In den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung bewohnten die Hermunduren das mittlere Deutschland, das heutige Thüringen und Sachsen. Da man nun von einer Auswanderung derselben, sowie von einer Einwanderung der im fünften und sechsten Jahrhundert daselbst sich befindenden Thüringer nichts weiß, so nimmt man an,daß die Hermunduren und Thüringer ein und dasselbe Volk sind (1). Zur Zeit der Völkerwanderung wurde Thüringen von Königen regiert (Merväus, Bisinius, Erminfried). Dieses alten Königreichs grenzensind bis an den Mayn und Elbe, ja gar bis an das Braunschweiger , Helmstedter und Wendische Land gegangen, hat gewisse Gauen gehabt, deren namen aber nunmehro vergessen. Ein jedere gegend, sonach den vier Hauptwinden, als die zwischen Magdeburg und dem Harzwald, so Nortgau oder Nort-Thüringen, die gegen den Thüringer Walde zu lag, darunter Salzungen, und was gegen Henneberg zu liegt Süd-Thüringen, die gegen Hessen zu, so West-Thüringen, die über der Saal und biß an die bömischen Berge gehet, Ost-Thüringen, oder Osterland und Libonothia genannt wurde, hatte ihre gewissePagos, wie solches aus denen Aetis der Welt berühmten Kayser Ottonum I. und II. so noch im vorigen Seculo (im 16. Jahhundert) zu Magdeburg im Kayserlichen Archiv gefunden worden, mit mehrerem erhellet". (2)
Unter Erminfried wurde das Königreich Thüringen von den Franken und Sachsen erobert und geteilt (Anno 531). Die Sachsen bekamen Nord-Thüringen, das Land zwischen Unstrut, Saale und Elbe, die Franken alles übrige. Letztere nannten das eroberte Thüringen "die thüringische" oder auch "die sorbische Mark", und verwalteten sie durch einen Markgrafen, auch Herzog, der in Erfurt seinen Sitz hatte. Diese Markgrafen regierten ziemlich selbständig und eigenmächtig. (Herzog Radulf empörte sich sogar gegen seinen eigenen König Sigbert). Sorbische Mark wurde sie genannt, weil die Sorben die benachbarte Völkerschaft waren. Allmählich nach Westen vorgedrungen, hatten sie sich nach und nach des ganzen Landes, welches später Meißen und Osterland genannt wurde, bemächtigten und nannten es Sirbia, Sorabia. Es zerfiel in verschiedene Gaue (3); wie Daleminzi, Nisani, Chutizi, Milin, Plisni, Scudici, Nizizi, Siuseli, Lusizi etc. Für uns sind Nisani, als der Gau, in welchem wir später Dresden finden, Chutizi, mit Chemnitz, Rochlitz, Leißnig etc., Milin, mit Zwickau, Mylau etc., und Dalaminzi, mit Lommatzsch, Meißen, Döbeln und Zschopau besonders wichtig. Über Lage und größe des Gaues Daleminzi, slavisch Glomaci > (4), gibt Dr. Posse folgendes an (5): "Dieser Gau grenzt im Westen an den Merseburger Gau Ostchutizi und erstreckt sich von der Chemnitz nach Osten ungefähr zwischen Meißen und Strehla über die Elbe bis zur Pulsnitz, während sich die Ostgrenze nach Süden zu links der Elbe die Saubach entlang durch den Tharanter Wald hindurch auf dem rechten Ufer der wilden Weißeritz bis nach Böhmen zog, wo das Erzgebirge die Südgrenze bildet. Im Norden gelten die Gaue Siuseli, Nizizi und in gleicher Linie sich anschließend bis zur Pulsnitz der Gau Lusizi als Grenze."
