. Ich wolle sehen wer mir das Heu und Holz heraus werfen wolle. Trotz dem alten Drachen! Sie haben mir den Brand-Bettelbrief weggenommen. Es sind lauter groe Herren in Hermersdorf, sie wollen nicht leiden, dader Schulmeister als Brand-Bettler gehet. 1 20. Sonntag nach Trinitatis 2 Gemeinheiten 3 Uhr 4 Gemeinheiten 5 Genugtum, Entschuldigung 6 Konfirmanden-Schler? 7 29. September 8 sinngem "vor versammelter Mannschaft" 9 der 20. Sonntag nach Trinitatis, meist im September bis Oktober 10 Collecta = Beitrag 11 Hauseigentmer 12 Handfeger 13 Das Handwerkszeug