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1407: Vertrag zwischen
den Herren von Waldenburg
und den Markgrafen zu Meißen
über die Bergwerke der Waldenburger


Abschrift aus Köhler 1791
Wir Anarg von Walde, unde hirach von waldenburg, heren czu wolckensteyn, bekennen vor uns unde unser erbin, dacz wir uns mit den hochgeborn fürsten unde herren, hern friedrich, hern wilhelm, unde hern friedrich, Landgraffe in Döringen, unde marggraffin czu mißen, unsern gnedigen herren, undeallen yren erbin, umb dacz bergwercke czu ernfridistorf, unde uf allin unsern gütern beteidinget voreynit haben, unde oberkomin sind in allir maße also vornach geschrebin stet.   Anarch und Hirach von Waldenburg, die Herren von Wolkenstein, haben sich mit den Markgrafen von Meißen getroffen, um einen Vertrag über das Wolkensteiner Bergwerk abzuschließen.
Czu den ersten sullen sie alle gerichte und recht haben, uf allen golt und silbergengen, uf allen unsern gütern, virdehalb Lehn uf das hangende und virdehalb Lehn uf das legende, und sullen yre bergmeyster unde amptlüthe dohyn setzen, also uf andiren yren bergwrkin, di uf bergen undein den hütten, unde uf den höffen, die doczu gebuwet werden, richten sullen, wenn dacz noth geschiet Zum Ersten bekommen die Markgrafen die Gerichtshoheit für alle Silber- und Gold-Bergwerke. Dazu werden Bergmeister und Amtleute eingesetzt wie anderswo schon üblich. Die Gerichtsbarkeit erstreckt sich über 3,5 Abbauflächen um das eigentliche Bergwerk
auch haben di obgenannten unser gnedigen herren, uns unde unsern erbin durch des schadens willen, den wir an unsern bergwercken nemen, unde uf dacz goltwerck unde silberwerck doste sunderlich gevertiget werde, die gnade gethan dacz uns unde unsern erben uf den gütern, die wir haben, czweyteil von dem czenden, unde yn den dritten teyl volgen sullen an den golt und silbergengen uf allen unsern gütern yn sulcher wiese: Nemen si mer, denn eynen huffen czu czenden, dacz sal uns ouch czwey teil, unde eyn drittenteyl yn gefallen unde fulgen. Als Schadensausgleich wird den Waldenburgen ein Gewinnanteil am Erzbergbau gewährt: (Die Zahlenangaben zu übertragen dürfte Spezialwissen zum damaligen Recht erfordern)
hülfe auch got, dacz goltwerck uf stünde yn unserm lande, dacz also gutwürde, dacz der czende daran gülde drye pfund oder mer, daczu sullen sie uns zur sture gebin fünfhundert gülden ungarisch, würde ouch dacz silberwerck ufstünde yn unserm lande, also, dacz der czende daran ouch drye pfund galden oder mer, so sullen sie dorzu sture gebin czweyhundert Schock nuwe grossen Wenn Gott dazu verhilft, dass das Silber- und Goldberwerk in diesem Gebiet ertragreich wird, dann sollen die Waldenburger dafür Steuern zahlen: 500 ungarische Gulden beim Goldbergbau, 12.000 neue Groschen beim Silberbergbau
was auch bussin uf dem berg gefallen di bussin sollen uns halb gefallin Was an "Bussen" (?) gefunden wird, soll zur Hälfte den Markgrafen gehören
ouch soll man all dacz golt unde silber, dacz uf dem bergwerk uf unsern gütern gefellit, yren amptluthen daselbis gebin unde antworten, dy dacz fürder yn yre münzegen freiberg brengin sullin, do man für yedie marck goldes pregisch gewicht gebin soll czwene unde drießig gülden unde for yedie marck silbers desselbin gewichts vyer unde sechczig großen. Di gülden unde großen, wacz derwirt, die uns gehoren, di sollin ire amptleuthe wieder uf dacz bergwerck brengen, unde dacz denn fürder uns antworten unde beczalen sullen, unde wen dacz oberqueme mit yren amptleuthen, die darczu gesetzt weren, die gold und silber nicht in yre müncze antworten, als obin geschrebin stet, den sol man büssen also der münze recht ist. Das Gold und Silber, das im Bergwerk gewonnen wird, bekommen die jeweiligen Amtsleute. Diese senden es an die Münze in Freiberg. Die Waldenburger bekommen 32 Gulden pro Mark Gold bzw. 60 Groschen pro Mark Silber. (1 Mark sind ca. 230 Gramm) Die Münzen, die übrig bleiben (und also den Markgrafen gehören), soll man zurück in die Bergwerksverwaltung bringen und dort auf Verlangen den Markgrafen auszahlen. Wer anders verfährt, soll bestraft werden.