Gegen die da wohnenden Daleminzier wurde von Seiten der Franken und Sachsen verschiedene Kriegszüge unternommen: Karl der Große, im Jahre 805, gründete gegen die slavischen Völker seine Grenzmarken und legt Burgenan (Halle, Magdeburg, Hamburg); auch die Böhmen bekriegte er (6). Ludwig der Deutsche, der 856 einen Sieg über die Daleminzier erfocht und 869 die Böhmen unterwarf. Die übrigen Karolinger aber konnten nicht hindern, daß die slavischen Völkerscharen das fränkische Joch abwarfen und das fränkische Reich selbst bedrohten. Erst gegen das Ende des 9. Jahrhunderts, sowie im Anfange des zehnten gingen die Sachsen an die völlige Unterwerfung verschiedener Slavenstämme. Schon während der Regierung Ottos des Erlauchten hatte Herzog Heinrich einen Heereszug gegen die Daleminzier unternommen (7). Nachdem er aber König von Deutschland geworden war, Deutschland geeinigtund den neunjährigen Waffenstillstand mit Ungarn zur Einführung eines besseren Kriegswesens benutzt, auch verschiedene Burgen angelegt hatte, führte er so nachdrücklich Krieg gegen die Slaven, daß mit dem jahre 932, mit der äußerst blutigen Schlacht bei Lenzen, der Widerstandder sämtlichen slavischen Völker bis zur Oder gebrochen war. Auch die Böhmen hatte er 928 zu einem jährlichen Tribute von 120 Stück Ochsen und 500 Mark Silber gezwungen, da sie Gesandte seines SohnesThankmar (8) mißhandelt hatten. In seiner eigenen Hauptstadt gelobte der Herzog Wenzel, dem Könige treu und ergeben zu sein. (9)
Es war dies von großem Nutzen; denn die slavischen Völkerstämme schlossen sich in der Regel den in Deutschland einfallenden Ungarn an. Als solche Bundesgenossen finden wir die Daleminzier mehrmals erwähnt. Im Jahre 932 aber schlagen sie, nachdem sie König Heinrich vollständig besiegt, ihre Hauptstadt Gana zerstört, die Burg Meißen gegründet und ihr Land ganz erobert hatte, eine Einladung der Ungarn zur Beteiligung an dem Kriege gegen Deutschland aus.
Aus alledem ersehen wir, daß der Weg der Ungarn und Böhmen, wenn sie in Meißen einfielen, über das Erz- oder Lausitzer Gebirge durch Daleminzien führte (10). Heinrich hatte nach der Zerstörung von Gana seinen Weg über das Erzgebirge genommen; denn die Lausitz war noch nicht erobert, der Weg über Pirna nach Böhmen wurde erst Anfang des 15. Jahrhunderts eröffnet, infolge der Fehde gegen die Burggrafen von Dohna (11); an den Weg über Freiberg war vor der Gründung der Stadt Freiberg nicht zu denken (12), und der über Zwickau stammt aus der Zeit des Wiprecht von Groitzsch.
So blieben Heinrich eigentlich nur zwei Wege über das Erzgebirge: Die Straße über Dohna und über Zschopau, und außerdem der Weg durch das Saalthal. Er mochte nun wählen, welchen er wollte, so mußte er doch auch für nötig finden, die Grenzen des eroberten Gaues Daleminzia zu sichern. Damals also könnte das Schloß Zschopau zum Schutze des Flußüberganges und wohl auch der Grenze gegen Böhmenerbaut worden sein.Beweisen läßt es sich zur Zeit noch nicht. Den einzigen Grund, den die beiden verfasser der Chronikenvon Zschopau, Simon und Dr. Meinhold, für diese ihre Ansicht angeben (13), halte ich nicht für stichhaltig. Sie berufen sich dabei auf Thietmar, der da pag. 35 schreibt: daß er (Heinrich) außer den Städten Merseburg und Eilenburg, auch noch mehrere Städte, und in denselben Kirchen zum Heile seiner eigenen Seele, aus frommer Andacht gestiftet und zur Wohlfahrt seines Reiches erbauet habe. Besser würden hierfür die Beiträge und Frondienste von Krumhermersdorf und Gelenau sprechen, die aufs Schloß zu Zschopau zu liefern und dem betreffenden Herrn zu leisten waren (14) - denn Heinrich hatte solches für die zu seiner Zeit erbauten Städte angeordnet - und die Bauart des Dicken Heinrich, eines runden Turms im hiesigen Schloßhofe. (Das Schloß selbst ist mehrmals abgebrannt und vielfach verändert worden.)
