Nachkriegszeit um 1650

Einer allein
war übriggeblieben! Als die kaiserlichen Soldaten 1632 in Krumhermersdorf einzogen, hieß es Hals über Kopf flüchten. Und die Kuh? Die Federbetten? Den Sonntagsrock? - Wenigstens paar Sack Getreide noch schnell auf den Wagen!
Die Soldaten waren bereits zu hören! Hans Uhlmann, elf Jahre alt, rannte vor Angst schon voraus in den schützenden Bornwald. Nachbarn nahmen ihn mit, und erst Tage später erfuhr er: Vater, Mutter, die großen Brüder und selbst die kleine Schwester Dorothea, erst drei Jahre alt, alle waren erschlagen worden, das Haus abgebrannt, der Garten verwüstet, die Tiere mitgenommen ...
Hans wuchs bei Verwandten auf; er hatte Glück und überstand all die Seuchen und Hungersnöte. Mitunter ging er zu dem Haus, in dem er geboren war - zu den Ruinen des Hauses! Längst wuchsen Birken im Flur ohne Decke und Brennesseln meterhoch zwischen den Mauern der Küche. Fast 50 Jahre mussten vergehen, bis er sich einen Wunsch erfüllen konnte: Hans und seine Frau Katharina kauften die verfallene Brandstätte, das verwahrloste Land für ihren Sohn Christian.

(aus der Chronik zum Haus der Autoren)

Fünfzig Jahre nach dem Krieg lag manches Bauerngut und Haus immer noch unbenutzt und verfallen: Es fehlte zunächst an Menschen, all das Land wieder zu bewirtschaften. Aber da war noch ein Weiteres: Krumhermersdorf hatte wieder einen Grundherren.

Georg Friedrich von Metzsch
auf Reichenbach und Friesen

nannte sich der neue Herr, der das Erbe der Rüxlebens übernahm. Und als erster der Herren im Ort wohnte. Nein, zu Prunk und Verschwendung war mit dem entvölkerten Dorf gewiss nicht zu kommen. Aber es gab da alte Steuerlisten von vor dem Krieg.

Herr von Metzsch ließ erneut aufschreiben, wer wieviel zu geben hatte. Und die unbenutzten Höfe? Nun, da läpperten sich die Rückstände halt über Jahre und Jahrzehnte zusammen! Und wer solch ein Gut übernahm, durfte als erstes all diese Steuern nachzahlen.

Das war bei den ersten Wiedereinrichtern für Herrn von Metzsch ein einträgliches Geschäft, gewiss! Nur zeigte sich schon nach wenigen Jahren der Pferdefuß, denn kaum einer konnte und wollte all die rückständigen Abgaben zahlen. Nach Jahrzehnten lagen daher immer noch Höfe "wüst und abgebrannt". Um 1670 kaufen Hans Uhlmann und sein Sohn Christian das Gut der Autoren. Jetzt bequemt sich der "hochedle und gestrenge Herr von Metzsch", auf die ihm zustehenden Abgaben der vergangenen Jahre zu verzichten. Und der Pfarrer merkt's lobend an im Kirchenbuch, wie sich der Grundherr gar wohl um den Ort bemüht habe!


Raubritter von Schellenberg
Unter denen von Waldenburg
Cornelius von Rüxleben