Ouch saln unser gnedigen herren obgenannt keinen freihen marckt lassen beruffin eyner halben mylen weges von ernfridisdorffoder von dem thume, oder von dem geyer, oder by einer halben mylen weges von wolckenstein oder Czope, is were den dacz yre amptlythe erkenthen, dacz is noth were, unde dacz man des nicht enpehren kunde, so mogen unsere gnedigen herren den lassen beruffen, unde den haben, dacz sie doch mit unsernwillen und wißen thun sollen Die Markgrafen sollen keinen freien Markt zulassen im Umkreis einer halben Meile um Ehrenfriedersdorf, Thum, Geyer, Wolkenstein und Zschopau. Wenn die Amtleute feststellen, dass ein solcher Markt im Sperrgebiet irgendwo unentbehrlich ist, sollen sie ihn nur mit markgräflicher Zustimmung gestatten
doch so mag yederman, der do buwet, syn brot, fleysch unde getrenckewol do hoben uf den bergwerke mit, di wyle der frye marckt nicht beruffen ist, dacz wirr nicht weren noch hindern sullen, sunderlich byer, ob dis ymand do schencken wolde, der sullte sich des yn unserer herren steten erholen, und wir sullen bestellen, daczman yn dacz yn gewönliche kauffe geben sall, alsman dacz thut in andern steten, die darumb gelegen sind. Es were denne, dacz es yn darinne gebreche, so sullen sie sich anders wo irholen, in welchen steten sie mogen. Ouch sullen wir unde unsere erben uf denselben bergwercken fleyschbencke, brtbencke czolle unde hüttenczinuß, unde dacz schrot anrecht haben, nach gewonheit unde rechte, als dacz uf andern yren bergwercke gewonheit unde recht ist. Jeder Bergmann darf sein Brot, Fleisch und Getränk mitbringen. Das gilt, bis jemand dort einen Bierausschank (eine Kantine) eröffnen will. Derjenige muss sich das Bier in einem Brauhaus der Waldenburger holen - wenn sie welches haben. Sonst kann er anderswo kaufen. Im Bergwerk selbst sind Fleischer- und Bäckerbuden erlaubt, wie in anderen Bergwerken auch üblich.
Auch sullen unser leuthe, die yczund albereit buwen uf den golt oder silbergengen uf unsern gütern,dabie blieben, unde wenne yr bergmeyster uf den berg komit, so sullen sie die lehn von ym empfaen, wacz aber ledig were und lege, dacz sall ir bergmeyster lyhen also dacz gewonlich ist. Die Bergleute der Gold- und Silberbergwerke werden durch die Markgrafen übernommen. Wenn der Bergmeister zu ihnen kommt, sollen sie auf die neuen Herren offiziell verpflichtet werden. Unbenutzte Gruben soll der Bergmeister neu vergeben
Es ist ouch geteydinget, were dacz Czehngenge gingen ander golt oder silbergenge schaden nicht gearbeiten konde, so sullen die Czehn genge stille legen, unde das golt oder silberbergwerck sall vor sich gehen bis so lange, bis man di czen genge ane schuld, schaden der golt oder silbergenge geerbeyten mag. Kommen sich Zinnbergbau und solcher auf Gold und Silber ins Gehege, wird der Zinnbergbau stillgelegt, bis der Gold- und Silberbergbau nicht mehr lohnt.
Were och dacz eginante bergwerck wüste würde und ledig lege also, dacz man dcz nicht mehr buwete, so sal dacz gerichte wieder unser seyn, bis also lange, bis dacz golt unde silberwerck weder buwehaftig werde, ane geferde. Wird das Bergwerk stillgelegt, geht die Gerichtshoheit wieder an die Herren von Waldenburg über.
Unter Zeugen gesagt und geschrieben durch die Herren von Waldenburg
in Grimma 1407, am Sonntag St. Gallen

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