Auch am Namen der Stadt läßt sich das Alter der Stadt nicht genauer bestimmen. Ich bin der Ansicht, daß das Wort Zschopau mit allen seinen Varianten Tzschachpe, Scopa, Scapa, Zopa, Tschopa, Tschope, Tzschopa, Tzschoppe, Czopowa (15) slavischen Ursprungs ist, lasse aber dabei gelten, daß Zschopau als grenzort der Gaue Daleminzia und Chutizi und Böhmens verschiedene Namen geführt haben kann. Zschopau lag an der Grenze des praedium Hersfeldense (16); vielleicht hat sogar das lateinische scopa = Fels eine gewisse Berechtigung. Sicher ist, die Erklärung des Wortes macht Schwierigkeit. Sagen doch Preußker: "Vaterländische Vorzeit" III, 231 und Jannisch I, 31 daß der Name slavisch gar nicht zu lösen sei. Grimm, Mythologie 118 meint, Zschopau komme vom kaukasischen zschoppei = Felsengipfel her. Hey (17) leitet es von sapawa = die Reißende, Zischende, Tosende ab.
Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß auch in hiesiger Gegend Deutsche und Slaven beisammen gewohnt haben, sei es nach der Völkerwanderung, in der ein Teil des von Germanen innegehabten Landes den nachdrängenden Slaven überlassen blieb, sei es in späterer Zeit, die durch das Zurückgehen der Deutschen nach Osten hin auch keine vollständige und gewaltsame Germanisierung der eroberten slavischen Länder mit sich brachte. Gingen doch Jahrhunderte vorüber, ehe in so manchem östlich gelegenem Lande der deutschen Kolonisation die Eroberung folgte (18). In dem Zusammenleben der Deutschen und Slaven dürfte aber recht wohl ein Sichanbequemen des einen oder anderen Teils, ein Sichergänzen beider inbezug auf Benennung der Orte begründet sein.
Oft verbreitet in schwierigen Fällen der Volksbrauch noch einiges Licht. Auch in diesem Falle existiert im Volksmund als Benennung für die Stadt die Zschap Dies weist vielleicht zurück auf Czlap oder Sclap = Paß, Paßgang, Pferdetritt. Das gestrichene l ist von den Deutschen als unaussprechlich weggelassen worden. Wenn nicht Czopowe als Name der Stadt erst in späteren Urkunden vorkäme, so würde diese Ansicht mit der im Begleitworte zu der dem vierten Jahresberichte beigegebenen Karte von Zschopau und Umgegend so ziemlich zusammenfallen; denn dort heißt es: Czopowe heißt im Polnischen Paßort, Ort, an dem man die Passagegebühren zu zahlen hat.
Die Endung owa und owe halte ich für deutsch; owe = das Wasser, Strom (19). Es kommt öfters vor, daß sich zwei Sprachen in ein und demselben Worte wiederfinden: Mongibello aus Monte und arabisch Gebel=Berg, Donau aus dem deutschen Aue und dem skythischem Don etc. (20) Zschopau würde sich also zusammensetzen aus dem althochdeutschen owe und dem slavischen oder polnischen Czlap oder Czop, so daß es also soviel heißt wie Paßwasser, oder auch "Spund, Zapfenwasser". Beides ist möglich, ja sogar wahrscheinlich.
Paßwasser: Denn am linken Ufer der Paß durch Johannis- und Wiesenstraße (früher Zschopenze), am rechten, zum Aufstieg nach dem oberen Gebirge, der Paß nach Krumhermersdorf. Spund- oder Zapfenwasser: Der ganze Bezirk nach Annaberg hinauf mochte in der frühesten Zeit völlig unzugänglich sein, daher wurde er ja auch die Wilde Ecke genannt, das Wasser kam also für die Passanten wie aus einem Fasse, einem Spunde, einen Zapfen. Für diese Ansicht scheinen auch die Namen Zschopau für die Stadt und Wildeck für das Schloß zu sprechen, nämlich: Zapfenwasser = Herausfließen des Wassers und Beginn der wilden Ecke.
