E. Zaffrahn / C+H Doerffel, Krumhermersdorf
Chronik der
DDR-Zeit

1980: Eine neue Gemeindeordnung

Wenn man nach 25 Jahren diese Gemeindeordnung aufschlägt, dann misst man das dort Gesagte unwillkürlich an den folgenden 10 Jahren DDR. Die Mehrzahl der angeführten Paragrafen macht aus dieser Sicht jedoch eher den Eindruck von frommen Wünschen. Lag es wirklich nur am unfähigen Sozialismus? Dann müssten ja all die Forderungen nach 1990 realisiert worden sein ...


Die Präambel:
Das Grundanliegen dieser Gemeindeordnung besteht darin, bei der weiteren sozialistischen Gestaltung unseres Ortes im Interesse aller Bürger Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Sie will damit einen Beitrag zur sozialistischen Lebensweise, zur Landeskultur, zur ständigen Verschönerung unseres Heimatortes und zur Durchsetzung der sozialistischen Gesetzlichkeit leisten. Die Gemeindevertretung wendet sich an alle Einwohner, Betriebe, Einrichtungen und gesellschaftlichen Organisationen, durch Bürgerfleiß, Initiative, schöpferische Mitarbeit und bewußte Disziplin das Anliegen der Gemeindeordnung durchsetzen zu helfen.

Bemerkenswerte Worte zum Umweltschutz:

Bemerkenswerte Worte zum Zusammenleben:

Der Rat der Gemeinde gewährleistet in enger Zusammenarbeit mit dem Ortsausschuß der Nationalen Front, mit den verantwortlichen Leitern und mit dem Abschnittsbevollmächtigten der Deutschen Volkspolizei die Durchsetzung und Kontrolle der Gemeindeordnung.


Lobenswerte Worte! Allerdings zeigen die Verweise, dass zur Wende 1989 merkliche Unterschiede zwischen Theorie und Praxis lagen. WARUM zeigte die damalige Bürgermeisterin die LPG nicht bei den oben genannten Kontrollorganen an für den Güllebach, der den Dorfbach speiste?

Kenner der damaligen Zeit werden einwenden, dass die Bürgermeisterin gegen die allmächtige LPG sowieso keine Chance hatte - ja warum eigentlich? Wegen der einen Hand, die die andere wäscht? Dann hätten ja all die Umweltsünder nach der Wende keine Chance mehr gehabt, etwa den Dorfbach mit Betonplatten einzufassen ...

Bei aller Kritik an der Durchsetzung dieser Satzung: Sie zeigt zum einen, dass auch in der DDR Umweltprobleme von "Partei und Regierung" wahrgenommen wurden. Und zum anderen, dass auch mit der Marktwirtschaft heute nicht alle damals erfassten Probleme lösbar sind.