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1965
Im Turmknopf der Kirche


Bei der Reparatur des Turmdaches der Krumhermersdorfer Kirche 1991 fanden sich im Turmknopf Dokumente, sowie eine Zeitung von 1965 und einige Münzen.

Pfarrer Fischer 1965

I. N. J. [Im Namen Jesus']

Nachdem in den letzten Jahren die Schäden am Schieferdach des Kirchturms immer größer wurden, gelang es uns in diesem Herbst endlich, eine größere Reparatur vorzunehmen. Die Arbeitsschutzbestimmungen machten dabei das Aufstellen eines Gerüsts erforderlich. So gelangten wir auch an die Spitze des Turms und stellten fest, daß Spindel und Fahne abgenommen werden mußten. ... Der Knopf zeigte einen Durchschuß von unten nach oben, wohl von einem Karabiner herrührend. Deswegen konnten auch Feuchtigkeit und Insekten ins Innere eindringen und an den eingelegten Schriftstücken großen Schaden anrichten. Was noch zu entziffern war, fügen wir als Abschrift bei, wenn wir morgen so Gott will Knopf und Wetterfahne wieder aufsetzen.

Spindel, Fahne und Hahn wurden neu angefertigt von Schlossermeister Georg Fritzsche aus Marienberg mit seinen Gehilfen Lothar Rösch aus Großrückerswalde, Manfred Steinbach aus Hilmersdorf und Peter Seifert aus Satzung, die auch die Blitzschutzanlage erneuerten. Vergoldet wurden Knopf, Fahne und Hahn von Malermeister Willy Demmler aus Marienberg. Das Gerüst stellte die Firma Max Walther aus Chemnitz unter ihrem Polier Zwingenberger aus Rußdorf. Ferner waren beteiligt die Baufirma Emil Schuffenhauer in Hohndorf, deren Zimmerpolier Gerhard Beyer (derzeit Kirchenvorsteher) und deren Gehilfe Günther Rümmler aus Krumhermersdorf die Zimmermannsarbeiten erledigten. Dachdecker war Arno Öhner aus Börnichen mit seinen Gehilfen Manfred Stengel aus Börnichen und Peter Bieber aus Krumhermersdorf. Die Klempnerarbeiten führte aus Klempnermeister Kurt Minkos aus Zschopau mit seinen Gehilfen Gottfried Glück aus Krumhermersdorf, Kurt Martin aus Zschopau und seinem Sohn Jürgen Minkos als Lehrling. Die Tischlerarbeiten versah Martin Frenzel aus Gornau mit seinem Gehilfen Hans-Jörg Bruder aus Krumhermersdorf.

Möge dieser Turm samt Kirche noch lange auf die Gemeinde herabblicken als Einladung, Gottes Wort zu hören und anzunehmen!

Was ist seit dem Jahre 1868 alles geschehen! Der Gründung des norddeutschen Bundes folgte die des deutschen Reiches, ebenfalls unter Preußens Führung. Es kam zu den beiden Weltkriegen mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. 20 Jahre danach ist Deutschland noch gespalten, und die Lage bleibt gespannt. Gestern ging in Thüringen das Großmanöver "Oktobersturm" zu Ende, an dem vier Armeen beteiligt waren und dem 7 Heeresminister zusahen. Das ist nur eine Seite des beängstigenden militärischen Potentials auf deutschem Boden!

Wiederholt sind Kirche und Turm in Gefahr gewesen, vor allem in der Bombennacht des 14. Februar 1945, die 18 Einwohnern das Leben kostete und 21 Wohngebäude sowie 19 Scheunen in Schutt und Asche legte.

Heute zählt Krumhermersdorf ca. 2315 Einwohner, von denen ca. 1815 zur Ev.-Lutherischen Kirche gehören. Der Rest sind Adventisten des 7. Tages, Zeugen Jehovas, Katholiken und Atheisten.

Der Kirchenvorstand setzt sich zur Zeit wie folgt zusammen:

  1. Gerhard Beyer, Zimmerpolier
  2. Erich Arnold, Lagerist
  3. Ilse Beyer, Hausfrau
  4. Herbert Berends, Gütekontrolleur
  5. Gerhard Gerlach, Bauer
  6. Erich Rudolph, Betriebsplaner
  7. Herbert Uhlig, Lohnbuchhalter
  8. Otto Wagner, Strumpfwirker

Den Kirchenmusikalischen Dienst versieht Otto Weißbach, Strumpfwirker. Kirchenkassiererin ist Frau Elly Uhlig im Verein mit ihrem Ehemann Gerhard Uhlig, Buchhalter. Die Kirchensteuerstelle hat Paul Gläser, Einholer ist Ernst Bieber. Kirchner ist Otto Winkler, Glöckner ist Gerhard Richter. Die Kirchenheizug bedient Heinz Froß, die Kirchenreinigung versieht Frau Elfriede Nestler.

Aus eigenen Mitteln der Kirchgemeinde konnten im letzten Jahrzehnt bestritten werden: Die Innenerneuerung der Kirche, die Reparatur der Orgel, die Ergänzug des Geöläuts, das in diesem Jahrhundert zweimal vom Turm genommen und für Kriegszwecke verwendet wurde. Das Pfarrhaus wurde 1963 neu abgeputzt und mit neuen Fenstern samt den Gewänden versehen. In diesem Jahr folgt nun die Reparatur des Kirchturms.

Mit der Bitte, daß Gott auch fernerhin mit seinem Segen über dieser Kirche und ihrer Gemeinde walten möge, schrieb diese Zeilen der seit dem 16. November 1958 hier amtierende Pfarrer
Clemens Wilhelm Theo Fischer, geb.: 1933
Pfarrhaus Krumhermersdorf,
am 19. Sonntag nach dem Trinitatisfest,
den 24. Oktober 1965