Später trug man den Namen, mit Beibehaltung desselben für den unterdessen entstandenen Ort, weiter an dem Flusse hinauf, bis oberhalb Wolkenstein wieder Halt gemacht wurde. Da wußte man nicht, ob die Preßnitz die Zschopau sei oder nur einer ihrer Nebenflüsse. 1529 finden wir die Preßnitz in der That als Zschopau in einem Schied, die Bergreviere betreffend (21). Erst am Anfange dieses Jahrhunderts [1800] sind die Gelehrten (der gewöhnliche Mann heute noch nicht) einig geworden, das Wiesner Wasser und weiter hinauf den Schladenbach Zschopau zu nennen.
Mit der Stadt Zschopau ists wie mit so mancher anderen deutschen Stadt, die aus bloßem Fährenhäuslein oder Einzelgehöfte an einer Furth oder Brücke allmählich zur Stadt erweitert worden ist (22). Die Überschreitung von Flüssen mittels Furthen ist natürlich viel älter als die mittels der Brücken. Trotzdem glaube ich irrt man sehr leicht, wenn man durchaus beweisen will, daß in jedem Falle, in dem Orts- und Flußname identisch sind, der Ort den Name vom Flusse erhalten habe. Denn die Efahrung lehrt sehr oft das Gegenteil. Für Flüsse und Bäche, Teiche und Seen hat man nur Allgemeinnamen, wie die Bach, das große Wasser etc. Die näheren Bestimmungen hierfür aber, oder die Bestimmungswörter, hingen teils von Orten (Dorfbach, Steinbacher Wasser, Schladenbach etc) teils von den (zumal Flüsse vom langen Lauffe) verschiedenen Namen, die die Flüsse bei den verschiedenen Völkern führten, ab. Wie oben erwähnt von der Donau=Wasser, oder Das Wasser, welches auch Don genannt wird. Noch zu Merians Zeit machte man einen Unterschied zwischen dem Orte Zschopa und dem Zschop Flusse.
Da Zschopau sicher seine Entstehung der Furt und seine Bedeutung in den früheren Jahrhunderten fast nur der Straße nach Böhmen zu verdanken hat, so sei dieser hier noch besonders gedacht. Hermann Heller sagt in seiner Abhandlung " Die Handelswege Inner-Deutschlands im 16. bis 18. Jahrhundert" (23): Im Laufe des 16. Jahrhunderts entwickelte sich eine Handelsstraße, die von Prag aus in grader nordwestlicher Direktion nach dem Herzen Deutschlands zielte. Sie führte unter dem Namen der Hohen Straße aus Italien und Ungarn durch Österreich, Mähren und Böhmen, über Wien und Prag, von Prag aus über Schlan, Saaz und Komotau zu dem Sebastiansberger Passe und dann, einem kurfürstlichem Mandate vom 4. Mai 1643 zufolge, mit Benutzung des Zschopau-Chemnitz und Pleißetals, über Reitzenhain, Marienberg, Zschopau, Chemnitz, Penig, Alten Mörbitz, Frohburg und Borna nach Leipzig. Es war die direkte Verbindung zwischen Triest und Hamburg.
