Freie Presse vom 13. März 2007, Sandra Häfner /hfn
Nachrichten
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Ein Hohn, dass nicht gebaut wird!
Krumhermersdorfer schimpfen über schlechte Straße

Konditorin Doreen Baldauf von der Bäckerei Göpfert, hier mit Anwohner Claus, kann sich beim Anfertigen von Torten und Kuchen noch soviel Mühe geben: Beim Transport über die Schlaglochpiste zum Kunden besteht immer die Gefahr, dass die ganze Köstlichkeit zusammenfällt.
Ärger, Niedergeschlagenheit, Resignation: Die Nachricht, dass für den Bau der Ortsdurchfahrt Krumhermersdorf in diesem Jahr voraussichtlich keine Fördermittel zur Verfügung stehen, hat unter den Einwohnern unterschiedliche Emotionen hervorgerufen.

»Wir sind das doch langsam gewöhnt, dass das Geld für den Straßenbau in Krumhermersdorf fehlt«, sagte gestern Michael Uhlmann im Gespräch mit der Freien Presse. Er wohnt direkt an der Hauptstraße. Privat und beruflich muss er die Ortsdurchfahrt mehrmals täglich nutzen. »Natürlich fahre ich langsam, die Schäden am Auto bezahlt doch keiner. Als die Straße das letzte Mal gebaut worden ist, war ich noch nicht in der Schule. Das muss irgendwann in den 1960er Jahren gewesen sein. Zum Glück hat es diesen Winter keinen Schnee gegeben. Sonst würde die Straße noch schlimmer aussehen«, versuchte Michael Uhlmann der Situation etwas Positives abzugewinnen.

An Bauarbeiten vor etwa 40 Jahren kann sich Annelore Schneider erinnern. Sie wohnt im Haus gegenüber und war bei der letztjährigen Demonstration für die Straße dabei. »Wenn es wieder eine Demo gibt, nehme ich teil. Mit der Straße muss bald etwas geschehen. Erst wurden uns Bauarbeiten versprochen, und jetzt soll wieder nichts passieren. Dabei wurde die Straße vergangene Woche bereits vermessen. Ich wohne seit 1957 hier, und die Straße war noch nie in einem schlechteren Zustand als jetzt«, schimpfte die Einwohnerin.

»Die Bürgermeisterin von Venusberg hat es geschafft, dass ihre Straße gebaut wird, obwohl die in nicht so schlechtem Zustand ist wie die in Krumhermersdorf. Bei uns werden die Bauarbeiten immer und immer wieder verschoben. Da fragt man sich natürlich, warum das so ist«, resignierte Dagmar Arnold. »Ich sehe schwarz für die Ortsdurchfahrt. Eine Demonstration wird sich nicht lohnen.«

»Die Vermesser waren schon da. Wir haben gedacht, dass es jetzt endlich losgeht, aber stattdessen werden wir auf den Boden der Realität geholt. Das ist einfach nicht normal. Man kann blind durch Deutschland fahren, aber man merkt ganz genau, wann man in Krumhermersdorf ist", ärgerte sich Mathias Göpfert, Juniorchef der gleichnamigen Bäckerei. Die holprige Straße macht vor allem seinen Konditoreiwaren zu schaffen. »Bei Sahneprodukten müssen die Fahrer sehr langsam fahren.« Sollte es wieder eine Demonstration geben, will Mathias Göpfert hingehen. »Bei der vorherigen war ich auch dabei.«

»Es ist ein Hohn, dass nicht gebaut wird. Bei den Ortsdurchfahrten in Venusberg und Scharfenstein tut sich etwas, die in Drebach ist schon länger gemacht. Da frage ich mich, woran das liegt, dass hier nichts passiert«, machte Günter Clauß seinem Ärger Luft. »Die Straße ist auch für Fußgänger gefährlich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich mal jemand bei Dunkelheit ein Bein bricht«, sagte Bäcker Konrad Uhlmann.


Fördermittel: Gespräche angekündigt
Oberbürgermeister trifft sich diese Woche mit Vertretern von Regierungspräsidium und Landratsamt

Ob der erste Abschnitt der Krumhermersdorfer Ortsdurchfahrt in diesem Jahr gebaut werden kann, ist weiterhin fraglich. Der Präsident des Regierungspräsidiums (RP) Chemnitz, Karl Noltze, habe sich dazu gestern nicht geäußert, erklärte der Zschopauer Oberbürgermeister Klaus Baumann (CDU).

