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1921 - 1964
Notizen zu den Glocken


Kirchenarchiv Krumhermersdorf


Das Alter der Sau-Glocke

S. 7Marienthal1490
S. 30Reinsdorf1466
S.49Ebelsbrunn1432+1436*
S. 50Bockwa1484+1487
S. 62Dorfchemnitz1470?
(oder 1419)
S. 66Baiersdorf1464
S. 91Erlbach1475
S. 107Stenn (vgl S. 14)1434*
S. 111Weißenborn
(vgl. S. 76)
1498+1480
S. 136Waldkirchen1472
S. 180Eibenstock1480
S. 186Niederrabenstein1459
S. 194Zwickau1482

Sachsens Kirchengalerie (um 1840) beschreibt ausführlich all die Kirchenglocken ihres Gebietes. Die Tabelle zeigt Glocken vor 1500. Die mit * bezeichneten Glocken tragen nur Jahreszahl und die Namen der vier Evangelisten. Man kann also annehmen, das in der hiesigen Gegend erst um 1430 Glocken mit Text aufkamen, und erst um 1460 längere Sprüche Mode wurden.. Die Krumhermersdorfer Sau-Glocke (völlig ohne Inschrift) dürfte demnach vor 1430 gegossen worden sein - das würde zur Bauzeit der Kirche um 1400 passen.

Die o.g. Kirchengalerie erwähnt übrigen ZWEI solche alte Glocken.


Erwähnung der Glocken


Beschreibung der Glocke

Die Sau-Glocke hat eine raue, poröse Oberfläche ohne Text und Bild. Die einzige Verzierung sind dünne Bogen (Halb-Ellipsen) unter dem oberen Kranz, ca 2cm hoch und 1 cm breit. Der untere Rand weist viele kleine Scharten auf.

Frau Schilling von der Apoldaer Glockengießerei (dazu befragt) führt die Oberfläche auf noch wenig entwickelte Gießtechnik zurück und NICHT auf eine Lagerung im Boden über Jahrhunderte.


Überlieferungen zur SAU-Glocke

Der Sage nach wurde diese Glocke von weidenden Schweinen ausgewühlt. Als Fundort nennen einige Autoren (naheliegenderweise) den Kirchhof im Bornwald und bezeichnen diese Glocke darum als ehemalige Berthelsdorfer Glocke.

Diese Sage kam um 1900 herum auf. 1904 schreibt der Pfarrer in der Neuen sächsischen Kirchengalerie, die Glocke sei sehr alt und stamme wahrscheinlich aus dem zerstörten Berthelsdorf im Bornwald. . Pfarrer Müller (ab 1920) nennt sie bereits mit Überzeugung "Sauglocke", und dieser Name blieb an ihr kleben.

Obwohl es keinerlei Beweis dafür gab. Vielmehr einige Indizien, die dagegen sprechen:

Zu vermuten ist, dass Krumhermersdorfer Einwohner ein gehörtes VIELLEICHT dem neuen Pfarrer als altehrwürdig-überkommene Volkssage verrieten ...


Die Sau-Glocke entkommt dem Schmelztiegel

Wenn das 1921 stattfand, dann hat die Sau-Glocke offenbar den Krieg überlebt. Warum? Schien ihre sehr alte Legierung für die Granaten-Herstellung ungeeignet? Oder kamen weniger historische Glocken zuerst in den Tiegel? Wohl eher das Erstere, denn sonst hätte man nicht drei Jahre NACH dem Krieg solche eine Glocke für das Einschmelzen vorgesehen.

Wie wurde die kleine Glocke dann gerettet? Aus den Unterlagen der Kirche geht nichts dazu hervor. R. Timme schreibt 1930, die Glocke befinde sich im Besitz des Fabrikanten F.H. Öhme. Pfarrer Müller schreibt in der Kirchenchronik, daß der Fabrikant Emil Öhme diese Glocke der Gießerei wieder abkaufte. Irgendwie kam diese Glocke dann vor 1940 in den Besitz des Erzgebirgsvereins, der sie aber auf dem Turm beließ.

Nach mündlicher Überlieferung gab es einige bürokratische Schikanen, die den Abtransport der Sau-Glocke 1941 verhinderten. Sie wurde bei einem Vereinsmitglied (Gasthof Timmel, im Oberdorf) auf dem Boden gelagert bis zum Ende des Krieges, dann aber wieder auf den Turm gehängt.


  1. Die alten Glocken waren als "Meltallabgabe" im 1. Weltkrieg durch die Regierung beschlagnahmt worden.
  2. Das wurde später von der Apoldaer Glockengießerei als sehr fraglich hingestellt.