In den früheren Jahrhunderten gab es keine Straße über Marienberg und Reitzenhain. Sie führte über Lauterbach und Niederlauterstein nach Zöblitz (24). Auch von hier nach Chemnitz scheint sie einen anderen Verlauf gehabt zu haben (25). Was aber den Übergang über die Zschopau betrifft, so kann ich nicht nachweisen, ob nicht in der frühesten Zeit der Durchgang, die Furt, beim sogenannten Stegvorwerk gewesen ist. Dagegen spricht allerdings die Lage des Schlosses, welches sicher zur Bewachung des Überganges über die Zschopau angelegt wurde, und die Thatsache, daß Krumhermersdorf die Brücke baulich zu unterhalten hatte (26). Doch der Staat konnte sie auch aufgegeben haben. Noch vor 1516 führte die Brücke fast genau an der jetzigen Stelle über die Zschopau. Aus dem angeführten Jahre stammt die erste Zoll- und Geleitsverpachtung des Herzogs Georg an die Stadt (27). Von Zschopau aus aufwärts muß die Straße weiter nach Krumhermersdorf zu geführt haben, da die alte böhmische Straße mindestens die Kirche dieses Ortes rechts gelassen hat, wie aus folgender Urkunde von 1292 hervorgeht [Es folgt der Text in Lateinisch]
Dieser Abschnitt gab in den folgenden 100 Jahren zu merklich Verwirrung Anlass, deshalb sei Folgendes klargestellt:
Das alles spricht GEGEN Herrn Herfurths Konstruktion zum Straßenverlauf. Richtiger dürfte sein, dass die böhmische Straße bis Hohndorf der heutigen Alten Marienberger Straße folgte, dann jedoch links abbog und quer durch den Bornwald/Heinzewald Richtung Rübenau verlief. Mehr dazu in Doerffel 1988.
Die Bezeichnung antiqua semita Bohemorum veranlaßt mich hier noch auf einige mögliche Fälle von Benutzung dieser Straße hinzuweisen; ich werde mich dabei nur auf solche beschränken, die von Geschichtsschreibern schon als wahrscheinlich hingestellt wurden. Siehe Palacky I, 275 flg. Schöttgen, Diplom. Nachlese V, 206 Thietmar, Lib VI, 142, Mitteilungen des Dresener Vereins für Chemnitzer Geschichte IV, 125 und 131. Hering I, 28; II, 3. Palacky V, 283 flg. Erler II, 390. v. Giesebrecht u.a.
Ich benütze die Gelegenheit, gleich noch auf ein bis jetzt nicht gelöstes Problem der Urkunde vom Jahr 1292 aufmerksam zu machen. Sogar Gautsch (28) hat in seinen feinen und so trefflichen Erörterungen die Frage: Was ist das für ein neidberg? nicht zu beantworten vermocht. Er meint schließlich, daß der Rongstockbach oder die Natschkau, oder wie sie noch heute bei den Leuten der dortigen Gegend heißt, die "Natschung" , welche noch jetzt die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen bildet, schon damals die Grenze gewesen sei.
Die Grenze des Praedium Hersfeldense, sie mag nun zugleich die Grenze zwischen Böhmen und Meißen gewesen sein oder nicht, ist entschieden weiter nach Sachsen herein zu suchen. Das Neidberg ist sicher das heutige Rittersberg, dessen Vorwerk Neudeck eigentlich "Neid eck" heißt (29). Auch daß dieses Vorwerk früher Lehngut war, dürfte darauf hinweisen. Die Stelle der Urkunde et ab amne, qui preterfluit ante Nidperg, im Zusammenhang mit dem Vorhergegangenem, weist darauf hin, daß noch ein anderer Fluß in Frage kommt, sonst würde doch irgendein Wort auf die Pockau sich zurückbeziehen. Es scheint also, als wenn ein anderer Fluß noch näher an dem eigentlichen Neidberg, welches Werner erbaut hatte, vorüberfloß, und dieser andere Fluß ist nach meiner Ansicht die rote Pockau, welche allerdings dem ursprünglichem Rittersberg näher ist (30). Was aber den Wernher betrifft, so glaube ich, es ist Werinher, der Markgraf der Nordmark, Liuthars Sohn. - Wenn wirklich unser Dienst- und Lehnsadel durchschnittlich nicht auf eigenen Burgen hauste und nur allmählich zu einer gewissen Territorialherrschaft, zu größerer Freiheit und höherem Ansehen gelangte, so müssen wir einem ziemlich hochgestelltem Manne das Erbauen von Neidberg zuschreiben - Er bedurfte eines Schlupfwinkels zu seinen Thaten. Ich erinnere nur an die Entführung der Liutgard, der Tochter Eckehards I. (31) und an die Ermordung Dedis, des Markgrafen von Meißen. Nachdem seine Gemahlin 1012 gestorben war, versuchte er eine zweite Entführung, verlor aber dabei das Leben (32).