Der Zschopauer Verwaltungsleiter wird sich am Freitag mit Noltze zu einem Gespräch treffen. »Dann werden wir wissen, woran wir sind«, sagte Baumann. Das RP entscheidet über die Bewilligung der Fördermittel, die für den Bau der Straße benötigt werden. Klaus Baumann ärgerte sich auch gestern noch darüber, dass ihn die Chemnitzer Behörde nicht selbst vom voraussichtlichen Stopp der Fördergelder informiert hat. Heute will er sich mit Udo Kolbe, Dezernent für Bau, Umwelt, Ordnung und Verkehr im Landratsamt, treffen und das weitere Vorgehen besprechen. Da die Krumhermersdorfer Hauptstraße eine Kreisstraße ist, trägt der Landkreis die Verantwortung für die Baumaßnahme. Unterstützung im Kampf um die Fördermittel hat auch der Grünhainichener Landtagsabgeordnete Günther Schneider (CDU) zugesagt, berichtete der Oberbürgermeister.

»Mir ist noch keine offizielle Nachricht zu Ohren gekommen, dass es keine Fördermittel für die Ortsdurchfahrt geben soll. Das kann einfach nicht sein«, sagte Landrat Albrecht Kohlsdorf (CDU) gestern in Zschopau. »Es haben bereits Vorarbeiten für den Straßenbau in Krumhermersdorf stattgefunden. Diese kosten auch Geld. Es wäre ein Super-GAU, wenn dort überhaupt nicht gebaut werden würde«, meinte der Landrat. Auch er will mit Noltze sprechen. (hfn)


Freie Presse vom 17. März 2007 Sandra Häfner

Absage - kein Fördergeld für Ortsdurchfahrt in diesem Jahr
Baumann will Politiker für Projekt in Krumhermersdoif mobilisieren

Für die Krumhermersdorfer Ortsdurchfahrt steht momentan kein Geld zur Verfügung. Das ist für Zschopaus Oberbürgermeister Klaus Baumann (CDU) gestern Nachmittag nach einem Gespräch mit Regierungspräsident Karl Noltze zur Gewissheit geworden. Um das Bauvorhaben in Angriff nehmen zu können, ist die Landkreisverwaltung auf die Bewilligung von Fördermitteln (75 Prozent) durch das Regierungspräsidium (RP) Chemnitz angewiesen. Die restliche Summe für die Kreisstraße bringt der Landkreis selbst auf.

»Dem RP stehen in diesem Jahr 24 Millionen Euro für Straßenbaumaßnahmen im Regierungsbezirk zur Verfügung. 20 Millionen Euro sind für die Fortsetzung von Arbeiten aus dem vergangenen Jahr vorgesehen. Zwei Millionen Euro wurden gestern durch den Freistaat gesperrt. Von den verbleibenden zwei Millionen Euro ist keine Zuwendung für Krumhermersdorf geplant«, erläuterte Baumann.

Der Oberbürgermeister will nun wenigstens einen förderunschädlichen Baubeginn für die Ortsdurchfahrt beantragen. Damit könnte auch ohne die Bewilligung von Fördermitteln mit dem Bau begonnen und die Finanzspritze noch nachträglich gewährt werden. Die Eigenmittel des Kreises für den ersten Abschnitt sind schon im Haushalt eingestellt. »Ich will die Krumhermersdorfer Einwohner nicht länger vertrösten«, so Baumann. Der förderunschädliche Baubeginn müsse jedoch erst vom Regierungspräsidium sowie dem sächsischen Wirtschaftsministerium genehmigt werden. »Wenn das nicht geschieht, müssen wir weitere Schritte unternehmen und den Bürgerwillen in Krumhermersdorf dokumentieren«, kündigte das Stadtoberhaupt an.

Baumann will sich in der kommenden Woche um Unterstützung bemühen: »Ich werde Kontakt zur Bundestagsabgeordneten Veronika Bellmann und zum Landtagsabgeordneten Günther Schneider aufnehmen. Vielleicht können die beiden CDU-Politiker die notwendigen Gelder auftreiben.«

Die Krumhermersdorfer Ortsdurchfahrt sowie die Stützmauern des parallel zur Straße verlaufenden Dorfbaches bedürfen dringend einer Sanierung. Die Kosten dafür wurden im Vorjahr auf knapp vier Millionen Euro beziffert.