Bio-Gas
und
pfluglose Bodenbearbeitung

Die Agrargenossenschaft im Frühling 2001



Wem fällt beim Anblick dieses Güllebeckens nicht übelster Gestank ein?
Igitt, und das in meinem PC!!!

Es ist wirklich himmelschreiend, meinte auch Jens Beyer, der Chef der Krumhermersdorfer Agrargenossenschaft. Nein, nein, nicht so sehr die derbe Landluft. Aber das ist doch das reine Erdgas, was da zum Himmel steigt und erheblich zum Treibhauseffekt beiträgt! Und dann bezahlen wir eine Riesenrechnung an die Energieversorgung!

Da kann man sich schon mal Gedanken machen; zumal, wenn man ein technisches Studium hinter sich hat. Wenn man diese 1.000 m3 Gas auffangen würde ... aber so einfach ist das nicht. Man muss es schließlich nicht nur auffangen, man muss es auch reinigen und verwerten.

Es gibt durchaus schon Ideen dazu, wie man mit teuren Edelstahlkesseln das letzte Kilojoule aus der trüben Brühe holt. Kommt für einen Agrarbetrieb im Mittelgebirge finanziell nicht in Frage! Also erfand man in Krumhermersdorf selbst, probierte selbst, baute selbst: Ein ehemaliges Stallgebäude wurde nicht mehr gebraucht, das wurde zum beheizbaren Güllebehälter ausgebaut. Hier durfte bei 43 Grad die Gülle gären, ausschwitzen, was an Biogas in ihr steckt. Das gesammelte Gas wird gereinigt, beispielsweise wird hier aus dem übel stinkenden Schwefelwasserstoff (faule Eier) reiner Schwefel, gekühlt - dabei gibt es die Feuchtigkeit ab. Und dann 1 - 2 - 3 in das Dieselaggregat hinein.

Das heißt, für Dieselantrieb war dieses Aggregat mal entwickelt worden. Aber mit einigen Umbauten läuft es auch mit Methan, dem Hauptbestandteil des Biogases. Erzeugt Krach und Hitze und - Strom, 1.000 kWh pro Woche! Wofür die Energieversorgung bezahlt! Nicht schlecht, das heißt den Spieß gekonnt umdrehen! - Die Wärme heizt gleichmal das Güllebecken mit; und nur für den Lärm hat Jens Beyer noch keine Verwendung gefunden ...

Draußen, am Güllebecken stinkt es noch erbärmlich. Sollte nicht eigentlich ... ? Jens Beyer erklärt: Da ist noch alte Gülle drin, von vorher, in zwei Wochen ist die raus! - Er sieht den skeptischen Blick. Ein großer Schierling muss dran glauben, den hält er vor das Ausflussrohr der Biogas-Anlage. Hier riech mal! - Tatsächlich, das Zeug sieht zwar eklig aus, aber es riecht fast nicht!! Die Einwohner werden uns das zu danken wissen, meint er. Und wir können nun das ganze Jahr solche geklärte Gülle ausbringen.


Womit er beim zweiten Thema ist: Die pfluglose Bodenbearbeitung. Die alteingesessenen Bauern sehen das mit Skepsis an: Wie soll der Boden locker bleiben, wenn ihr mit den großen Maschinen drauf rumfahrt und dann nicht umbrecht? -
Und doch ist der Boden lockerer. Drei, vier Regenwürmer findet man sicher in einem Spatenstich Boden nach unserer Bearbeitung. In gepflügtem Boden maximal einen. Weil bei uns die Mikrostruktur, also die Lebenswelt der ganzen kleinen Bodentiere erhalten bleibt. Das vermindert auch die Bodenerosion. Früher sah man bei Neuschnee oben auf dem Berg immer braune Schleier auf dem Schnee: Fortgewehte Krume. Das ist Vergangenheit! Der Boden wird jetzt besser festgehalten, und ist obendrein so porös, dass wir bei jedem Wetter Gülle ausbringen könnten!

Und die Erträge? - Zu Anfang war es schwierig, der Boden musste erst wieder zu einer Lebensgemeinschaft werden. Aber seit 1994 haben wir Erträge höher als der sächsische Durchschnitt. Bei Bodenzahl 28! Da staunen selbst Experten aus Amerika ...


C+H Doerffel
Krumhermersdorf Juli 2001
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