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Ab 1602:
Kirchrechnungen

Aufbau der Kirchrechnungen Die wüsten Güter Bemerkenswerte Ausgaben Bemerkenswerte Einnahmen Finanzübersicht Inventarverzeichnisse

1. Aufbau der Kirchrechnung

Mit der Kirchrechnung wurde jährlich das Eigentum der Kirche an

• Geld: Bargeld und verliehenes Geld
• Büchern
• Möbeln
• Amtskleidung und textiler Ausstattung der Kirche
• Wertstücken

• Pfarrer und "Kirchväter" (entspr. den heutigen Kirchvorstehern) trugen zusammen, was ausgegeben und eingenommen wurde.
• Der Schulmeister brachte das alles in eine ordentliche Form
• Der "COLLATOR" (Der Grundherr in seinem Amt als Vorsitzender des Kirchenvorstandes) begutachtete die Rechnung
• Die Rechnung wurde der Gemeinde vorgetragen
• Ein Bote trug sie nach Chemnitz zum Superintendent zwecks Bestätigung (CONFIRMATION)

1.1. Die Geldrechnung

Sie bestand aus

• Bestand am Jahresanfang an
  • Bargeld
  • Verliehenes Geld (Stammgeld)
  • Forderungen an Leute, die der Kirche ein Darlehen oder ein Erbe in Raten abzuzahlen hatten (unbetagtes Erbegeld)
• Einnahmen, vor allem aus
  • Miete für einen Stammplatz in der Kirche ("Aus Ständen gelöst")
  • Verkauf von Inventar, Altmaterial und Holz aus dem Pfarrwald
  • 5 % Zinsen auf offene Forderungen
  • Abgaben von bestimmten Leuten und von verpachteten Objekten ("Erbzinsen"). Das Pfarrfeld gehörte nicht dazu.
  • Tilgung von Forderungen, z.B. aus Darlehen und Erbschaften ("betagtes Erbegeld")
  • Spenden in der Kirche ("Collecte, mit dem Klingelsäcklein (1) erbeten), bei Haus- und Grundstückskäufen, bei Feiern (Taufe, Hochzeit usw) und vom Grundherrn erteilte Geldstrafen.
• Ausgaben, vor allem für
  • Instandhaltung von Kirche, Schule, Pfarre
  • Neuanschaffung von Büchern (ein teures Vergnügen!)
  • Neuanschaffung von "Ornat" (Amtskleidung, Tücher auf Taufstein und Altar)
  • Abendmahlswein und Kerzen
  • Gebühren für Pfarrer, Schulmeister, Superintendent zu verschiedenen Anlässen
  • Almosen für Bettler und abgebrannte Städte
• Bestand am Jahresende, genauso wie Bestand am Jahresanfang

• "Die Einnahm" als Einnahme plus Anfangsbestand
• "Die Ausgab" nur Ausgaben.

1.2. Inventarverzeichnis

Zur Erklärung:

• Kelch, Paten (Teller für die Hostien(2)), Kanne für den Wein, Monstranz (Vorratsdose für die Hostien) sind Abendmahlsgeräte. Sie waren/sind oft silber und mitunter vergoldet (vbergült).
• Meßgewand, Kasula (auch Kasel, eine Art langer Schal), später abgelöst durch den Talar sind Kleidungsstücke des Pfarrers im Dienst. Früher waren sie nicht schwarz, sondern farbig und mitunter mit Goldknöpfen besetzt.
• Zur Kirchenausstattung gehörten auch die Paramente, also Tücher für Altar, Taufstein (Handquele) und die Kanzel
• Die Bücher standen in der Pfarre, weshalb im Krieg 1632 auch ein Teil mit verbrannte.

2. Über die wüsten Güter

1. Die Kirche verlieh regelmäßig Geld zu 5% Zinsen für eine festgelegte Zeit. Dieses Geld hieß Stammgeld.
2. Der Kirche wurde Geld vererbt (3). Dieses war in der Regel in Raten zu bezahlen. Der fällige Tilgungsbetrag hieß "betagtes Erbegeld", der verbleibende Rest "unbetagtes Erbegeld".

1634 begann die Kirche, betagtes, aber nicht bezahltes Erbegeld aufs Stammgeld zu schlagen, damit Zinsen berechnet werden konnten. Natürlich konnte von den Erschlagenen auch niemand Zinsen zahlen ... Doch stieg damit scheinbar von Jahr zu Jahr trotz schlechtester Zeiten und leerer Kassen das Kirchenvermögen. Dieses Verfahren erklärte der Superintendent 1652 rückwirkend für unzulässig.

3. Bemerkenswerte Ausgaben

4. Bemerkenswerte Einnahmen

1602	12 Gr.	Verkauf etlicher struppiger Birken vor der Schule
1606	24 Gr.	3 geringe Windbrüche im Pfarrholz
	42 Gr.	Für das alte Stubbenholz
	12 Gr.	Für einen Stamm Holz aus dem Pfarrholz, durchs Wetter zerschlagen
1614	450 Gr.	Auktion des alten Pfarrhauses
1615	6 Gr.10 Pfg	Für die Steine, die Christoph Rottluff aus dem Kirchhof geführet
	12 Gr.	Für das alte Stelligen, so bei der Pfarre gestanden
1616	12 Gr.	Für eine Eiche von der Schule
	12 Gr.	2x: Für ½ Eiche auf des Pfarrherrn Rain
1617	18 Gr.	Vom Pfarrer für einen alten Taufkessel
	9 Gr.	Für ½ Eiche auf des Pfarrherrn Rain
	21 Gr.	Für ½ Eiche auf des Pfarrherrn Rain
1625	25 Gr.	aus 2½ Kannen Honig gelöst
	28 Gr.	Aus 3½ Kannen Honig gelöst
	12 Gr.	Verkauf von ½ Bienenstock
1641	54 Gr.	Holzverkauf



5. Ausgaben und Einnahmen als Übersicht

6. Inventarverzeichnisse

Es existieren einige Inventarverzeichnisse, in denen die wichtigsten Dinge immer wieder genannt werden. Daher folgen sie hier in Tabellenform.

*) Dazu ist gebunden Augustinae Confessio, in etlichen Predigten abgehandelt, d[es] N[amens] Laurentium Drabitum, Octavo.

Normalerweise bezog sich das Inventarverzeichnis nur auf Gegenstände aus der Kirche. Nach dem Überfall auf den Ort 1632 werden 1633 folgende zusätzliche Dinge als Verluste im Pfarrhaus aufgeführt: So alles im Feuer mit aufgegangen und verbrannt.

• Ein neuer Mehlkasten
• Ein kleiner Tisch
• Ein Brandeisen und eine Ofengabel
• Zwei Spanbetten
• Eine neue Mangel
• Ein neuer Bücherschrank
• Ein Handfaß [?] mit ein öbern Schrank
• Ein neuer Schleifstein
• Eine neue Ofenröhr
• Etliche Kuh-Ketten
• Ein neues Vorlegeschloss
• Eine neue Käsebank
• Zwölf Bienenstöcke samt Bienen und Wachs
• Zwei Kirchen-Kühe, vom Feind mit weggenommen
• Vier Hühne und ein Haus-Hase [Kaninchen?], so gleichergestalt vom vom Feind abgenommen worden

1640 wird zusätzlich angemerkt die [silbernen] Kelche seind [1635] durchs churfürtliche Volk entfremdet worden. Das war also nicht "der Feind", sondern die eigenen Soldaten.