Reformation

Herzog Georg von Sachsen an Johann, Bischof zu Meißen

... wie der Pfarrer zu [Krum-]Hermersdorf im Amte Schellenberg am letzten Freitag ... sich also und dermaßen mit Trunk beladen, das er seiner Ungeschicklichkeit wegen ... langsam hervorgekommen [ist], hat noch 40 Personen gehabt, die er hat Beichte hören müssen, [so] daß sich das göttliche Amt weit nach 12 Uhr hingezogen [hat]. Und ist ein Mädchen, das auch das heilige Sacrament genommen, deswegen schwach geworden, daß es erbrochen [hat]. Und wie man sagt, so solle man noch etliche Stücken davon drinne gesehn und gerochen haben. Und nachdem die armen Leute nicht gewußt, was sie tun sollten, haben sie dasselbige genommen und ins [Weih-]Wasser geworfen. ... unser freundliche Bitte, ihr wollt ... gegen den Pfarrer... [euch] dermaßen mit Strafe beweisen, daß er in Zukunft von seinem losen, bösen Wesen abgehe, daran sich andre stoßen ...
Freitag nach Ostern 1519

Am Karfreitag 1519 ging der Krumhermersdorfer Pfarrer schießen - wohl zu einem Jahrmarkt oder Schützenfest, denn er betrank sich dort dermaßen, daß er den ganzen Sonnabend nicht einsatzfähig war und noch am Sonntag den Gottesdienst verschlief.

O weh, ausgerechnet zu Ostern!

Nun waren die Leute sicher von diesem Pfarrer einiges gewöhnt, das aber ging zu weit! Die Gemeinde beschwerte sich - siehe rechts. Was darauf passierte? Nun, nichts ... denn die Vorgesetzten dieses Pfarrers hielten schützend ihre Hand über ihn. Was vermuten läßt, daß auch sie keine ganz weiße Weste hatten. Jedenfalls vermelden alte Urkunden nichts dazu. - Warum auch? Solche Vorfälle waren schließlich nichts Außergewöhnliches, sie geschahen überall und seit langem: Die kirchliche Obrigkeit predigte Wasser und trank selbst Wein ...

Verschiedene frühere Versuche, diese Zustände abzuändern (etwa durch die Hussiten), waren fehlgeschlagen. Um 1520 jedoch sah es anders aus. Macht und Reichtum der Kirche waren so gewachsen, daß es beim Bestimmen im Land um die Frage ging: Kirche ODER Adel.

Ablaßhandel bringt Geld für Rom!
Gegen kirchliche Mißstände predigte Martin Luther, ihnen galten die bekannten 95 Thesen an der Wittenberger Schloßkirchentür. - Für Luther zielte diese Reformation auf Gewissensfreiheit. Für seinen Landesherrn, Friedrich den Weisen, auf Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung des Landes durch den Papst. Luther sammelte die Verbündeten, die es Friedrich ermöglichten, längst fällige Reformen durchzuführen, die sich für ihn und das Land gleichermaßen lohnten.

Anders im Herzogtum Sachsen, also unserem damaligen Land. Friedrichs "Kollege" Georg der Bärtige hatte es mit dererlei nicht so eilig, er fürchtete wohl gleichermaßen den päpstlichen Zorn und das Ausufern der Reformation in eine Revolution. - Der Beschwerdebrief (s.o.) landete bei den Akten ...

Sein Nachfolger Heinrich der Fromme dagegen zögerte keinen Augenblick, zu tun, was eigentlich längst erforderlich war. Um einen Überblick über kirchliche Macht und Möglichkeiten zu erhalten, ordnete er 1539 eine "Visitation" (Überprüfung) aller Kirchen und Klöster an und ließ sich genaue Berichte davon geben. Auch Krumhermersdorf wurde visitiert, doch war wohl nichts Überflüssiges an seiner Kirche, denn es wurden weder Land noch Abgaben zugunsten des Staates eingezogen. Und auch der jetzige Pfarrer gab keinen Anlaß mehr zu Klagen. Im Gegensatz zu dem von Waldkirchen: "Der Pfarrer ist vom Dienst suspendiert (entlassen), damit er sich an Lehre und Leben bessere".

Der Krumhermersdorfer Kirche gehörten laut Protokoll (siehe rechts) etwa 20 ha Land, von deren Verpachtung der Pfarrer lebte, sowie ein Stück Wald und etliche finanzielle Abgaben. Vom Küster (Kirchner und Lehrer) wird berichtet, daß er mit 4 ha Land auskommen mußte und in einem baufälligen Haus wohnte.

Viel hatte Heinrich nicht von seiner Aktivität, er starb bereits zwei Jahre später. Für seinen Nachfolger Moritz war das sicher günstig: Was Ärger erregte, war alles Heinrich gewesen, doch geschehen war geschehen. Es gelang ihm, sich trotz Reformation mit dem Kaiser (der dagegen war) zu einigen und mit dessen Hilfe das Kurfürstentum Sachsen - ehemals Friedrichs Eigentum - für sich an Land zu ziehen (1547, Schmalkaldischer Krieg). Womit Sachsen wiedervereinigt war ...

Nachdem Sachsen nun wieder ein Staat war, wurde manche Verwaltungsänderung eingeführt - die bekannteste ist wohl der Befehl von 1548 zum Führen von Kirchenbüchern, also Personenregistern. Man darf annehmen, daß auch in Krumhermersdorf ein solches Buch angelegt wurde, das aber nicht mehr existiert.

Ebenfalls in diese Zeit fällt die straffe zentrale Erfassung aller politischen Gemeinden und ihres Wertes, also der Frondienste und Abgaben an den Staat. Ein erstes solches Verzeichnis gibt es 1551 von unserem Ort, und erstmals liest man


Womit Verwechslungen, z.B. mit Hermersdorf bei Chemnitz, ausgeschlossen wurden. Warum aber Krum, das bleibt im Dunkeln; denn wegen krummen Dorfstraßen müßte hier im Gebirge jeder zweite Ort so heißen! Vielleicht war diese Bezeichnung schon vorher umgangssprachlich üblich geworden? Oder hatte das etwas mit Lateinisch CRUMENA, der Geldbeutel zu tun ???
C+H Doerffel
Krumhermersdorf 1998
Reichste Silberfunde!!
1551 - Der Bauer zahlt:
Kurfürstliche Jagd
Grundherr von Rüxleben in Ungnade
Zerstörung des Dorfs 1632
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